Rrrrriiiiiisikooooo!

Irgendwie bewundere ich den Mut der Postbotin, ohne Vorwarnung respektive Blinker oder Handzeichen voll Karacho knapp vor mir auf die Hauptstraße zu preschen, um der Welt die wichtigsten Neuigkeiten oder Schnäppchen von der Amazone zu liefern.

Allerdings frage ich mich, ob ihr dabei bewusst ist, das ihr anthrazit-metallic farbener Leih-Caddy nicht unbedingt an das gewohnt gelbe Wägelchen ihres Arbeitgebers erinnert, das quasi von Haus aus von Jedermann als gefährliches Fahrzeug erkannt werden kann!?

Wenigstens bedankte sie sich, das ich bremste und knapp vor ihrer Fahrertür zum stehen kam.

Götzenbilder

500 Jahre und ein Tag nach der Reformations-Bewegung sah ich doch im Vorbeifahren aus dem Augenwinkel einen Kollegen vor der hölzernen Tür unserer Zentrale knien, eben Diese anbetend.

Um dann fortzufahren, Teile des Rahmens und des Schlosses zu streicheln. Er steckte sogar mehrfach, abwechselnd den Zeigefinger seiner rechten und linken Hand in ein kleines, rot beleuchtetes Fach. Außenstehende hätten annehmen können, er strebe womöglich eine innige Beziehung zum Tor der Zentrale an!

Das konnte ich nicht mit ansehen, stoppte mein Taxi und drehte um, bog auf den Parkplatz ein und half dem Kollegen. Er hatte vor lauter Erregung schon richtig Schweiß auf der Stirn und seine Stimme bebte. Ich begann das elektronische, fingerabdrucksensorgesteuerte Schloß zu überlisten, indem ich einfach meine Fingerkuppe scannen ließ.

Und der Piepton, gefolgt von einer grün leuchtenden LED quittierten die Zugangsberechtigung.

So konnte ich einmal wieder eine Seele vor der Verdammnis retten!

Höchstlohn

HerrTaxifahrer, vielen Dank das sie uns so nett gefahren haben!

 

Zum 70. Geburtstag meines Mannes hatten wir uns etwas ganz Besonderes überlegt, nicht so eine normale Feier, sondern eine Wanderung mit anschließendem gemeinsamen Essen.

Ohne Sie, der unsere Familie zum Ausgangspunkt brachte und am Dorf-Cafè wieder abholte, wäre es niemals so schön geworden!***

 

Das gebe ich gern zurück. Ihre Familie strahlte eine bezaubernde Harmonie aus, richtig ansteckend!

***Einer der Gründe, warum taxifahrer-sein süchtig macht!

P.S. Zufällig Gestern in der Liste der Suchbegriffe: „taxisuechtig“. Und was soll ich euch sagen, der suchende Mensch hat gefunden! Genau 1 Suchergebnis förderte Google zu Tage, den Post „Taxisüchtig, vom September 2013„.

Vielleicht sind es ab Übermorgen 2 Ergebnisse? 🙂

Null Toleranz!

Ich liebe Fahrgäste!
Ich liebe meinem Hund!

Fahrgäste machen manchmal Sachen!
Mein Hund macht manchmal Sachen!

Fahrgäste schnallen sich nicht gern an!
„Ist doch wie im Bus“, oder ist doch nur 1 Kilometer, oder ich bezahle doch dafür!?

Meinen Hund schnalle ich immer an!

Meine Fahrgäste schnalle ich dann auch immer an. Oder sie entscheiden sich zu laufen.

So, wie die komische Frau eben.

Die hat sich für Laufen entschieden, obwohl die Rückfahrt von der Tanke nach Haus sogar gratis gewesen wäre, da sie die Hinfahrt und die Wartezeit schon gelöhnt hatte!

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Nicht ohne Warndreieck!

Freitag war abzappeln in der Kasba. Es war nicht viel Publikum unterwegs und ich war froh, als gegen 3:00 Uhr ein junger Mann die Alles entscheidende Frage stellte, nicht ohne sich zu vergewissern, das meine Taxileuchte auf dem Dach auch illuminiert ist:

„Sind sie frei!“

„Nein, seit vielen Jahren glücklich verheiratet! Aber ich könnte ein paar Sitzplätze im Taxi anbieten!“

„Prima, es dauert einen kleinen Moment. Mein Kumpel ist noch nicht fertig“

In solchen Fällen pflege ich meine potentiellen Fahrgäste zu observieren, damit sie nicht doch noch in einen anderen Wagen einsteigen. Ich sah in Richtung Ausgang der Kasba. Aber dahin ging der Frager gar nicht, sondern verschwand im 4/5 – dunkel hinter parkenden Autos. Au weia, bin gespannt, was der da unter dem Baum heraus zieht.

Nach 2-3 Minuten kam Bewegung in ein kleines Knäuel Menschen. Mit Mühe wuchteten 2 torkelnde Männer einen Dritten auf die Beine und schliffen ihn so zu meinem Passat. Da keine Verschmutzung an der Bekleidung zu bemerken war, lies ich es zu, das Alkoholopfer auf die Rückbank zu platzieren.

„Fahrgast1, du achtest auf Anzeichen einer akuten Übelkeit und meldest den Ernstfall!“

„Fahrgast2, du springst raus und öffnest die Tür, wenn ich es sage!“

„Fahrgast3, du schläfst!“

„Wohin soll es gehen?“

„Bitte nach Bremerhaven, in die Postbrookstraße!“

Ich akzeptierte 30 Öcken als Vorkasse, meldete die Fahrt in die Zentrale und legte Kurs Reinkenheide an.

Gerade an der Auffahrt Loxstedt/Wulsdorf auf die A 27 gefahren, erfolgte die Alarmierung! Ich schaltete das Flutlicht ein und verschaffte mir einen Überblick der aktuellen Lage. Noch waren keine sauren Körperflüssigkeiten ausgetreten und ich war froh. Bis zur Abfahrt Schiffdorf/BHV-Geestemünde waren es nur 1,5 Minuten bei Vollgas!

Anhalten möchte ich auf der Bahn nicht mehr. Wenigstens nicht für so eine Übelkeit, es ist einfach zu gefährlich. Und dann hatte ich auch noch in einem Rechtsanwalts-Blog gelesen, das unbedingt an die Sicherheit zu denken ist, auch beim Kotzen. Auch wegen der Haftungsfrage ein sehr schwieriges Thema. „Kotzen nur mit Warndreieck“

wdko

Ohne weitere Würgeattacken erreichten wir das avisierte Ziel in € 26,50 und ich durfte den Rest behalten, wegen der Besonderheiten dieser Tour.

Das Trio schlurfte dann aneinander gelehnt die Schiffdorfer Chaussee hinunter, man wollte noch etwas frische Luft schnappen, bevor der Mutti die prächtige Fahne präsentiert werden sollte.

 

Die 5. Kolonne II oder :Rumble in Fishtown

Ein schöner Tag endete abrupt mit dem Blick auf das Minimini-Display meines GibtmirArbeit-PDA`S. Mir selbst vorlesend entzifferte ich einen mir wohl bekannten Namen:

Sophia Käthe Eptisch……..O.o!

Heute nebst Freundin im Schlepptau. Es geht nach Bremerhaven, zu Dr. Rau in die Grasshofstraße. Sophia ist sehr entspannt. Außer ein paar misstrauischen Blicken noch keine Unterstellung oder Verdächtigung. Auch der Straßenkehrer und der Mann mit Hund an der Abholadresse blieben unkommentiert.

Die ganze Fahrt über ist Käthe beschäftigt, ihre Freundin zu trösten. Sie hat Rücken. In Bremerhaven angekommen gehe ich mit hoch zum Arzt. „Es dauert länger!“, sagt die Schwester am Counter. Mit meinen beiden Mädels mache ich ab, das sie mein Eintreffen für 20-30 Minuten nach Anruf in der Zentrale einplanen. Wir wollen uns dann unten vor der Tür treffen.

Es dauerte keine 4 Stunden, da möckelte* es einen Auftrag.

In der Tat war es eine gute Idee gewesen, die Anfahrtzeit so Hoch zu kalkulieren, denn ich befand mich auf dem Weg von Bremen Nord nach Hagen, hatte gerade eine ruhige Tour, denn Gerald, mein Fahrgast, spricht mit Niemandem. Nur einmal, als ich absichtlich zu Hause vorbei fuhr, brachte er ein „Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa“ heraus.

Als ich nach gefühlten 26,7 Minuten an der Grasshoffstr. eintraf, war weit und breit nichts von meiner Fracht zu sehen. Also im Parkverbot schräg auf den Bürgersteig gestellt, so wie Polizeiautos im Notfall in den amerikanischen Westcoast-Krimis der 70/80er Jahre und zum Doc hoch gestiefelt.

„Die Damen sind schon runter. Ist gut 10 Minuten her!“ erfahre ich vom Schwesterlein.

Wieder runter, Blick nach rechts…Nichts, Blick nach Links……Nichts.

AAAArgh, beim Blick nach schräg vorn kann ich  die Neumarktstraße einsehen. Dort ist ein Taxistand für Bremerhavener Chauffeure. Sophia mit Freundin stehen in einem Pulk von Leder-, gemischt mit Pudel- und Stoffmützen. Ich flitze schnell hinüber, damit mir Keiner die Tour vermasselt.

Näherkommend schlägt mir ein erhöhter Lärmpegel entgegen. Die Fahrer, so 7 an der Zahl, schreien die alten Damen an. Ich höre noch:

„Nazi-Omas raus, euch sollte man selbst ausweisen, geht doch zu Fuß „uvm.

Zuerst schnappe ich mir meine Schützlinge und tausche den Platz mit ihnen. Die schmutzigen 7 konzentrieren sich sogleich auf mich. Ich mache ein Zeichen und gehe in die Hocke. Sie folgen mir zögernd, die Aggressivität schwindet. Ich erkundigte mich, was den passiert sei und mir wurde sofort geholfen. Leicht verstört, ob der vielen wartenden Taxis, war S.-K. von Wagen zu Wagen gelaufen und hatte sich erkundigt, ob sie ihr Taxi von $DerTaxiFirmaMitDenRotenBussen seien. Nachdem alle abgefertigt waren und etwas neugierig schauten, platze der Sophia der Kragen.

#siebenaufeinenstreich

#siebenaufeinenstreich

„Jaaahaha, sie wüsste das alle hier ihr ständig nachstellen würden. Sie mögen bitte endlich mich anrufen, den HerrnTaxifahrer!“

Sie hat noch ein paar Sachen geäußert, die speziell unserere migrierten Kollegen auf die Palme in Rage brachten. So standen Sophia und ihre Freundin, ohne es zu Ahnen, kurz vor der Steinigung.

Den 7 schilderte ich kurz die Umstände, erklärte die Verwirrtheit und suchte, die Omis vor mir her schiebend das Weite, bevor ein Unglück passiert. Ohne weiteres Herzklabastern erreichten wir Hagen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch Heute. Ich zumindest habe es bis gerade eben no

 

*Möckeln, das = verschiedenste Geräusche, manchmal auch nicht hörbare Laute, die das PDA macht oder machen soll, damit ich einen neuen Auftrag sehe und annehme.

 

Normalität

Die umgestürzten Bäume sind beseitigt und ofengerecht zerteilt hinter der Garage gestapelt. Am Bahnübergang schaltet sich alle 4 Minuten das Rotlicht ein um Warenlieferungen nach Übersee anzukündigen. Die Bahn verspätet sich regelmäßig um 5-10 Minuten und die Fahrgäste bestellen ihr Sammeltaxi für Mitternacht auf den letzten Drücker.

Hier auf dem Land stehen die Taxis ja nicht an jeder Straßenecke, das würde sich  nicht lohnen. Sie sind in Bereitschaft an einem Warteraum in unseren Kerngemeinden, oder unterwegs. Und ab 22:00 sind bei uns nur noch 2 Wagen aktiv, das ist schon Jahre so. Und wegen der langen Anfahrten dauert es ein wenig zwischen Bestellung und Abholung. Das teilen wir unseren Kunden immer mit und bitten auch gleichzeitig pünktlich am Abholpunkt zu sein, damit sich Anschlußfahrten nicht verzögern.

Ab 22:00 bin ich meine eigene Zentrale und verteile die Aufträge auf einen Kollegen und mich. Und an Tagen wie dem gestrigen ist die Kooperation enorm wichtig. Außer den telefonischen Bestellungen erhalten wir auch noch Sammeltaxi-Aufträge. Diese sind schwieriger zu planen, da die Abfahrtszeiten immer feststehen und nicht variert werden dürfen und wir nicht unmittelbar mit dem künftigen Fahrgast kommunizieren können. Die Bestellungen werden Zentral in Bremerhaven erfaßt und an die Taxiunternehmer weitergeleitet. Das ist so vorgeschrieben, weil z.B. Bremerhavenbus die Hoheit über den ÖPNV hat, dazu gehören auch die Anruf-Sammeltaxis. Ist auch eine Art Kontrollinstanz, damit sich die Taxiunternehmer nicht selbst irgendwelche Fahrten erfinden.

Zwischen die  AST-Fahrten pressen wir dann die anderen Touren. Und wehe, der Grieche hat den Ouzo zu spät hingestellt und die Fahrgäste sind noch  nicht fertig! Sofort nimmt das Unheil seinen Lauf. Oft müssen Menschen zum Bahnhof, einen Zug erwischen. Die haben immer höchste Priorität. Und wenn dann Einer aus der reihe tanzt, kann ich auch schon mal ein wenig ruppig werden und wenn das nicht hilft, wird kommentarlos die nächste geplante Station angefahren.

Und manchmal muß man auch wieder Ausnahmen machen, wenn es um den Service und die Zufrieden- oder Sicherheit der Fahrgäste geht.

Nun war es vergangene Nacht so, das ich um 00:37 vom Bahnhof Lübberstedt Fahrgäste nach Westen transportieren sollte. Nichts schlimmes. Aber gleichzeitig hatte ich auch noch um 00:42 in Stubben eine Familie mit Baby nach Osten zu bringen.

Glücklicherweise begab es sich, das die Stubbener sich vorher erkundigten, ob denn das AST auch wirklich um 00:42 da wäre. Ich musste mitteilen, das ich erst gegen 1:15 in Stubben sein könnte, wegen der parallelen Aufträge. Um ganz sicher zu sein, das alle im Trockenen nach Hause kommen, schlug ich ihnen vor, auch in Lübberstedt auszusteigen und dann die Tour nach Westen mit zu machen, um danach Richtung Beverstedt zu fahren. So braucht insbesondere das Baby nicht frieren und im Regen und Wind rumstehen. Am Preis würde sich nichts ändern, ich hätte die Leerfahrt sowieso gehabt.

Und so trafen wir uns alle in Lübberstedt und ich konnte dann meine letzte Tour für Heute  mit zufriedenen Fahrgästen und Stressfrei zu Ende bringen.


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