Und täglich grüßt der HerrTaxifahrer!

Die allabendliche  Fahrt zur Tagespflege des Seniorenheimes war Routine. Gelegentlich ging ein Fahrgast ins stationäre Heim, oder über den Regenbogen. Die Warteliste ist lang und so wurde diese Tour so schnell nicht langweilig. 

Damit die eingeteilten Fahrer nicht ganz blöd starben, fertigte die Heimleitung immer einen Wochenzettel, worauf der Name, körperliche und geistige Einschränkungen, sowie Abholzeit  der Insassen notiert waren.

Seit gut 14 Tagen hatten wir einen neuen Passagier!

„Guten Tag, HerrTaxifahrer, sind sie neu?“

„Nein Herr Müller-Lüdenscheid, ich fahre sie jetzt schon das achte Mal! Ich habe eben ein Allerweltsgesicht, wie sollen sie sich das wohl merken können. Manchmal, wenn ich nach einer Nachtschicht in den Spiegel schaue, denke ich auch oft,“Wer ist das denn?“!?“

Während ich den nächsten Fahrgast einlud, schnappte sich der Müller-Dingens mein Clipboard und las interessiert, was da stand.

„Haha, das die alte Frau Schmitt eine Windel braucht, unglaublich. Ich dachte immer die hat so einen dicken Hintern!“

Gerade wollte ich ihm das Board wegnehmen, da zog er es zu sich heran, wurde puterrot und schrie:

„Ich bin nicht Dement!

Und wer sind sie überhaupt, was machen Sie denn hier!?“

Ich glaube es nicht…!?

Gestern trat ich meinen Dienst wie gewöhnlich um 16:00 an. Den Abend sollte ich zusammen mit dem Caddy verbringen, meinem Lieblingstaxiauto. Die Kollegin von der Zentrale schleimte ein wenig herum, als ich mich Startbereit meldete, um mir dann eine Fahrt für Nachts um 03:00 um den Hals zu Hängen. Normal stellen wir die Autos unter der Woche um 01:00 in die Garage, außer ein Kunde bestellt schlauerweise vor, wie in diesem Fall. Um 00:24 nahm ich meinen letzten regulären Fahrgast in Bremerhaven auf, nach Stotel, ein Stammkunde.

traumbaby

Gegen 01:00 stellte ich den Wecker für 02:30, zur Sicherheit, falls ich auf der gemütlichen Couch in unserem neuen Aufenthaltsraum das Zeitliche segnen sollte. Ich schaute meine favorisierte Nachtfernsehserie – Medical Detectives – und nickte ein,  die aufgeführte Folge war mir geläufig gewesen und förderte mein Desinteresse am Wachbleiben.

*bummbummbummbumm*

Jemand schlug gegen die Fensterscheibe. Ich fuhr hoch, mußte mich erst einmal umschauen, wo ich mich überhaupt befand. Ich blinzelte nach draussen und hörte eine schwache, krächzende Stimme. Ein alter Mann stand da und schaute mich flehend an.

wackupbaby

Ich nahm meine Sachen und ging nach draussen, um die Lage zu checken. Der Senior war  ganz normal gekleidet, auch passend zur Saison in Sommerhose und -Jacke, Sandalen und Hut, gegen die Sonne. Allerdings war es erst 02:15!

„Fahren sie mich bitte ins Seniorenheim XYZ, ich habe mich vertan, man hat mich nicht abgeholt und komme nun zu spät!“

Ich hatte da schon so meine Erfahrungen gemacht, hier in Loxstedt, mit ausgebüchsten Bewohnern aus so einem Heim, deshalb gab ich brav zu Protokoll, das ich jegliche seiner Wünsche unwidersprochen und zu seiner vollsten Zufrieden- und Sicherheit auszuführen gedachte!

Er tappste auf den Caddy zu, höflich öffnete ich ihm die Beifahrer, während er auf einmal halb hinter dem Lenkrad klemmte. Mit etwas Geduld konnte ich ihm den Unterschied zwischen der linken und rechten Fahrzeugseite, in Zusammenhang mit meiner Tätigkeit als Fahrer, wieder ins Gedächtnis rufen und über sich selbst lachend schlurfte er zur Beifahrertür, ignorierte sie aber geflissentlich, zog und rüttelte an der schwergängigen Schiebetür. Mit etwas Hilfe hatte er dann den Weg ins Taxi geschafft.

Stolz wie Oscar, ein weiteres Mal einen zahlenden Kunden zurück zu bringen, drückte ich die Klingel am Seniorenheim. Es erschienen auch gleich zwei Damen aus der Nachtschicht, denen ich meinen meinen Fang präsentierte und sie schauten sich nur fragend an.

„Der Herr ist uns leider nicht bekannt!“

Mein Fahrgast aber bestand darauf, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein und wollte sich auf den Weg in den Frühstückssaal machen. Seine Ortskenntnis bewegte dann eine Pflegerin, einmal in die Liste der Tagesgäste zu schauen, mit Erfolg. Er war 6 Stunden zu Früh aufgetaucht!

Wir überzeugten den leicht verwirrten Mann, das es förderlich sei, jetzt lieber noch eine Mütze schlaf zu nehmen, bevor er sich am Morgen wieder ans Tagwerk machte. Seine Wohnung lag in der Nähe unserer Zentrale, was dann auch Sinn ergab, weswegen er bei mit geklopft hatte.

Sein Wohnungseingang lag links am Haus, ich ging mit der Handyleuchte voraus, seine Schritte waren ungelenk. An der Tür angekommen, erschrak ich schon wieder. Sie war einen guten Spalt geöffnet und der Hausschlüssel steckte noch im Schloß. Er schien es wirklich eilig gehabt zu haben! Er nahm den Schlüssel eher nicht ganz so ernst wie ich:“Ist praktischer, so brauch ich nicht aufschliessen!“ Für diese Nacht war er erst einmal wieder in Sicherheit. Auf jeden Fall werde ich die Zentrale über meine Fahrt informieren, vielleicht sind Angehörige bekannt, die sich kümmern können.

„Gute Nacht und Alles Gute, Herr A. L. Termann“!

Fallen gelassen

Wir, meine Frau,ich, unsere Hunde sowie die Shetty Max und Erwin waren aufgebrochen, um uns allen etwas Bewegung zu verschaffen. Die Ponys können etwas Gras am Wegesrand rupfen, während die Hunde die Gegend erschnüffeln und das Revier markieren.

Unsere Truppe zockelt also gemütlich dahin, als ein brauner Fleck – nein, kein Hundeschiss und auch kein Nazi –  inmitten des saftigen Grüns am Wegesrand die Aufmerksamkeit meines Augenwinkels erforderte. Auf den zweiten Blick war mit Mühe zu erkennen, um was es sich handelte. Im hohen Gras kauerte eine braune Henne. Völlig bewegungslos verharrend, hatten sie die Hunde nicht bemerkt und ich fast auch nicht.

Meine Frau nahm Hunde und Ponys und ging etwas des Weges, während ich das Federvieh in Augenschein nahm. Offensichtlich war es sehr krank, denn nach einer kurzen Berührung meinerseits machte es keinen Fluchtversuch und auch sonst reagierte es höchstens mit einem kurzen Blinzeln, frei nach dem Motto, „Ich seh euch nicht, also könnt ihr mich auch nicht sehen!“ blieb das Huhn dort sitzen, wo wir es fanden. Es war ein trauriger Anblick!

Unbekanntes Huhn

Unbekanntes Huhn

„Ein Fall für die Vogelflüstern!“

Im Nachbardorf haben wir eine Freundin, die ein gutes Händchen beim päppeln von gestrandeten gefiederten Tieren hat. Schon wenige Minuten nach der „Alarmierung“ war sie vor Ort, um das Tier zu fangen und zu untersuchen. Auf den ersten Blick konnte man nur einige fehlende Federn und eine leichte Rötung an den Stellen wo Federn fehlten erkennen.

Wir stellten uns die Frage, woher das Huhn kam und vor allem, wie es soweit vom Dorf entfernt hier auftauchte. Wir nahmen an, das entweder die panische Flucht vor einem Fuchs oder Frettchen die Ursache war. Oder hatte es vielleicht ein Raubvogel geschnappt und es fallen lassen, weil es ihm zu schwer wurde, auf dem Weg zu seinem Horst? Wir werden es nicht erfahren!

Was wir aber erfuhren, ist, das es dem Huhn „Jutta“ von Tag zu Tag besser ging und es sich problemlos in seine neue Familie eingefügt hat.

"Jutta" in ihrer neuen Wohnung!

„Jutta“ in ihrer neuen Wohnung!

Bilder zu unseren Hunden und Ponys hier: Instgramm – Andreas Wienert – Aka HerrTaxifahrer –

Neben dem Kindergarten………

………steht ein kleiner Baum. Dort können sich die Kleinen von ihrem Schnuller trennen, indem sie ihn aufhängen und eine Fee ihn später abholt.

Der Schnuller-Baum!

Neben dem Seniorenheim steht ein kleiner Baum. Dort können die Alten den Löffel abgeben.

Der Löffelbaum!

Löffelnicht

So, das war jetzt nur das Warm-Up für mein heutiges Gekritzel. Hatte wieder einmal eine Seniorin vom Freigang ins Heim gefahren.

Zum Abschluss unseres Auftrages gehört es dazu, hilflose oder immobile Menschen in der entsprechenden Abteilung dem Personal zu übergeben, damit keiner vergessen wird!

Ich schubste meine Oma gerade durch den Gang zum Speiseraum, wo sie üblicherweise ausgeliefert wird, als mich von hinten, aus einem geöffneten Glaskasten heraus, ein Pfiff erreichte, gefolgt von einem herrischen Keifen:

„Die Dame muss aber nach oben, stellen sie die in den Fahrstuhl, ich kümmere mich später!“

Wie sonst üblich, stellte ich meinen Fahrgast durch Bremsen gesichert ab, verabschiedete mich höflich und versicherte, das umgehend Jemand kommen würde.

Dann schritt ich auf das Gehäuse zu, erklärte in ruhigem Ton, mit etwas übertrieben sonorer Stimmlage, das ich mittels solcher mittelalterlicher Kommunikationsansätze nicht zu erreichen sei und bat um sofortige Übernahme der Verantwortung für ihren Insassen.

Mürrisch und ohne ein weiteres Wort ging sie an mir vorbei und schob den Rolli in den Aufzug.

Mein Fehler war, das ich genau in dem Moment  ankam, als die Pflegerin endlich Zeit hatte für die Dokumentation. Sie war nämlich über irgend so einem Plan vertieft und am Ausfüllen von dem! Leider müssen die Angestellten viel Zeit mit Formsachen verbringen, die vielleicht besser für die Arbeit mit dem Patienten genutzt werden könnte.

Aber die „KASSEN“ zahlen nur, wenn jede auch noch so kleine Handreichung dokumentiert wird, statt mit pauschalen Fällen zu arbeiten. Die Kassen könnte ja einfach mehr Leute einstellen, um ggf. verdächtige Abrechnungen auf Plausibilität zu prüfen, statt das eh schon gestresste Personal der Heime zu nerven.

Ist ja schon so bei meinem Daddy, der wird zu Hause versorgt. Die Pflegekraft benötigt 15 Minuten für die „Abfertigung“ und 10 Minuten, um alles Aufzuschreiben. Ein Irrsinn.

Und wenn die Pfleger dann wieder einmal auf „180“ sind, herrschen sie den Taxifahrer an.

Ich bin aber nicht nachtragend, versprochen! Aber nur, wenn es Morgen wieder das gewohnte Lächeln gibt!

 

 

Huch…

Oft genug gerät der Job ein wenig eintönig zu werden. Und gerade dann wirst du wieder eines Besseren belehrt.

Heute hatte ich wie schon öfter, die Pflicht Frau N. Asehoch von ihrer Tochter zurück ins Pflegeheim zu bringen. Ihre Tochter und auch wir Taxifahrer kümmern uns immer rührend um sie, obwohl sie eine alte Hexe ist, die bei jeder kleinsten Unstimmigkeit beginnt zu meckern und zu bellen. Bei ihrer Tochter liegt’s wohl am Verwandschaftgrad und bei uns Fahrern am reichlichen Trinkgeld, das sie noch am Leben ist.

Gestern war sie etwas stiller als gewöhnlich, lag vielleicht auch daran, das ich sie nur leise begrüßt hatte und wie auf einer Wolke ihren Rollstuhl vor mir herschob, ohne auch nur den kleinsten Kieselstein zu touchieren. Nach dem Anschnallen legte ich ihr noch schnell die wärmende Decke über Knie und Unterarme, sagte das wir in einer Minute abfahren und schloss die Hecktüren hinter mir.

Das Pflegeheim ist nur wenige Kilometer entfernt, es dauert nur 3 Minuten, dann sind wir schon da. Der Ausstieg verlief sehr ruhig, ohne die Dame durchzuschütteln. Nur die Decke fiel herunter. Ich hob sie schnell auf und drapierte sie mit einer kurzen Entschuldigung an ihren angestammten Platz.

„HerrTaxifahrer, das war sehr lieb!“, sprach sie leise. Weil ich mich mit meinem Kopf gerade in Schulterhöhe befand, ergriff sie die Chance und zog mich vorsichtig zu sich herüber, machte Anstalten, mich zu „erdrosseln“ und fuhr fort:“Dafür haben sie sich Heute ein Küsschen verdient!“

Und Das nahm ich umgehend in Empfang, bevor ich höflich danken konnte. Es war schon bemerkenswert, solche Worte von der „Teufelin“ zu erfahren!

Hauptsache, sie baggert jetzt nicht täglich…….