Im Focus

Am vergangenen Wochenende fand der Herbstmarkt in Hagen im Bremischen statt. Wir Taxifahrer sind selbstredend immer Feuer und Flamme für solche Verstaltungen, weil sie längere Touren versprechen und außerdem für kurze Zeit ein wenig das Ortsbild positiv gestalten und Abwechslung im Taxialltag bieten.

Am Freitag hatte ich wirklich gute Touren und Fahrgäste. Die Disco Pam Pam hatte das Festzelt gemietet und seine Gäste am Freitag dort „verarztet“! Einziger Wermutstropfen war die Regelung für den Taxihalteplatz am Freitag.

Es gab nämlich Keinen!

So mussten die Kollegen und ich die Fahrgäste am Amtsdamm abgreifen. Und der Zugang zum Festgelände liegt genau am Kreisel in der Ortsmitte! Gegen Ende der Veranstaltung herrschte wie immer Taxinotstand und wie in der Fernsehserie „Walking Death“ trat auf einmal aus allen Ecken und Häuserfluchten eine torkelnde und kommunikationunfähige Meute hervor. Um einen besseren Zugriff auf ein Taxi zu haben, setzten sich die Leute einfach in die Mitte des Kreisels und blockierten den Verkehr. Echt gefährlich!

Liebe Gemeinde: Nächtes Jahr einen Halteplatz direkt neben dem Festzelt (viel Platz vorhanden) einplanen und beschildern!

Samstag und Sonntag haben wir das Taxler das selbst geregelt und einfach Stellung neben dem Zelt bezogen.

Samstag war etwas mehr los, das wurde erwartet. Deshalb hatten die Unternehmer auch fast alle Wagen auf der Straße. Es reichte gerade, den Umsatz vom Freitag zu bestätigen.

Hier ein Bild, aufgenommen auf Position 1 meines eigenen Taxistandes, direkt vor dem Festzeltausgang. Ich konnte da immer etwas früher abgreifen, böse wie ich bin! Allerdings mit der Konsequenz, immer mitten im Geschehen zu stehen. Ob Wildpinkler, kopulierende Paare oder Schlägereien, ich musste so einiges ansehen.

pipi

Hinten kuscheln, vorne puscheln!

 

Sonntag Abend verlief dann sehr ruhig und ich konnte  die Wartezeit auf den nächsten Fahrgast bei einem kleinen Schläfchen oder einer leckeren Pizza vom „Hallo“ in Loxstedt verbringen.

 

 

Tischlein, deck dich!

Es geht um einen Bestellung im Rahmen des unterstützenden ÖPNV, kurz:“Anruf-Sammel-Taxi“.

Ein Stammkunde hatte den Service für 23:39 erbeten und fristgerecht angerufen. Er wollte vom Bahnhof Frelsdorf nach Beverstedt gebracht werden.

So weit so gut…..

Auch auf die Gefahr das ich es wiederhole: Zu dieser Nachtzeit fahren wir nur noch mit 2 Wagen. Da sind lange Anfahrten leider die Regel. Ich hatte das Los gezogen und brach diesmal von Loxstedt her auf, die Strecke von ca. 20 Km nach Frelsdorf zu fahren.

Ganz wohl war mir bei diesem Auftrag nicht zu Mute, denn unser „Spezi“ hatte die Angewohnheit die Zeit öfter zu verschieben.

Und, was soll ich schreiben, gerade als ich meine Position an der Haltestelle bezog, rief er an. Er würde den Zug nicht schaffen und käme einen später, nämlich erst um 00:18 an!

Mein nächster Auftrag fände um 00:24 in Bremerhaven statt, also wieder ziemlich genau 25 Km entgegengesetzt, darum ginge es nicht ohne Verspätung. Er hätte auch zu spät angerufen teilte ich ihm mit, versprach aber auf jeden Fall die Tour einzuplanen, er müsse nun ein neues AST bestellen, da diese Bestellnummer nun nicht mehr gültig sei.

In solchen Fällen melden wir eine Fehlfahrt und die Allgemeinheit trägt die Kosten. Berechnet wird der zu erwartende Fahrpreis. Leider werden diese Kunden, welche öfter einmal nicht, oder zu spät abbestellen, nicht zur Kasse gebeten. Und deshalb die Überschrift dieses Posts. Ist ja alles Gratis, so die Denke mancher Mitmenschen!

AST ist ein Service der Gemeinde, der, wie auch restliche ÖPNV im Lande subventioniert wird. Im Gegensatz zu Buslinien mit festen Zeiten, welche ohne spezielle Anforderung ihre Kreise ziehen, kommt das AST nur nach Anmeldung des Bedarfs. Und eine Vielzahl von Kunden nutzt das gehörig aus und bestellt auf Verdacht, gern unter Pseudonym. Dieser können wir nur sehr begrenzt entgegentreten. Wird einer gesperrt, weil er seine Fahrt zu oft nicht angetreten hat, ändert er den Namen einfach und es geht von Vorne los.

Wieder zurück zu dem Typ von dieser Nacht. Es kam keine Nachricht von Bremerhavenbus mehr, aber meine Zusage stand noch im Raum. Ich gab die Strecke in meine „Bahn-App“ ein, um zu checken, ob überhaupt noch eine Abfahrtszeit zur Wahl stünde. Stand sie nicht, dann wird Jemand die Nacht in Bremerhaven verbringen müssen!

Feierabend, ich komme!

Kurz vor Bokel bimmelt das Handy:“*winsel* Hallo,Hallo, $lustiger-geselle-der-gern-sammel-taxi-fährt hier. Können sie mir ein Bezahltaxi schicken, es fährt kein Sammeltaxi mehr. Bitte, Bitte!*winsel*“

Mein weiches Herz lenkte umgehend Richtung „Arsch der Welt“. Ich freute mich schon auf sein Gesicht, wenn er den Fahrpreis (22,50 €) komplett entrichten würde! Leider kam nicht mehr heraus.

Es ward schon gegen 1:30, als ich in Frelsdorf ankam. Nun wollte ich noch wissen, warum mein Stammkunde immer solche Probleme mit dem Zug hat un d warum er neuerdings nach Frelsdorf Bahnhof und nicht nach Stubben Bahnhof fährt. Die Strecke von Stubben zu ihm ist nur halb so lang!

„Meistens verpasse ich schon den Bus zum Bahnhof in BHV, weil ich den eigentlich nicht nehmen möchte, weil ich dann zu früh am Bahnhof bin. Der nächste Bus kommt dann zu spät an. Der Zug wartet nie auf mich! Nach Frelsdorf fahre ich jetzt immer, weil ich so gern Taxi fahre. Das dauert ja viel länger als von Stubben!“

OK, das speicherte ich erst Mal zwischen. Wenigstens ein Anhaltspunkt.

„Yoyo, wir sind am Ziel, das macht jetzt € 22,50!“

„Ich hab nichts mit. Hier ist eine Telefonnummer. Das ist meine Betreuerin, die bitte anrufen und die Rechnung hinschicken!“

Ja, der junge Mann hat einen Behindertenausweis, das war bekannt. Er wurde bisher immer genau wie jeder andere Fahrgast behandelt. Doch etwas wird sich ändern müssen, sonst wird es ernst mit einer Sperre. Am nächsten Tag rief ich die Betreuung an. Die Dame erkannte sofort, was los ist.

„Hallo, hier HerrTaxifahrer, folgendes hat sich zugetragen…….blablabla! Wenn sie etwas Zeit hätten, würde ich noch mehr berichten!“

“ Na, dann scheint der Leidensdruck ja mächtig zu sein! Raus mit der Sprache!“

Ich erzählte von Kosten, Nutzen und Verschwendung von Geld und Resourcen. Sie hörte mir ruhig zu, bis ich meine ganze Litanei losgeworden war und versprach mir, für Besserung zu Sorgen, auch das mit der Kohle würde sie in Ordnung bringen.

Fühlte mich richtig gut, so wie als wenn mann eine gute Tat vollbracht hat. Denn erstens würden die Komplikationen mit dem Fahrgast weniger werden und es würde für die nächste Zeit sichergestellt, das er weiterhin nach Hause käme! WIN,WIN!

Ein paar Tage sind ins Land gegangen. Und siehe da, unser Freund ist pünktlich, meldet sich, falls sein Zug etwas Verspätung hat, von Unterwegs und wählt immer den günstigsten Zielbahnhof!

JUHUUUUUUUU!

Bin gespannt, wie lange das so gut klappt…ich berichte….

 

Wildunfall Bokel

+++Montag, 12.5.14+++ Ticker (Teil 2)

23:08 Die Fahrgästin für 00:30 ruft an. Sie käme schon einen Zug früher und bat, sie schon um 23:37 abzuholen. Ich schilderte meine Planung und ich versprach, das ich es sicher bis kurz nach Mitternacht schaffen würde.

Um
23:23 lief der Bus an der „Cabö“ ein und mein Fahrgast schlüpfte schnell herein und die Reise konnte beginnen. Die alte B6 ist um diese Uhrzeit ausgestorben und einzig die Ampel am Ortsausgang hat dieses wie immer nicht geschnallt. Da standen wir schon wieder 4 Minuten doof herum, ohne das ein Fahrzeug die Kreuzung passiert.

„Ach nee, da kommt ja einer von Rechts angerauscht!“

23:27 War aber nichts, denn der wollte Richtung Süden und diese Spur hatte rot, grün hatten die Linksabbieger. Waren natürlich keine da! Wir bekommen „Feuer Frei!“ und verschwinden im Dunkel des Südkreises Cuxhaven.

Für eine Schrecksekunde sorgte dann noch reichliches, blinkendes, buntes Licht. Nach dem verlassen der A27 in Richtung Wesertunnel baut sich ein Troß von Windkraft-Bauteilen auf. Verdammt, denn ich will nach 30 m links abbiegen. Ich sondiere die Lage und blinzele nach vorn. Nichts regt sich. Ich mache einen langen Hals und sehe kein Blaulicht dabei. Also checke ich schnell den Gegenverkehr, entdecke keinen und husche flugs am Sicherungswagen vorbei. Ich schliesse die Augen, damit ich die bösen Blicke nicht sehe.

23:35 Wir biegen in Büttel nach Neuenlande ab. Ich öffne meine Augen wieder und finde das Haus meines Fahrgastes auf Anhieb.

23:36 Anruf aus Stubben: „Bitte, bringen sie mich nach Hause!“ Ich plane für 00:35.

23:37 Anruf aus Stotel: „Bitte bringen sie meine Geliebte nach Bremerhaven. Sie wartet an der Feuerwache!“ Vor 01:15 kann ich das nicht wirklich schaffen, ich bitte, es erst noch einmal woanders zu probieren.

23:37 und 15 Sekunden Anruf aus Stotel:“Bitte bringen sie meine Geliebte nach Bremerhaven. Sie wartet an der Feuerwache!“ Es braucht etwas Zeit, ihm klar zu machen, das er wieder meine Nummer gewählt hat. Unsere Zentrale hat für jede Kerngemeinde (Bei uns 3) eine eigene Telefonnummer, damit die Einheimischen dort keine Vorwahl brauchen. Sie laufen aber alle in der Zentrale in Bokel, oder bei mir am Handy auf. Er hat`s geschnallt und ich hab ihm gesagt, das ich ihn anrufe, wenn er seine Freundin raus auf die Straße schicken soll. Er stimmte zu.

23:43 Eine Minute zu spät traf ich in Sandstedt ein. Wie immer – kurz vor der Geisterstunde – wurden hier nicht nur die Bürgersteige hochgeklappt, sondern sämtliche Fenster verhängt und überflüssige Beleuchtung gelöscht. Ausgestorben wirkt die Siedlung, als ob die Bewohner sich vor Irgendetwas schützen wollten!? Vor mir sicher nicht, bin harmlos und bewege mich in der Regel nicht weit von meinem Fahrzeug weg. Ziemlich berechenbar also.

* Fällt mir eben ein. Es gibt ein Buch mit Sagen aus dem Raum Teufelsmoor und Wesermarsch. Echt gruselig und zu empfehlen! Gratis Geschichte hier–> „Hake Betken un sine Duven!“

23:44 Der Fahrgast ist mir persönlich bekannt und ich fahre zu ihm in die Hofeinfahrt. Hah! Da hat wohl einer seine Hausaufgaben nicht gemacht, ein feiner, vibrierender Lichtstrahl dringt aus dem Wohnzimmer. „Die Flimmerkiste!“, dachte ich mir und betätigte die Klingel.

23:45 Der Bewohner begreift und ruft nach seinem Kinde, welches offensichtlich auf dem Dachboden haust.

„Das hab ich aaaabbestellt, schon vor einer Stunde!“, schallt es aus dem Giebel.

23:46 Höflich verabschiede ich mich vom Hausherrn, nicht ohne ihn zu bitten, einen Gruß an seine Gemahlin auszurichten und entlasse ihn wieder an seinen Fernseher, auf dem Godzilla gerade ein paar schreckliche Laute ausstößt und Häuser umwirft!

23:47 Die Formalitäten wollen erledigt werden. Ich melde eine Fehlfahrt und dokumentiere dies in meinem Fahrtenbuch. Auf zum Bahnhof nach Lübberstedt.

00:07 Die Schranke ist runter. Meine Fahrgästin wartet auf der anderen Seite. Ein Güterzug aus Bremerhaven rollt in Schrittgeschwindigkeit vorbei. Ich starte den Motor, als der letzte Wagon die Strasse freigibt. Das Rotlicht brennt in meinen Augen. Das Absperrrohr, welches seinen Namen von den weltweit bekannten „Pommes-Schranke“ hat, bewegte sich nicht. Dumpfes in Höhe Pldenbüttel kündigte eine Ladung „Audi A8“ an. Der Zug hatte 16 große Anhäger mit je 16 Autos an Bord.

00:09 Ich treffe endlich meine Auftraggeberin und fahre sie an den Ort ihres Begehrens. Eigentlich, so erfahre ich unterwegs, hätte sie der Herr Sohn abholen mögen. Der hat nähmlich gerade seinen Führerschein erhalten und Muttis fahrbaren Untersatz beschlagnahmt. Aber er könne das nicht leisten, bräuchte er doch seinen Schönheitsschlaf um diese Stunde! (Wenn ich dich erwische! Wir kennen uns!)

00:15 „€ 12,20 macht`s!“ Haha, es klimpert, es klappert, Nichts. Sie schaut mich aus ihren Rehaugen an:“Reicht nicht, wegen der knappen Umsteigezeiten habe ich mir einen Gang zu Geldautomaten gespart!“ Ich schreibe eine Rechnung und sie verspricht, die Öcken am nächsten Tag an einer vereinbarten Stelle abzuliefern. Das ist hier kein Problem, man kennt sich! Ich bekomme 2€ Tip, für die Unannehmlichkeiten. Immer gern!

00:16 Über die Dorfhagener Allee erreiche ich die Alte B6 und biege in Bramstedt Richtung Beverstedt ab. Ich bin voll im Zeitplan und cruise über die L134 nach Stubben.

00:28 Das Schicksal nimmt seinen Lauf……! Gerade nehme ich eine Bewegung am rechten Straßenrand wahr und steige auf die Bremse, da kracht es auch schon. Ein Rehbock kam in vollem Lauf von der Seite und prallte vorn Rechts gegen mein Taxi. Da bot sich mir keine Chance, den Unfall zu verhindern. In den letzten 4 Jahren habe ich ähnliche Situationen immer meistern können, oft nur um Haares Breite, jedoch erfolgreich. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist deprimierend. Der Selbstschutz greift umgehend, ich führe mir vor Augen, das mir wenigstens nichts passiert ist und ich gut zum Stehen gekommen bin. Kurz vor dem Ortseingang Bokel hatte ich den Wagen schon ausrollen lassen, dadurch war ich schon deutlich näher an 50 als an 100 km/h.

00:29 Anruf bei der Polizei. Ich erfahre, ein Wagen sei in der Nähe und in wenigen Minuten bei mir. Sie fragt mich nach dem Verbleib des Tieres und ob es noch lebte. Ich erkundigte mich, ob ich mit dem Wagen zurücksetzen darf, um mit dem Scheinwerfer auszuleuchten. Ich darf, insofern mein Auto noch einsatzfähig sei. Ich stieg aus und begutachtete den Schaden oberflächlich. Keine Teile behindern die Fahrt.

00:30 Nach 20m entdecke ich das Tier. Es liegt bewegungslos auf dem Asphalt. Im Scheinwerferlicht nehme ich den Bock in Augenschein. Nichts regt sich, er liegt einfach so da und zum Glück sind keine offenen Verletzungen zu erkennen, kein Blut, er atmet nicht mehr. Erleichtert, das es keine Ricke war, denn die haben gerade ihre Kitze bekommen.

00:34 Ich rufe die wartenden Kunden an und sage die Touren ab. Sie zeigen Verständnis!

Wildunfall Bokel

Absicherung der Polizei am Unfallort.

00:40 Die Bundespolizei erscheint und ich reiche meine Hand zur Begrüßung. Der eine Beamte greift eigenartig danach, mit den Worten:“Führer- und Fahrzeugschein bitte!“ Etwas perplex ziehe ich meine Hand zurück, starte eine zweiten Versuch – mit der Hand – bei seinem Kollegen und bin erfolgreich. Wir stellen uns vor und ich übergebe die Papiere, welche ich pflichtbewusst in der Brusttasche bereitgehalten hatte.

00:45 Die Papiere sind in Ordnung. Sie brauchen noch meinen Perso, weil ich nicht der Halter bin. Einer macht Bilder vom Taxi. Der andere überreicht mir ein Formular für die Versicherung. Mir wird mitgeteilt, das ich mich um Nichts weiter sorgen müsse und sie den verantwortlichen Jagdpächter benachrichtigen würden.

00:50 Einige Bilder geknipst und Schaden notiert, für den Chef. Die Haube hat eine Beule, schätze vom Geweih. Blinker und Scheinwerfer rechts sind geborsten. An der Beifahrertür ist ein Knick. Es ist zu sehen, das dort der Schmutz frisch abgewischt ist. Der Bock ist sicher dagegen geschleudert. Bilder vom Unfall auf der „weiter lesen“-Seite. Das Tier ist auch dabei! Es liegt ruhig da, nichts wirklich Schlimmes, muss man aber nicht zwingend ansehen.

01:00 Feierabend

Büchsenlicht

Büchsenlicht! Ob es daran lag?

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Fehlfahrt die 999zigste

Montag war nicht viel an Vorbestellungen reingekommen. Und so sporadische Bestellungen sind bei uns an Wochentagen die Ausnahme. Sammeltaxi heißt das Zauberwort, was mir an diesen Tagen den Umsatz beschert. Aber auch nur, wenn die Fahrt auch stattfindet.

Umso ärgerlicher war es, als ich eben an diesem Wochenanfang abends um 22:30 bereit stand und sich der Fahrgast nicht auftat. Nach 10 Minuten Wartezeit (Kulanz, kein Anspruch) trug ich die Fehlfahrt ein. Sie wird Morgens an die Zentrale des zuständigen ÖPVN weiter geleitet und ggf. wird dort entschieden, solche Kunden zeitweise für die Benutzung des Sammeltaxi-Betriebes zu sperren. Der Besteller war mir bekannt, ich würde das auch noch einmal kurz ansprechen und nachfragen, warum er nicht einfach abbestellt hat.

Um 23:49 wurde ich wieder gebraucht. Genauso doof wie eine Stunde zuvor guckte ich aus der Wäsche. Der junge Mann, ein Stammfahrgast, lies sich nicht blicken und nach eben ein paar Minuten zog ich ab.

Heute hatte ich wieder das Vergnügen, mit dem Herrn von 23:49. Er war pünktlich erschienen, erwiderte meinen Gruß mit freundlicher Miene, nicht ahnend, das in Kürze ein Inferno über ihm herein brechen würde.

Ich frägte (Absicht, das ä. fand ich an dieser Stelle passend) ihn, wo er sich denn am Montag versteckt hätte, denn hier an dieser Stelle ward er nicht angetroffen worden.

Seinä Mienä (alles Absicht mit den ä`s) verzog sich, es dauerte Stunden bis aus ihm hervorkam, er hätte gar nichts bestellt, am Montäg (DITO)?!

„Barbara Salesch“-mäßig krampfte mein Gesicht, ich hob meine Stimme an, und konfrontierte ihn mit der Aufzeichnung des Gespräches (hab gelogen) und das liesse sich alles beweisen und so.

Da sackte er förmlich in den Ritz zwischen Rücken- und Sitzfläche ein und bedauerte kleinlaut, das er verpennt hätte. Sein Kumpel und er hätten WII gezockt, bis sie keinen Bock mehr gehabt hätten und mangels Gesprächsstoff wären sie ins Koma gefallen und erst viel zu spät wieder erwacht.

Ich belehrte ihn daraufhin, welche Konsequenzen das haben kann und versprach, erst mal keinen Strick daraus zu drehen, wenn er schwor, die kommende Zeit pünktlich vor Ort zu sein.

Ich schräbte (pass auuuf!) erst vor kurzem, das ich nicht nachtragend bin und entließ den Delinquenten mit Bewährungsauflagen!

P.S. Ich habe einfach ab und an Lust, eigene Wäörter zu erfinden. Ich betrachte das als künstlerische Freiheit. Keinesfalls möchte ich die Deutsche Sprache verhunzen. Wenn ich es doch mache, so geschieht es, ohne das ich einen Plan davon besitze. Habe in der Realschule mal eine Test verhauen, weil ich alle ü,ä,ö durch ue,ae,oe ersetzt hatte. Damals habe ich eine schlechte Note bekommen. Und dafür müsst ihr jetzt mein Gekritzel ertragen.

 

Nomen est Kuddelmuddel

Die Teenagerin stieg zu, beglich höflich ihren Obulus für das bestellte Sammeltaxi. Es waren € 2,00 fällig, sie hatte einen Schülersammelticket, sonst wären es € 3,00 gewesen.

Zu meinen Obliegenheiten gehört es, einen sogenannten „AST-Zettel“ mit den wichtigsten Daten des Auftrages zu protokollieren um mit den Sponsoren von Gemeinde und Landkreis eine nachvollziehbare Abrechnung vornehmen zu können.

Eintragen muß ich:

  • Nummer der Linie
  • Auftragsnummer
  • Datum
  • Ordnungsnummer des Taxi
  • Abfahrtszeit
  • Abfahrtshaltestelle
  • GGf. Zwischenziel, falls mehr als eine Linie
  • Zieladresse
  • Personenzahl
  • Einzelfahrpreis
  • ggf. Art der Ermäßigung
  • Fahrpreis aller Passagiere gesamt
  • Angezeigter Fahrpreis des Taxameter
  • Unterschrift Fahrer

Der Kunde überprüft die Richtigkeit meiner Angaben und zeichnet ab.

  • Unterschrift des Fahrgastes, der zuletzt aussteigt

Die Basis-Daten werden von meiner Zentrale übermittelt, welche sie wiederum vom Disponenten des Landkreises erhielt. Übermittelt wird Digital per Mail. Dann abgeschrieben und manuell in unsere Software übertragen. Da entstehen Fehler. Gern wird die Abfahrtszeit falsch übertragen, oder Ziel und Abholort vertauscht. Am häufigsten wird der Name des Bestellers falsch geschrieben. Das liegt zum einen an der mangelnden Fantasie in der annehmenden Stelle, zum anderen am Genuschel der Besteller, wegen der oft noch miesen Verbindungen hier in der Pampa!

Lange Rede kurzer Sinn. Ich lese den Namen und kann keine sinnvollen Laute aus der Buchstabenreihe formen. Also Frage ich die junge Dame nach fehlenden oder vertauschten Hyroglyphen. Und siehe da, Katastrophe.

Übertragen war: Syczelaffsker

Sollte heissen: Szytlowska

Dann habe ich das richtig hingeschrieben und vorgelesen. Da bekam ich gleich noch die Bestätigung, das ich der erste Fremde sei, der ihren Namen korrekt ausgesprochen habe und lobte mich dafür.

Und einen, nach meiner Meinung, lustigen Verschreiber, habe ich noch anzubieten. Der Auftrag verlangte, Herrn Schüttelmann abzuholen. Begrüßen durfte ich dann aber Herrn Süleyman! Die Liste ist fast unendlich. Aber Kunden mit schwierig zu verstehenden Namen sind erfinderisch, wie schon „Herr Fritz“ bewiesen hatte.

Normalität

Die umgestürzten Bäume sind beseitigt und ofengerecht zerteilt hinter der Garage gestapelt. Am Bahnübergang schaltet sich alle 4 Minuten das Rotlicht ein um Warenlieferungen nach Übersee anzukündigen. Die Bahn verspätet sich regelmäßig um 5-10 Minuten und die Fahrgäste bestellen ihr Sammeltaxi für Mitternacht auf den letzten Drücker.

Hier auf dem Land stehen die Taxis ja nicht an jeder Straßenecke, das würde sich  nicht lohnen. Sie sind in Bereitschaft an einem Warteraum in unseren Kerngemeinden, oder unterwegs. Und ab 22:00 sind bei uns nur noch 2 Wagen aktiv, das ist schon Jahre so. Und wegen der langen Anfahrten dauert es ein wenig zwischen Bestellung und Abholung. Das teilen wir unseren Kunden immer mit und bitten auch gleichzeitig pünktlich am Abholpunkt zu sein, damit sich Anschlußfahrten nicht verzögern.

Ab 22:00 bin ich meine eigene Zentrale und verteile die Aufträge auf einen Kollegen und mich. Und an Tagen wie dem gestrigen ist die Kooperation enorm wichtig. Außer den telefonischen Bestellungen erhalten wir auch noch Sammeltaxi-Aufträge. Diese sind schwieriger zu planen, da die Abfahrtszeiten immer feststehen und nicht variert werden dürfen und wir nicht unmittelbar mit dem künftigen Fahrgast kommunizieren können. Die Bestellungen werden Zentral in Bremerhaven erfaßt und an die Taxiunternehmer weitergeleitet. Das ist so vorgeschrieben, weil z.B. Bremerhavenbus die Hoheit über den ÖPNV hat, dazu gehören auch die Anruf-Sammeltaxis. Ist auch eine Art Kontrollinstanz, damit sich die Taxiunternehmer nicht selbst irgendwelche Fahrten erfinden.

Zwischen die  AST-Fahrten pressen wir dann die anderen Touren. Und wehe, der Grieche hat den Ouzo zu spät hingestellt und die Fahrgäste sind noch  nicht fertig! Sofort nimmt das Unheil seinen Lauf. Oft müssen Menschen zum Bahnhof, einen Zug erwischen. Die haben immer höchste Priorität. Und wenn dann Einer aus der reihe tanzt, kann ich auch schon mal ein wenig ruppig werden und wenn das nicht hilft, wird kommentarlos die nächste geplante Station angefahren.

Und manchmal muß man auch wieder Ausnahmen machen, wenn es um den Service und die Zufrieden- oder Sicherheit der Fahrgäste geht.

Nun war es vergangene Nacht so, das ich um 00:37 vom Bahnhof Lübberstedt Fahrgäste nach Westen transportieren sollte. Nichts schlimmes. Aber gleichzeitig hatte ich auch noch um 00:42 in Stubben eine Familie mit Baby nach Osten zu bringen.

Glücklicherweise begab es sich, das die Stubbener sich vorher erkundigten, ob denn das AST auch wirklich um 00:42 da wäre. Ich musste mitteilen, das ich erst gegen 1:15 in Stubben sein könnte, wegen der parallelen Aufträge. Um ganz sicher zu sein, das alle im Trockenen nach Hause kommen, schlug ich ihnen vor, auch in Lübberstedt auszusteigen und dann die Tour nach Westen mit zu machen, um danach Richtung Beverstedt zu fahren. So braucht insbesondere das Baby nicht frieren und im Regen und Wind rumstehen. Am Preis würde sich nichts ändern, ich hätte die Leerfahrt sowieso gehabt.

Und so trafen wir uns alle in Lübberstedt und ich konnte dann meine letzte Tour für Heute  mit zufriedenen Fahrgästen und Stressfrei zu Ende bringen.


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