Hoppe, Hoppe….Virenfreier Post!

Moin, Moin!

Heute erzähle ich euch einfach mal was ich vorgestern so gemacht habe:

Zuerst zermarterte ich mir den Kopf, ob es überhaupt Sinn machen würde, aus dem Bett aufzustehen. Meine Frau war aus dem Haus zur Arbeit und unsere Viecher (Pferde, Hunde und Karnickel, Wildvögel) hatten ihr erstes Frühstück bereits genommen. Somit eröffnete sich die Möglichkeit einfach etwas zu trödeln, oder mir einen Isländer zu schnappen, um ihn zu satteln und eine kleine Runde zu drehen. Dafür sind die Zossen schließlich da! Und da das Wetter endlich gut war, zog ich meine Stretchhosen und die Jodpur-Stiefel an und ging in den Stall. Dafür muß ich gerade 10 Meter laufen, denn die Tiere wohnen bei uns zu Hause.

Bevor ich losreiten konnte, war allerdings noch der Service für die Tierchen zu erledigen. Die Hunde in den Garten zwecks Stuhlgang, den Reitplatz von den Ausscheidungen der Nacht zu befreien und das zottelige Islandpferd „Safir“, genannt „Fieri“ vom Dreck zu befreien, welchen er gern durch häufiges Wälzen und Liegen in Solchen in sein Fell einmassiert!

Der 10-Jährige Wallach hatte sein Bestes gegeben, um sich vor dem Ausreiten zu drücken. Gerade die Stellen unter dem Bauch waren noch glitschig und feucht, schöne dicke Sandklumpen hingen wie Bommeln an den Gardinen herunter. Das jedoch besorge sogleich der grobe Striegel und oben reichte die Bürste.

Noch eben den Schweif durchgesehen, ob da vielleicht noch ein rostiges Fahrrad darinnen ist, oder etwas Späne aus dem Unterstand. Ich fand nur ein paar Stengel Heu und Stroh, welche der Wallach wohl für schlechte Zeiten zurückgelegt hatte.

Der Rappe war nun hübsch gemacht und wurde gesattelt und gezäumt. Vor dem Aufsteigen muß ich ihm noch das Maul voller Leckerlies stopfen, das hat er mir so beigebracht. Dafür läßt er mich dann auch hoch!

Vom Hof aus schlugen wir den Weg nach Norden ein, um im Uhrzeigersinn eine etwa 6 Kilometer lange Runde zu absolvieren. Zuerst im Schritt, damit sich der HerrIsländer aufwärmen kann, bevor  ich ihn anschließend mit Dehnübungen nerven kann. Das Gelände hier bei uns ist um diese Jahreszeit und für die kommenden 6 Monate wunderschön und wir habe unendlich viele Wege zum Reiten. Selten, das eine Strecke für Reiter gesperrt ist. Sogar die Wälder sind komplett offen für uns. Allerdings nicht querfeldein, sondern nur auf den eingefahrenen Forstwegen.

Wir waren warm und nun wurden ein paar Schlangenlinien geritten, um das Pferd geschmeidiger werden zu lassen. Es folgen noch einpaar weitere Übungen. Ich bin jetzt nicht der Profi, deshalb lasse ich die Erklärungen dazu sein. Ich reite nur im Gelände, auf dem Platz oder in der Halle nur, wenn eine reiterlich Fortbildung zum Schutze der Pferdegesundheit und Sportlichkeit ansteht. Bisher ritt ich eine Hannoveraner Stute. Die hieß „Wahnsinn“, war aber für mich ein Traumpferd. Sie ist vorletztes Jahr im Alter von 27 Jahren gestorben. Solche Pferde haben drei Gänge, nämlich Schritt, Trab und Galopp. Der Wechsel zwischen diesen Gängen ist auch für Anfänger bei einem willigen Pferd in Kürze zu meistern. So war das auch bei mir.

Nun, die Islandpferde haben, wie noch weitere sogenannte Gangpferde, weitergehende Möglichkeiten, den Reiter vor ein Rätsel zu Stellen. Denn diese Pferde kennen zusätzlich noch den „Tölt“ und den „Rennpaß“! Und um da die Beine des Pferdes nicht zu verknoten oder ihm Schaden zuzufügen muß der Reiter „Hilfen“ anwenden, um so mit dem Pferd zu kommunizieren damit es die entsprechenden Gänge je nach Wunsch des Reiters „einlegt“! Und der Reiter muß dem Pferd diese Sprache erst einmal vermitteln. Dazu besuche ich ab und an Kurse bei Profi-Reitern. Zuerst hatte ich echt Bammel, denn zuletzt hatte ich 1994 Reitstunden bekommen. Das war auf einem Hof in Österreich. Über Pfingsten konnte man dort den Umgang mit den Equiden erlernen. Das peinliche war nur, das ich der einzige Erwachsenen unter den Teilnehmern war. Ansonsten nur Zwerge von 8-10 Jahren! 🙂

Nun Gut! Ich hatte meinen Gefährten vorgeheizt und übte ein wenig zu Tölten und wieder Anzuhalten. Ich benutzte außerdem meine Stimme und reichlich Kekse um Fieri bei Laune zu halten. An diesem Tag schien er wirklich bestens in Form zu sein. Er führte brav alle Kommandos aus und signalisierte durch leichtes Schnauben, das auch er zufrieden sei. Nun waren es nur noch gut 400 Meter bis zum Hof und wir begannen das Cooldown mit einem lockeren Halten der Zügel und er Schritt ganz entspannt voran, bis…..

…bis er auf einmal einen Clown gesehen, oder einen Notruf von der Sternenflotte erhalten haben musste. Er startete von Null auf 100 in den Galopp (4. Gang) ohne die physikalischen Trägheitsgesetzte bezüglich des Wasserbeutels auf seinem Rücken zu bedenken. Völlig losgelöst versuchte ich durch gutes Zureden, lautes Beten und verzweifeltes Festhalten meine Lage zu verbessern. Und, was soll ich sagen, ich hatte Erfolg!

Der Gaul bremst genau so stark ab, wie er eben losgebraust war. Diesmal hätte auch Einstein rechnen können, mit einem mittleren Krachen durchbrach ich die Schallmauer und landete ich mittels perfektem „Threehundredsixty“ (Salto) in einem Matschloch des Weges. Fieri machte keine Anstalten, sich um den winselnden, seine Wunden leckenden alten Mann zu kümmern. Er setze einfach den Weg fort und suchte die Abkürzung über einen Acker nach Hause.

Meine Körperteile auf Funktion überprüfend, lief ich Fieri hinterher, wenn man das humpel-hüpfen als laufen gelten lässt! Mein linker Arm war etwas lädiert und der Schock saß tief, aber ich konnte dem Pferd folgen, das mittlerweile kurz vor der Kreisstrasse etwas Gras nibbelnd auf mich wartete.

Schietndiddi, gerade als ich das Halfter greifen wollte, lief der Kerl auf die Straße. Zum Glück hatten die Autofahrer mein Unglück erkannt und warteten. Leider ist keiner ausgestiegen um mir zu helfen. So lief Fieri dann wieder etwas von unserem Grundstück weg, die Dorfstrasse hinunter. Ich winkte eine Fahrerin heran, sie möge mich bitte ein kleines Stück mitnehmen, Richtung Pferd. Sie schaute mich entsetzt an, folgte aber wortlos meinen Anweisungen. Erst als ich Ausstieg, fiel es mir wie Schuppen vom Helm. Ich war von Oben bis Unten voller Schlamm und sogar am Himmel des Wagens klebte jetzt Dreck von meinem Helm.

„Egaaaaaal!“

 

Ich bat vielmals um Verzeihung als wir das Pferd eingeholt hatten und ich ausstieg. Ich flehte förmlich, meine Entschuldigung anzunehmen. Es blieb aber bei einem wortlosen,  vor Entsetzten erstarrtem Blick!

„Egaaaaaaal!“

Ich mußte jetzt das Pferd schnappen. Ich trieb es auf einen Feldweg neben unserem Grundstück und mit einer Handvoll Keksen konnte ich den Willen des Flüchtlings brechen!

Der Rest ist kurz erzählt. Ich ging zu Fuß mit ihm nach Haus, denn meine Knochen wollten nicht mehr Aufsitzen, die Gedanken schon.

Nun Sitze ich hier, von Kopf bis Fuß mit „Pferdesalbe“ eingerieben meinen Muskelkater pflegend und endlich wieder etwas für euch schreibend. Ich hoffe ihr hatte ein paar kurzweilige Minuten!

Bis die Tage, euer HerrTaxifahrer

 

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Lenker vs Oberschenkel

Es ist warm heute, ich liebe es. Auch ist nicht viel zu tun. Nicht sooo schlimm, denn die letzte Woche hatte es in sich. Deshalb hier der Bericht über meine 3. Auftrag gestern:

–>Umsteigen auf Bus!

–>Parkplatz Alte B6

Eigentlich hatte ich einen schweren E-Rolli erwartet, aber da stand nur ein einsamer Radfahrer. Allerdings hatte er 3 Räder unter sich, welche wir gemeinsam indemSprinter hievten. 


Um ihm zu entlocken, was zu dem Drahtesel-Reichtum geführt hatte, -„Sie sind doch wohl nicht etwa gestohlen?“- erfuhr ich, das es eine Kollision gegeben hatte. 

Das zu ihm gehörende Pärchen war aneinander geraten und sein Lenker hatte sich in ihren Oberschenkel gebohrt. 

Der physische Schaden hätte sich überschaubar gestaltet, der Psychische weit weniger. Offensichtlich sei sie sehr, sehr echauffiert gewesen, über seine Unfähigkeit, ihr auszuweichen. Wir beide beteten für ihn, das er nicht so arg unter ihren Tiraden zu leiden hätte, sowie dem Liebesentzug.

Er ließ sich eine Quittung geben, man wolle gegebenenfalls den Schaden (die Taxifahrt, Räder waren heile) bei einer Versicherung geltend machen. Von Nichts kommt Nichts! 

Überstunde*

*Eine tragisches Stück in drei Absätzen

Ein Stammkunde wollte nach dem 6-Tage-Rennen in Bremen mit dem Zug anreisen und gegen 2:00 am Bahnhof abgeholt werden. Er würde ggf. rechtzeitig absagen. Für den Fall, das er „versacke“, stellte er ein großzügiges Trinkgeld in Aussicht.

Pünktlich bezog ich am vereinbarten Ort Position, freute mich auf einen gutgelaunten Fahrgast und lauschte noch etwas den Spätnachrichten. Die hörte ich nun schon zum vierten Mal diese Nacht, weil in mir die Hoffnung schlummerte, das so spät vielleicht Irgendwo irgendein deutscher Politiker mit Anstand wach sei, daran arbeite, wie diesem Herrn Trump Paroli zu bieten sei. Die Nachrichten brachten dazu nichts Neues. Der Zug ist noch nicht eingefahren, ich checke den Fahrplan mittels meiner DB-App. Jetzt genau sollte der Zug….., „ach schau her, die Ampel schaltet auf Rot und die Schranken senken sich!“

Das Handy bimmelte. Der Stammgast war dran. Er sei quasi „in den Zug gestürzt“, „ein Wunder das er noch sprechen könne“! Die Ärzte leisteten ihr Bestes und da er die Nacht in Bremen im Krankenhaus verbringen müsse, täte es ihm leid, meine Dienste nicht mehr beanspruchen zu können. Ich kondolierte höflich und machte mich vom Acker.  Durch gefrierenden Nebel im Hollener Kamp fuhr ich in  den wohlverdienten Feierabend. Bin gespannt, ob er sich Morgen noch an seine o.a. „Vertragsstrafe“ erinnert.

 

Kurz vor dem Ziel krachte es…..

Mein Kunde wurde kreidebleich und drohte in sich zusammenzusinken. Bis hier hin war die Tour völlig planmäßig verlaufen.

Keine Tiere mitten auf der Straße, die Piste trocken, und die Straßen leer. Warum mußte das ausgerechnet mir passieren. Einfach so, aus heiterem Himmel. Ich muß zugeben, das ich auf den letzten Metern etwas zu leichtsinnig gewesen war. Ganz klar, das war Alles meine Schuld, mein Versagen. Wie erkläre ich das bloß meinem Chef. Vor 14 Tagen erst der große Wildschaden und nun dies auch noch.

Das Drama nahm seinen Lauf gleich zu Dienstbeginn:

„Sattele den Caddy und arbeite die Einkaufsliste ab! Herr B. Soffski wartet auf seine dringende Lieferung aus der Apotheke und bitte auch die restlichen Sachen von der Einkaufsliste mitbringen. Döner ist schon bestellt, brauchst du nur noch abholen!“

Station für Station erledigte ich meinen Zettel, nicht ahnend, welche zerstörerischen Kräfte sich an diesem Nachmittag noch entfalten würden. Routinejob. Eben etwas shoppen und dann ausliefern. Easy! Tausendmal gemacht!

Die Dame von der Apotheke erreichte ich genau eine Sekunde vor Ladenschluss! „Hier, ist Alles in der Tüte. Bitte sofort hinbringen. Herr S. hat Schmerzen!“

Noch schnell zum Döner. Stand schon auf dem Tresen, der Maxiteller „mit Alles“! Ich beglich die Rechnung, sortierte sie zu den Anderen in meine Börse und machte mich auf den Weg. Um diese Zeit herrschte eigentlich Berufsverkehr aber irgendwie nicht auf meiner Strecke, denn es war Sonntag Abend so trat ich das Gaspedal etwas tiefer hinunter als gewöhnlich.

„Wenn ich pünklich sei,“ so die Zentrale,“ wäre mir ein fettes Trinkgeld sicher!“

Das spornte mich natürlich an. An erster Stelle stand natürlich die Sicherheit, dann erst die Gier! Das hat uns der Chef immer eingehämmert, denn er müsse schließlich für den Schaden aufkommen, wenn etwas passiert.

Der letzte Satz schoß mir noch einmal durch den Kopf. „Das gibt Ärger!“ Ich hatte es eigentlich fast geschafft.

Es waren nur noch etwa 5 Meter! Nur noch um eine Hausecke, dann wäre ich endlich dort und könnte meine Ladung loswerden. So langsam wurde sie nämlich etwas schwer.

Ich hatte auf den Kasten Haake Beck Pils (30×0,33) wie immer den Dönerteller und 2 Flaschen Alter Senator gestellt. Die Tüte mit dem Aspirin passte da auch noch ganz gut hin.

Nun klemmte ich meine Geldbörse unter den linken Arm, hob den Kasten mit Inhalt auf meine Knie und betätigte die Zentralverrieglung mit dem Schlüssel in der rechten Hand.

„S******E!“

Ich hatte das Gartentor zum Haus meines Kunden nicht geöffnet. Zum Darübersteigen war die Pforte zu hoch. Ich beugte mich etwas nach vorn um den Riegel zu betätigen. Prompt verrutschte das Dönertier und nur mit Mühe konnte ich die Balance halten. Die Tür war nun auf und ich ging vorsichtig weiter zum Hauseingang.

Da stolperte ich ein wenig über die Randpflasterung und drehte mich einmal komplett um mich selbst um nicht zu stürzen. Leider war da noch die Zentrifugalkraft und da wurden in diesem Moment Grenzwerte überschritten, die die Kornflaschen an ihrem Platz hielten.

Mit einem lauten „Peng“, klatschte eine Flasche auf den Gehweg und zerbarst in tausend Scherben. Das gute Nass sickerte sofort in die Fugen und stieg mir außerdem noch in die Nase.

„Oh Gott! Was machst du da, HerrTaxifahrer!?“

Mein Kunde hatte das Geschehen von der Treppe aus beobachtet und drohte ob des Gesehenen zu kollabieren.

Schnell rief ich ihm zu, das nur eine Flasche gefallen sei, worauf hin sein Antlitz umgehend wieder Farbe annahm.

„Trinkgeld gibt`s heute aber nicht!“, wurde mir dann förmlich mitgeteilt. Gefolgt von einer Belehrung über Transportsicherung und Verantwortung und so weiter und so fort.

Zum Abschluss sei noch gesagt, das mein Chef bis Heute nichts davon erfahren hat. Er soll einmal ein paar Tage ruhig schlafen können. Außerdem stellte ich beim Verlassen des Grundstücks fest, das von außen gesehen, links neben der Pforte überhaupt gar kein Zaun angebracht ist. Das war mir in 6 Jahren bei diesem Stammkunden nicht aufgefallen.

 

 

P.S. Service-Merkspruch des Tages:

Sei ein guter Taxifahrer und benutze die Pforte, auch wenn links kein Zaun ist!

Dieser Spruch ist abgeleitet von einem, den ich vor 35 Jahren in der Barbara-Kaserne Delmenhorst auf dem Klo einer amerikanischen Einheit gesehen hatte. Es handelte sich dabei um ein offizielles Dokument, keine Scheißhaus-Pinselei. Es war neben jedem Waschbecken und auch auf jeder Tür unter Elefantenhaut zu lesen:

„Be a good soldier always, not only if somebody is watching you!“

„Sei immer ein guter Soldat, auch dann, wenn Niemand zuschaut!“

 

PU*

„Des einen Leid, des Andren Freud!“


Nach 2 Stunden unermüdlichen, aufopferungsvollen Wartens auf einen Auftrag, erlöste mich ein Anruf der Regionalbahn aus meinem Schlafkrampf!

„Wir benötigen noch einen Wagen für 3 Personen nach Bremen, ab Oldenbüttel. Der Zug steht, es hat sich Jemand auf die Gleise geworfen!“

„Schwupps!“, das Bestätigungsfax aus dem Drucker genommen, Fahrgäste eingeladen und für knapp € 80 nach Bremen gebracht.

Die Fahrgäste hatten Nichts bemerkt von dem Unfall. Einzig der Zugführer muss den Schock des Erlebten verarbeiten. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Leider passiert das sehr oft und wer weiß, was sich hinter dem Steuer einer Lok abspielt, wenn sich das Unglück anbahnt?!

*Bahnjargon: „Personenunfall“

Crash auf der B71

Der Tag begann genau so, wie man es sich wünscht. Auf dem Weg zur Arbeit der Griff in die Innentasche:

„Scheisse, Handy vergessen!“

Kehrt Marsch, das Ding holen, Zentrale anrufen,erfahren das „Alles Gut “ ist und leicht verspätet eintreffen.

Was haben die Hunde sich gefreut, als ich nur 5 Minuten weg war…..

Was haben die Hunde traurig geguckt, als ich ohne weiteres Leckerli wieder abgedampft bin…

Meine ersten Aufträge waren Rolli-Fahrten. Der mir zugeteilte Bus (Renault Trafic) ist dafür perfekt geeignet. Mit wenigen Handgriffen lässt er sich vom 9-Sitzer in ein Rollstuhlgerechtes Fahrzeug umrüsten.

  • rote Schlaufe ziehen
  • hintere Rückbank umklappen
  • Bodenbefestigung beidhändig entriegeln
  • Rückbank hoch stellen und verriegeln

Das Ganze dauert 15 Sekunden und geht ohne Kraftaufwand!

Das war der einfache Teil, wären da nicht die  lästigen Fahrgäste mit ihren Sonderwünschen und Befindlichkeiten. Bei der zweiten Tour war ich 15 Minuten zu spät. Der Mann plusterte sich gleich mächtig auf und schüttete einige unschöne Stereotypen über die faulen und unzuverlässigen Taxifahrer über mir aus. Ohne mit der Wimper zu zucken Wie ein kleines hilfloses Äffchen lies ich mich ausschimpfen und entschuldigte mich dann auch noch. Beschwerdemanagement halt. Da hatte ich die Rechnung ohne die Oma im Rollstuhl gemacht:

„Wo kommen sie denn jetzt erst her? Sie sind wohl extra langsam gefahren und haben erst noch Mittag gemacht!?“

Voll in die Magengrube! Egal, das ist einfach der miese Part in der Dienstleistung.

Später, als ich das Duo zu Hause abgeliefert hatte, entspannte sich die Lage. Er zog seine Äußerungen zurück, wäre doch nicht so schlimm gewesen und wünschte mir einen schönen Feierabend. Na gut, „Danke!“,  sind ja nur noch 7 Stunden!

Anschließend traf ich zwei Kollegen und wir machten uns eine Viertelstunde lustig über verschiedene tölpelhafte Fahrgäste und die Moral war wieder bestens!

Ein paar Touren später, so kurz vor 8 Uhr bog ich von der A 27 auf die B 71 Richtung Loxstedt ab. Erst mal rechts rum, Vorfahrt achten, 70er-Zone, über die Brücke und dann links.

„Häh, was ist denn das?“

Ein PKW überholte langsam ein auf meiner Spur stehendes Fahrzeug und parkte danach 20 Meter dahinter schräg zur Fahrbahn. Das Auto auf meiner Spur war ramponiert und zeigte in meine Richtung.

Vor mir war die Straße übersät von Autoteilen, ein großer dunkler, nasser Fleck. Ich bremste ab und endlich schoß es mir durch den Kopf!

„Ein Unfall!“

Die Kollision fand etwa 50 Meter vor mir statt, ich habe den Aufprall trotzdem nicht gesehen.

Surreal! Ich fahre noch etwas vor, schalte Warnblinklicht ein und parke. Als ich hinlaufe steigt die Fahrerin aus, läuft zur Beifahrerseite und hilft einer zweiten Person heraus. Ich fasse unter, rufe laut nach weiteren Personen. Es sind nur die beiden. Ein Mann kommt dazu. Der andere Unfallbeteiligte. Er ist unverletzt. Die Beifahrerin klagt über Rückenschmerzen, sie möchte aber unbedingt stehen. Ich sehe nirgends Blut oder Verletzungen und bin froh. Mein Adrenalinspiegel sinkt langsam.

Ein zufällig vorbeikommendes Feuerwehrfahrzeug sichert eine Straßenseite mit Blaulicht. Ich wähle den Notruf und habe Mühe den Ort zu beschreiben. Peinlich, aber ich denke, das ist der Situation geschuldet. Nach 6 Jahren schwebe ich von Ort zu Ort. Was kümmern mich die Streckennamen, liegen alle schön verpackt im Unterbewusstsein meines Taxifahrerkleinhirns!

„Mein Handy, mein Handy!“

Ich steige in das zerstörte Fahrzeug und finde es im Fußraum unter einer Menge Plastik, das sonst im Heck des Fahrzeug angesiedelt ist. Es stimmt wirklich. Wenn es kracht, fliegt alles nach vorn. Und davon viel! Ich habe auch immer viele lose Teile im Wagen und frage mich, wann ich die rausnehme, weil ich sie nicht brauche, oder wann ich sie befestige!?

Ich reiche der jungen Frau das Smartphone, für eine halbe Sekunde ist sie glücklich!

Wo ist eigentlich der Erste Hilfe Kasten? Ich werde gleich nachschauen. Hätte eigentlich der erste Griff sein sollen, oder!?

Weitere Personen möchten helfen, ist zum Glück nicht nötig. Ich frage einen Feuerwehrmann, ob wir einfach schon einmal eine Hälfte der Fahrbahn säubern sollen, von den verstreuten Teilen. Ich denke da praktisch. Dann müssen die armen LKW nicht warten, die noch nach Bremerhaven müssen.

Der Profi winkt ab. „Wir sichern jetzt und verändern Nichts!“, das regeln gleich die Verantwortlichen.

Ich informiere die Zentrale, das ich sicher zu spät zu meinem nächsten Auftrag kommen werde. Sie kümmert sich.

Mittlerweile kommen von allen Seiten weitere Feuerwehr-Fahrzeuge. Ein Riesen-Bohei! Ich soll mein Taxi zurücksetzen, Platz für Rettungsfahrzeuge soll geschafft werden. Ein Feuerwehr-LKW setzt sich vor mich.

Der Rettungswagen trifft ein, die Polizei auch. Ich habe hier nichts weiter zu verlieren und verdrücke mich.

Eine Stunde später ein Anruf von der Polizei. Sie hätten einen Fahrauftrag für mich. Ein Mann möchte von der Unfallstelle abgeholt werden. Ich kenne ihn, es ist der Unfallbeteiligte.

Die Unfallstelle war noch gesperrt und ich genoß es wie einer der das erste Mal bei einer Oscarverleihung jovial grüßend über den Roten Teppich schlendert. Der erste Posten erspähte mich, als ich eine Bake umfuhr, die Zwecks Verkehrslenkung aufgestellt worden war. Er winke, zappelte und wollte mich wegscheuchen. Schaffte er aber nicht, der Rote Teppich, ihr wisst!

„Die Politei hat mich gerufen, ich habe einen Auftrag zu erfüllen!“

Er schnuffelt etwas in sein Walky-Talky. Ich darf durch, die Menge jubelt!

Weiter vorn werde ich ran gewunken.

„Sind sie der Taxifahrer?“

„Nee, ich bin der Papst und eröffne eine Boutique in Wuppertal!“

Mein Fahrgast steigt ein und wir verlassen diesen immer noch in allen erdenklichen bunten Farben flackernden Ort.

Wir reden während der Fahrt über diesen und andere Unfälle, was denn auch sonst. Wir wünschen uns beide, das es den Verletzten bald wieder gut geht!

Hier der Link zum Polizeibericht: Unfall B71 (Presseportal) Und hier noch von Nord24 mit Bild.

So, lasst euch nicht Stressen ich geh jetzt Pferdeäpfel vom Sandplatz sammeln!

„Los jetzt!“  🙂

„Rrrrrrrruummmmsssss“

Da beobachte ich so den Datenstrom auf meinem iPhone, als neben mir auf dem Amtsdamm (Hauptstrasse) in Hagen ein Motor aufheult.

Das ist am Wochenende an sich nichts außergewöhnliches, denn so eine Vorbeifahrt an der Diskothek „PAM PAM“ sollte schon etwas aufsehen erregen, bei der weiblichen und bei der männlichen Besucherschaft.

Und weil an diesem Abend die Schlange vor dem Einlass besonders lang war, gaben sich die Helldrivers besondere Mühe, Aufsehen zu erregen.

Ich schaute nach links hinüber, in die Richtung aus der das „geile“ Motorgeräusch zu vernehmen war. Ein Silberner Golf  bretterte an mir vorbei, im ersten Gang und der Motor heulte auf. Just in diesem Moment zieht der Wagen nach links, verfehlt die Einfahrt in den Döhrnweg, donnert gegen einen stabilen Blumenkasten aus echtem Waschbeton. Der Kübel wehrt sich und reißt dem Golf eine Lenkstange heraus, die Räder schielen nun, hehe!

Weit konnte es nicht mehr gehen, denn schon wenige Meter danach stoppte eine niedrige, von Efeu überwucherte Mauer die Reise.

Nachdem ich den „Schock“ überwunden hatte, beobachtete ich die Szene, fuhr, weil sich am Unfallauto nichts bewegte schnell über die Strasse dort hin und sicherte die Szene.

Die Türen des Golf sprangen auf und 4 Junge Männer machten Anstalten, keine Anstalten zu machen! Sie hatte nichts besseres zu tun, als ihre mitgebrachten Mischungen unter den Arm zu klemmen und sich auf den Weg zum Eingang des Pam zu begeben.

Ich hatte mir den Kleinsten ausgesucht, um ihn festzuhalten und mich nach dem werten Befinden zu erkundigen, schliesslich wollte ich helfen. Den Jungs war offensichtlich ausser einem Schreck nichts passiert.

Unfall2

„Ja, Danke, alles OK, kann ich jetzt zu meinem Kumpels gehen!?“, versetzt mich der Kleene in erstaunen.

Ein Kollege stieß hinzu und ich bat ihn, den jungen Mann im Auge zu behalten, während ich die Polizei informierte.

Der junge Mann telefonierte auch. Allerdings nicht mit der Polizei, oder Mutti, sondern er wollte sich ein Alibi besorgen, welches er den Beamten auch umgehend nach deren Eintreffen präsentierte:

„Wir sassen so beim Pam auf dem Parkplatz in unserem Auto, weil wir noch Jacken und so verstauen wollten, und so. Da hat sich einfach ein Fremder ans Steuer gesetzt und ist mit uns gegen die Mauer gefahren und jetzt ist er weg. Wir kennen den nicht und der ist jetzt auch nicht mehr da und wir wissen auch garnicht mehr wie der ausgesehen hat!“

Da ich nicht gesehen habe, wer am Steuer gesessen hatte, hielt ich mich bedeckt und setzte mich wieder in mein Taxi. Der Datenstrom war glücklicherweise noch nicht abgerissen und so trage ich hiermit meinen Teil dazu bei, das Er auch niemals versiegen solle.

 

Licht und Schatten! +++Update+++

Diese Nacht hatte es in sich. Reichlich Kilometer  abgerissen, fast das ganze Fahrgebiet abgedeckt, nette Fahrgäste!

Tacho

Von 20:00 bis 6:30!

 

Leider gab es wieder einen schlimmen Unfall. An der B 71, Abzweig Osterndorf ist vermutlich ein PKW mit einem Krankenwagen kollidiert. 4 Personen seien schwer verletzt.

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Ein paar bloggenswerte Fahrgasttöffel waren natürlich auch dabei, ich berichte mit zeitlichem Abstand, sie zeigten sich wieder einmal aus den allerpeinlichsten Perspektiven!

Es ist 8:08 und schon wieder Hell,

Gute Nacht und einen schönen Sonntag euch!

Update:

Die Polizei hat gemeldet:

01.03.2015 | 14:00 Uhr

POL-CUX: Pressemitteilung für den Bereich der Polizeiinspektion Cuxhaven, 01.03.20015

Cuxhaven (ots) – Bereich Schiffdorf

Verkehrsunfall zwischen PKW und Rettungswagen

Ein mit Blaulicht fahrender Rettungswagen des Landkreises Rotenburg-Wümme, der eine Patientin nach Bremerhaven bringen wollte, verunfallte auf einer Kreuzung der Bundesstraße 71 bei Beverstedt. An der durch eine Ampel geregelten Stelle kam es zu einem Zusammenstoß mit einem PKW, der aus Beverstedt kommend, auf die Bundesstraße fuhr. Der PKW überschlug sich und landete in einem Straßengraben. Sein Fahrer musste schwerverletzt durch die Feuerwehr befreit werden. Der beteiligte Rettungswagen kam durch den Aufprall ins Kippen und fiel auf die Seite. Während der Fahrer unverletzt blieb, erlitten die im Aufbau mitfahrenden Rettungskräfte und die Patientin leichte Verletzungen. Angaben von Zeugen lassen vermuten, dass der mit Blaulicht fahrende Rettungswagen bei Rotlicht in die Kreuzung eingefahren war. In der Folge ist anzunehmen, dass der Fahrer des anderen Wagen den Rettungswagen übersehen hatte, als er bei Grünlicht in die Kreuzung gefahren war. Die Bundesstraße blieb für die Zeit der Bergungsarbeiten und der Unfallaufnahme etwa sechs Stunden gesperrt. Bei dem Unfall wurde ein Ampelmast an der Kreuzung umgefahren. Auslaufendes Öl aus den Fahrzeugen wurde durch eine Spezialfirma aufgenommen. Beide Unfallfahrzeuge erlitten Totalschaden. Die Polizei schätzt den Unfallschaden auf etwa 70.000 Euro.