Vom Paulus zum Saulus -Appgekartetes Spiel-?

In der Taxifahrerszene rumort es. Nachdem die App „Mytaxi“ anscheinend tief genug in den Markt eingedrungen ist und eine spürbare Abhängigkeit einiger Taxifahrer/-unternehmer erzeugt hat, setzt sie ihren „braven“ Kunden nun die Pistole auf die Brust und  will ab 1.2.2014 ein „neues“ Abrechnungs- und Tourenvergabemodell etablieren.

Die Vertragspartner erhielten entsprechende Kündigungen zum Monatsende, mit der Aufforderung, sich für einen neuen Vertrag zu registrieren.

Was den Kollegen Bauchschmerzen macht:

  1. Die Gebühren sind nicht mehr transparent und vor Anfahrt zu kalkulieren, weil ein Prozentsatz angegeben werden muss, welchen der Fahrer von seinem Umsatz abzuführen bereit sei. Je spendabler er mit seinem Prozentometer umgeht, desdo höher seine Chancen, den angepriesenen Auftrag zu erhalten. Bis zu 30% sollen verzockt werden können. Wahnsinn!
  2. Gerade in Zeiten, wo erfahrungsgemäß schlechte Umsätze gefahren werden, wirbt die App damit, durch einen höheren „Einsatz“ mehr Touren zu generieren. Natürlich auf Kosten der Kollegen, die nicht hoch genug bieten. Ein interner Ersteigerungsstress wird die Kollegen mittelfristig solidarisieren oder aufreiben! Einzig der App-Betreiber bekommt mehr vom Kuchen. Die Taxifahrer schauen in die Röhre!

Einst als Heilsbringer gefeiert, der frischen Wind und aktuelle Technik in die Brache einführte, nun als Verräter an den Pranger gestellt!

Gerade App-Ler der 1. Stunde empfinden dieses Gebaren als Schlag ins Gesicht, waren sie es doch überhaupt gewesen, die die Installation dieser Geschäftsidee ermöglichten!

Und es gibt auch schon eine Hohlbirne unter den Taxifahrern. Er hat schon eine Peilung, wie dem Ertragsverlust entgegen zu treten sei. Im Berliner Kurier vom 10.1.2014 erklärt ein an ein Taxi gelehnter Mann:“ Um das auszugleichen, müsste man kleine Umwege fahren, was für den Fahrgast überhaupt nicht gut wäre.“  Diese Meinung findet ihr unter dem Link zum BK. Beim Titelbild einmal auf „weiter“ klicken. Bild Nummer 2.

 

Umfangreiche Diskussionen und Medienecho findet ihr hier:

Berliner-Kurier

Apfelpage.de

Motortalk

Mactechnews

t-online Community

Und ganz heisse Chats bei:

Das! Deutsche Taxiforum

CrazyTaxiForum

In unserer Region gibt es keine App-Fahrer, die Dörfer sind zu weitläufig, als das eine App sinnvoll disponieren könnte. In Bremen hat eine große Taxizentrale eine eigene, auf Bremen begrenzte App. Ansonsten ein weisser Fleck.

Zum Glück, sage ich!

Unter Verdacht

Am Freitag war richtig schön was los, die Aufträge kamen schon früh. Unter anderen war gegen 22:00 auch eine Gruppe junger Männer von Stotel zum Kühlhouse zu bringen. Der Club ist im Fischereihafen in Bremerhaven angesiedelt. Gegen 2:30 am Samstag Morgen kam dann der Anruf, bitte wieder abgeholt und zur Kasba chauffiert zu werden.

Ich kam pünktlich dort an und die Jungs wollten draußen am Bürgersteig warten. Das Lokal erschien auf der rechten Seite und ich ließ meinen Bus langsam ausrollen, während ich nach einem günstigen Platz für das Einsteigen suchte. Mitte vor dem Eingang warteten 2 Kollegen aus Bremerhaven auf Kundschaft. Ich fuhr vorüber und bemerkte,das meine Kunden mein knallrotes Gummiboot   mich erkannt hatten und folgten mir, damit ich bequem einlochen einparken konnte.

Als ich gerade zum Öffnen der Schiebetür aussteigen wollte überholte mich der Bremerhavener Kollege mit seinem Touran und setzte sich von links schräg vor meinen roten Panzerwagen und begann umgehend wild herum zu fuchteln und er brüllte bei geöffnetem Seitenfenster herüber, ich solle mich verpissen uvm.

Bremerhaven liegt nicht in unserem Pflichtfahrgebiet und deshalb dürfen wir dort eigentlich keine Leute einladen. Es gibt aber für die Kunden die freie Wahl des Taxis, unabhängig von den jeweiligen Fahrgebieten der Unternehmen. Und so kann sich Jeder, zu jedem Ort in Deutschland sein Lieblingstaxi bestellen um sicher befördert zu werden.

Da hatte wohl wieder einer die „Sendung mit der Maus“ verpasst? An mir blieb es wieder hängen, die Nachschulung durchzuführen.

Meinen Fahrgästen trug ich auf, sich etwas zu gedulden und entnahm mein PDA aus der Halterung, um dem „Kollegen“ meinen Abholauftrag zu zeigen.

Ich zwängte meinen Astralkörper durch die Fahrertür, richtete die Berufskleidung und schritt auf den „gegnerischen“ Fahrer zu. Der hatte es dann doch auf einmal eilig, seine Position am Taxistand zu sichern und setzte Kommentarlos zurück. Meine Truppe hatte sich derweil das Schauspiel angesehen und formierte eine Schildkröte. Furchterregend marschierten sie so auf den Touran zu. Lautstark bekundeten sie mir Solidarität und wollten mich beschützen. Ein Wort und sie hätten getötet.

Mit knapper Not konnte ich die aufgebrachten Stoteler so eben noch bremsen. Mit dem Schlachtruf „Kasba,Kasbaaaa,Kaaassssbaaaaaa!“ hielten sie sich warm.

Endlich hatte der Fahrer sein Fenster geöffnet und erklärte die Lage. Allerdings war er der Meinung, es gehöre zum Guten Ton sein Revier zu verteidigen, deshalb seine Aktion zu Anfang. Genug Zeit war verplempert, zu wertvoll, dieser Amöbe die Welt zu erklären.

Endlich konnte die Fahrt zur Höllennacht in die Kasba angetreten werden.

Anmerkungen:

Die Stadt Bremerhaven wird komplett vom Landkreis Cuxhaven, damit von Taxiunternehmern aus diesem Bereich umlagert. Viele Fahrgäste lassen sich von uns nach Bremerhaven bringen, einige auch sehr gern wieder von ihrem Taxifahrer ihres Vertrauens abholen. Und da sind am Abend sehr viele Landkreiswagen in der Hafenstadt unterwegs und werden von den Kollegen dort als Fremdkörper angesehen.

Leider ist es in Bremerhaven genau so, wie in anderen großen Städten. Es gibt zu viele Taxikonzessionen. Die Unternehmer schicken ihre Wagen wenn möglich 24h auf die Straße, damit sich ja keiner einen größeren Anteil an der Beute sichern kann. Und das kostet die Blutsauger keinen Cent extra, denn ihre Sklaven arbeiten nicht für einen Stundenlohn, sondern für einen Anteil an den Einnahmen. Die Auftragslage erlaubte das auch noch vor einigen Jahren. Jedoch hat sich das Konsumverhalten der Einwohner geändert und es werden wesentlich weniger Taxis benötigt.

Und so kommt es, das die Kollegen in Bremerhaven sich sie Reifen platt stehen und in immer mehr zu leistenden Stunden einen immer kleiner werdenden Lohn einfahren. Der Frust der dann entsteht, entlädt sich leider oft auf der Straße, bei solchen wie oben beschriebenen Auswüchsen.