Leere Versprechungen (2)

„Hol su mi noch ab. Ihh bin innen Happys in Bevers?“

Solche ansagen mag ich! Nein wirklich! Echt!

Denn die Schnapsdrossel liess mir die Wahl. Klingt einfach höflich.
Besoffene sind immer schwierig, das ist normal im Taxi. Doch die höflichen Leisen sind eine ganz andere Klasse, die sind kuschelig drauf, so anlehnungsbedürftig, oft voller Kummer und Sorgen, sie brauchen mich!

„Klar, dauert aber ’ne 3/4 Stunde, fahre nur allein!“

„HerrTaxifaha, su Not setze ich mi an die Hauswand und warte, ich danke dir, ich rufe auch sonst kein‘ an, fahe nur mit dia und bekomms au ein orntliches Trinkgeld!“

Ich war entzückt und ganze 40 Minuten war ich gespannt, welches Häuflein Elend mich erwartete.

Zur versprochenen Zeit traf ich ein. Die Kneipe war noch offen, ich machte mich auf den Weg in ihr inneres.

„Hier kommt keiner mehr rein!“, erfuhr ich vom Erstbesten, der den Eingang zum Tresen blockierte. Die brünette Tussi an seinem Arm nickte zustimmend, erst als er den Blick von meinem Gesicht (Wegen meiner neuen Brille wahrscheinlich!) lösen konnte, erkannte er den riesengroßen Aufnäher auf meiner Weste, der mich als Chauffeur auswies.

Mein zukünftiger Kunde nahm mich in den Arm – Schwitzkasten – !

„Der gehör tsu mia, lass den ma duach!Komm her, Taxi, was trinken, alles umsons!?“

Dank meiner Ausrede, ich stünde falsch und müsse Umparken, liess er mich wieder laufen, mit dem Versprechen , gleich nachzukommen.

Nach nur wenigen Minuten, ich konnte das Schauspiel durch das Fenster sehen, stieg mein Fahrgast zu. Er hätte eben noch einen jungen Mann maßregeln müssen, so von wegen guter Erziehung. Ich hatte nur sehen können, wie er sich mittels einer „gestreckten Geraden“ Platz zum Ausgang verschafft hatte.

„Nach $dorf-jetzt-mit-eisenbahnbrückefür-autos bitte!“

Nach einem gerüttelt Maß an Huldigungen über meine Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit usw,usw. erreichten wir seine Hütte. Die Rechnung betrug so € 13,60.

„HerrTaxifahrer, leider hab ich alles versoffn, kann dir kein Tringeld geben!“, zählte er mir seinen letzten Cent auf die Hand, genau passend.

„Abba nein, warte ’nen Moment, ich hab da Was für dich! Warte Mal!Bin gleich wieder da versproch!“

Wie eine Trophäe trug er eine selbstgeräucherte Mettwurst vor sich her, überreichte sie mir ehrfürchtig und gab mir die besten Wünsche für den Feierabend mit auf den Weg.
wurst

Ich machte einen Knicks, begab mich zum Taxi und überlegte, wie ich den Geruch abdecken könne, ohne das mein Chef meine, ich würde wieder rauchen!

Leere Versprechungen

Eine junge Frau. Mit dem Sammeltaxi von Lübberstedt nach Uthlede.

„Wo soll ich sie rausschmeissen?“

Sie beugte sich nach vorn, schaute suchend durch die Frontscheibe. Am Bordstein gegenüber entdeckte sie Jemanden.

„Gleich hier bitte anhalten, da steht mein Schatz!“

Ich bog hart Steuerbord ab, um dann nach Backbord eine Halse zu vollführen. Punktlandung!

Er, – Schatz –  riss die Beifahrertür auf, stürzte sich auf seine Freundin und sie schoben sich gegenseitig die Zungen tief in den Rachen. Ach ja, der doofe Taxifahrer, der glotzt schon (Meine neue Brille, ich kann wieder sehen, ihr versteht!) so komisch rüber. Er zieht sie vom Sitz und wünscht höflich „Guten Abend“, sowie weiterhin „Gute Fahrt und tolle Fahrgäste“.

„Und Welche die ordentlich zahlen!“, warf ich hinterher.

„Ja, und welche die bezahlen und auch viiiiel Trinkgeld, Tschüüüüß!“

„Bezaaaahhhlen!“, bölkte ich ich, als er die Tür schon zu dreiviertel zugedrückt hatte.

Leicht verstört suchte er seinen Geldbeutel, hatte genau passend und verschwand dann ganz schnell im Dunkeln.

Taxifahrers Advent

Denkt euch, ich habe ein Taxi gesehen!
Es kam von der Tanke,
das Dachschild voll Schnee,
den Kofferraum voll bis über die Kante.
Die Hände taten dem Fahrer schon weh,
denn er entlud einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.

Was drin war, möchtet ihr wissen?

Ihr Tagfahrer,ihr Nachtschichtler –
was denkt ihr, ist es der Mindestlohn?
Wer dies glaubt…., der ist kein Klon!
Doch war gewiss noch mehr Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!

 

Verhunzt durch HerrnTaxifahrer.de, frei nach Anne Richter

 

Im Zug nach Irgendwo

Lübberstedt am Bahnhof. Eben hatte ich meinen Fahrgast nach Hagen eingeladen und wir standen so rum. Die Schranke in unsere Richtung war noch geschlossen. Autos für den Rest der Welt zogen auf großen Wagons an uns vorbei.

Da klopft es an der Scheibe:

„Fahren sie nach Osterholz?“

„Leider nicht, ist ein Sammeltaxi nach Hagen…., ich frage eben die Zentrale, ob ein Kollege in der Nähe ist!“

„$schafimwolfspelz, hier HerrTaxifahrer ist ein Wagen in der Nähe, nach OHZ?“

„10 Minuten!“

„Oh, was ein Glück, bitte, er soll kommen!“

„$schafimwolfspelz, bitte schicken!“

„Ich hab nämlich den Zug verpennt, nein, ich habe im Zug verpennt und bin 2 Stellen zu weit gefahren!“

€ 30,00 später hatte sie mein Kollege $Hobbytaxlermitslk fein zu Hause abgesetzt.

Auch eine Nuance des Schienenersatzverkehrs

Immer! Gern!

Fußball-Fieber

Wir schrieben den 29.4.2014, 20:24. An der Haltestelle „Carsten-Börger-Straße“ beim Kaufland. $frau-vom-ersten-fenster-in-der-goldenen-möve und $immer-noch-grösster-fan-von-ulli-hoeness saßen schon im roten Taxi. Wir warteten noch auf den Bus 505. $fan begann zu nörgeln:

„Gleich beginnt das Spiel, um 20:45. Das will ich mir in Ruhe anschaun! Abfahrt!“

„Wir müssen auf den Bus warten, ich warte doch auch auf dich, wenn es sein muss!“

$fanvonulli wurschtelte an seiner Tasche und zog ein Schneidebrett IPad heraus, installierte es auf meiner Konsole, öffnete den Browser und gab die URL des Streams ein:

„Sicher ist sicher, ich möchte auf keinen Fall das erste Tor meiner Mannschaft verpassen!“

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Es ging schon gegen 20:35, Zeit für die Notfall-Maßnahmen:
„Zentrale?…. HerrTaxifahrer hier. Bitte ruf die VGB an, die Fahrgäste aus dem Bus fehlen noch!“
„OKay!“
Die Moderatoren erschienen zeitverzögert auf dem Display. $ullisfan frohlockt:
„Das wird ein Feuerwerk!“

„HerrTaxifahrer?….Der Bus sei schon durch, sagte Bremerhavenbus!“

„Danke…, ich fahre jetzt ab!“

Mittlerweile hatte das Spiel begonnen. Die Bayern gegen irgend so ein ausländisches Dorf. $bayernfan hatte bedenken, das der Stream irgendwo zwischen Ueterlande und Overwarfe abreißen könne, das Netz wäre in der Nähe seines Wohnortes „Nichts Gscheit’s“.

Mir ging immer noch der Bus durch den Kopf. Der kam immer um Uhr:23 und fährt um Uhr:24 wieder ab. Sicher ein Fan der Dorfmannschaft, der früher nach Haus wollte!

Wir hatten schon lange die Grenze nach Niedersachsen passiert, doch der Stream hielt! Die Torwarte auch!

Immer noch Null zu Null.

Genau vor $fans Haustür gab sich der Stream die Kugel und der Bildschirm wurde schwarz.

Was ich nun erlebte, lies mir als Bayernhasser (nur Fußball!) einen wohligen Gänsehautschauer den Rücken hinab laufen. Zuerst ganz oben am Kopf, kurz über dem Hals.
Als der $bazi nämlich seine Gartenpforte öffnete hörte ich im Radio, wie die Münchner ein Gegentor kassierten.
Ich winkte nochmal zu ihm hinüber und fuhr los. Gerade 1 Minute später, mein ehemaliger Fahrgast hatte wohl gerade die Wohnung aufgeschlossen, schepperte es wieder im Kasten der Süddeutschen zum 2:0!
In meiner Fantasie sah ich nun das entsetzte Gesicht als in der Hausnummer 35 der Fernseher eingeschaltet wurde! Mir wurde ganz warm ums Herz.
Die Bayern verloren 4:0. Der Bus 505 tauchte nie wieder auf, der Fahrer feiert immer noch!

Diensthandy alt II

Das ist die interne Bezeichnung für ein Nokia-Handy, mit dem man noch gut telefonieren kann!
Da erzählt mir die $kollegindieimmerlacht , das mit der Ladung was nicht stimme!

Beim Ladebalken würde zu guter Letzt immer der eine oder andere Strich fehlen.

Ich nahm es im die Hand und beäugte das Display. Dank meiner neuen Brille erkannte ich die Problematik sofort.

„Du, $dieimmerlacht , das Handy ist randvoll, der linke Balken zeigt die Signalstärke an, die schwankt, die Ladeanzeige ist rechts!“

$dieimmerlacht: *duckundweg*

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