Quer Beet

Als Frischling war ich  besonders darauf bedacht, auch ja den kürzesten Weg zwischen Start und Ziel zu fahren. So auch an diesem späten Vormittag vor 3 Jahren, als ich Frau Gundula Rantig aus der Dialyse abholen sollte.

Vom Klinikum BHV-Reinkenheide fuhr ich Taxiregelkonform über Schiffdorf Richtung Geestenseth, bog kurz vor Sellstedt nach Hosermühlen ab, um von dort nach Donnern zu gelangen und über die Jägerstraße zur B71. In Heerstedt rechts durch Lunestedt bis nach Hollen. Gut 19 Km und 33 Minuten hatte das Spektakel gekostet. Und was war der Lohn?

„Beim nächsten Mal möchte ich bitte nicht wieder über den Acker gefahren werden!“

Ihre bevorzugte Strecke führt über die A27 zur Abfahrt BHV-Süd auf die Alte B6 und weiter über Wittstedt zum Ziel. Das sind ca. 24 Km und es dauert aber nur 24 Minuten.

Bei Krankenfahrten wird das Taxameter nicht eingeschaltet, die Abrechnung erfolgt pauschal. Deshalb kommt es hier vor, das auch mal ein Auge zugedrückt wird, besonders bei Vielfahrern, wie den Dialysepatienten und wir fahren nicht unbedingt die kürzere, sondern die komfortablere Version.

Redundanz

Mit dem roten Sprinter unterwegs zu einer Gaststätte in Stotel. Angerufen hatte die Dorfkneipe, es geht um den Transport eines Rollstuhlfahrers, denn ich las auf meinem PDA den Hinweis unter Besonderes: 1 Rolli

Dort angekommen bereite ich alles für den „Schwertransport“ vor. Hintere Türen auf, Rampe ausfahren und runterklappen, Warnblinker an.

So schlurfe ich cool in den Gastraum und wende mich an die Wirtin, wegen ihrer Taxibestellung. Sie schaut sich um und ruft:

„Rolliiiii, dein Taxi ist daaaa!“

Und so lernen wir, das ein „Rolli“ der Spitzname für einen Rollstuhl als auch einen Rolf sein kann.

Nobler Preis für Statik

Keine Ahnung

Gesehen am Lidl-BHV, Carsten-Börger-Str.

Moinsen, die diesjährige Ehrung für Statik geht an die Grafiker, denen dieses Photoshop-Wunder gelungen ist. Die Sache mit den „Extra-Rädern“ will ich einfach nicht verstehen, scheint wirklich unheimlich kompliziert zu sein. Deshalb von mir der mit einem gebrauchten Joghurtbecher (mit Sahne) dotierte Noble Preis 2013.!

Schoolgirl

Hatte mich gerade im Pausenraum in Hagen auf der gemütlichen Couch ausgestreckt und zappte durchs Programm der verschiedenen Anbieter bewegter Bilder, bis mein Drückedaumen endlich bei einer meiner Lieblings-Seifenopern mit Lachern vom Band anhielt und meine Gedanken von nun an um die Urknall-Prinzipien kreisten.

Das Telefon läutete einmal, das Zeichen für Arbeit. Mühsam organisierte ich die Aufwachphase meiner zur Auftragsentgegennahme erforderlichen Gliedmaßen. „Möpmöpmöp“, rief das mobile Computerlein, als ich noch im Zeitlimit den Annehmen-Knopf betätigte.

Ich beäugte die Anzeige und las mir den Datensatz vor, lernte ihn auswendig. Nee, brauchte ich nicht wirklich, denn diesen Job hatte ich schon minsensens 50 Mal gefahren. „Kleines Mädchen mit leichter Behinderung von der Schule abholen und nach Hause bringen“, stand da, so ziemlich dementsprechend, der Doppelname war mir ein Begriff.

Der Rest war Routine. Zur Schule gebrettert, wie immer auf dem Schulhof das kleinste Mädchen mit der lautesten Stimme irgendwo im Getümmel gesucht, den Schulranzen mit Rollen aus dem Dreck gezogen und ab ins große Auto mit dem witzigen Schild auf dem Dach, Motor an und los. Nur eben um die Ecke, eine Ortsfahrt.

Ich bog gerade in den Kassebrucher Weg ein, da find die Kleine an zu zappeln, schüttelte den Kopf und rief:

„HerrTaxifahrer, wo wohne ich eigentlich???“

„Gleich dort oben rechts rum, hinter den Sieben Bergen der nächste Weg wieder rechts!“

„Nein, ich weiß nicht, da wohne ich nicht!“

„Aber da fahren wir doch immer hin!?“

Etwas desorientiert scrolle ich am Display meiner Auftragsmaschine runter und wollte gerade laut vorlesen, da……ähäm,ähäm entdeckte ich doch glatt ein Memo am Ende des Monitors.

Mandy-Chantal wohnt jetzt in Sandstedt!

„Hihi“, lachte ich verlegen zu meiner Fahrgästin und gestand meinen Fehler ein. Sie war dann auch etwas entspannter, als wir den Weg zum neuen Zuhause ansteuerten.

Seit dem habe ich mir versprochen, immer brav alle Infos nachzurubbeln!

 

Dankeschön

Vorletzten Freitag musste ich wieder im den Hafen. Mir graute schon, das wieder eine Horrorfahrt anstünde. Aber es kam anders. Am Gebäude des NTB-North Sea Terminals wartete deutlich sichtbar eine Gruppe junger Leute auf mich.
Fröhlich gelaunt stiegen sie zu und wollten gern nach Bremen gefahren werden.
Es wurde eine sehr lustige und unterhaltsame Reise, mit Leuten, die in der Schule nicht nur Tanzen und Klatschen als Hauptfächer hatten!
In Bremen am El Mundo angekommen zeigte das Taxameter 135,00€, auch wegen ein paar Stopps, der Getränke wegen. Ich bekam noch einen 5er schwarz dazu und ich machte mich auf den Rückweg.
Leute, das war echt lustig. Was alles passiert ist unterwegs schreibe ich hier nicht! Vielen Dank und Gruß an euren tollen Chef, der alles bezahlt hat!

Der Wolf +

Am Pam bricht immer gegen Türzu Uhr Taxipanik aus. Dort, wo sich eben 14 Kollegen die Pneus in den Radkasten standen, gähnt die Leere auf dem Asphalt.

Das Einzige, was noch an eben vorhandene Taxen erinnert, sind die hellelfenbeinfarbenen Farbreste an dem Stein, welcher rechts vor dem Wendeplatz der Bezahl-Autos auf der Lauer liegt!

Die komatösen verbliebenen Fahrgäste der Partynacht entwickeln nun die verschiedensten Praktiken, die nächste Droschke im Anflug zu kapern. Ab 4:45 ist Schrittgeschwindigkeit ab der ehemaligen Bundesstraße angesagt, um diejenigen, welche den TOTMANN-Trick (flach auf die Straße legen) auserkoren haben, nicht zu metzeln. Die jungen Ladys versuchen es regelmäßig mit dem offensiven Darstellen der Vorzüge ihrer Weiblichkeit.

Für alle anderen gilt, dem gewünschten Wagen im Schutz der Gartenzäune entgegenzulaufen und erst im letzten Moment auf die Straße springen, natürlich mit wichtigen Armkreisungen, Stepptanzen und sonstigem Body-English.

So geriet es an diesem Morgen, das ein gemischt geschlechtliches Menschenpaar, jedes auf seine Art, sein Begehr um meine Dienstleistung zum Ausdruck zu bringen beschäftigt war. Ich blickte also auf die vor mir auf dem Pflaster stattfindende Zeremonie, um ggf. einen Gewinner im Kampf um meine Gunst auswählen zu können.

Gerade, als die Elevin in der Kunst des Stangentanzes die Stoßstange meines Mercedes-Sprinters erklommen hatte und mir ihre besten Stücke zu Überprüfung avisierte, endete das Schauspiel abrupt. Die Beifahrer- und die seitliche Schiebetür wurde simultan unter frenetischem Jubel aufgerissen und ca. 1 Million Teenager erstürmten mein temporäres Zuhause.

Es dauerte einen Moment, bis alle Plätze belegt waren. Der Chef der Truppe hatte zusammen mit 3 Kumpanen die Sitzbank neben mir geentert und meldete mir gehorsam das Fahrtziel in Bremerhaven. Sogleich teilte er ein, wer sitzen darf, wer auf dem Boden liegen muss und wer sich sogar anschnallen darf. Der Chef sah mir tief in die Augen und fragte mich, warum ich denn keine Anstalten machte loszufahren.

Ich zählte gewohnheitsmäßig durch, schon wegen des Mehrpersonenzuschlags.

Der Sprinter ist in dieser Ausstattung ein 9-Sitzer. Auch nach zweimaligen Abzählen kamen keine Sitze dazu und ich teilte dem Chef mit, es müssten 6 Gruppenmitglieder aussteigen.

Sein Schweigen verhieß nichts Gutes. Also fragte ich nach hinten und bat um Freiwillige. Abermals keine Lebenszeichen. Nun ordnete ich an, das alle wieder auszusteigen hätten und es würde erst losgehen, wenn die Anzahl auf 8 Mitfahrer begrenzt wäre.

Ich stieg aus und wiederholte bei nun geöffneten Türen und mit Zeichensprache meinen Willen, ohne jedoch durchzudringen. Erst als ich  per Funk bei Kollegen um Unterstützung bat und sogleich aus vielen elektronischen Kehlen Zusage um Zusage einging, ordnete der Chef unter übelsten Beleidigungen und Drohungen das Aussteigen und den Überfall eines anderen Wagens an.

Endlich wieder neu beladen, sollte die Tour nach Bokel gehen. Kaum hatte ich meinen Bus aufs Ziel ausgerichtet, vernahm ich ein leises Wimmern aus dem Abteil. Meine neuen Fahrgäste waren irritiert, war es doch verboten eigene Tiere mitzunehmen. Aber die Auflösung kam kurz danach. Dieser Sprinter war zusätzlich mit einem Lift für Rollstühle ausgestattet. Und hinter der Rampe hatte sich noch eines der 12 Geislein versteckt. Unverletzt befreite ich den fertigen Typen aus seiner Falle. Es ging ganz einfach,  war nur ein Ärmel seines Designer-Polos eingeklemmt und mit einem festen Ruck lies er sich zerreissen.

Mit normaler Reisegeschwindigkeit verliessen wir Hagen. Ganz vorsichtig. Im Slalom. Es lagen immer noch reichlich Fahrgäste auf der L134 herum.