Hey Google…..

Mann, Mann, Mann, das ist echt stressig ab 22:00, wenn die Zentrale auf mein Handy umschaltet und in den wohlverdienten Feierabend geht.

Gleich der erste Anruf um 22:02 erforderte mein komplettes Taxiwissen, meine überragende Fantasie, sowie überdurchschnittliches Verhandlungsgeschick.

Ein Mann redet mit mir. Deutsch ist nicht seine Muttersprache, ich höre aufmerksam zu:

„Ein Taxi in den **andweg 160!“

„Sandweg?“

„Nein, nein! *randweg! 160!“

„Also, bis 160 geht bei uns keine Straße! In welchem Ort sind sie? Bremerhaven?“

„Ich bin in Lo*stedt!“

„Loxstedt? Ich verstehe sie nicht gut. Buchstabieren sie den Ort und den Straßennamen, bitte!“

Er kann nicht buchstabieren, glaube ich. Es spricht fortan eine Frau. Sie hat eine klarere Aussprache:

„G-R-A-N-D und „Weg“

„Tut mir leid, die Straße kenne ich nicht. Wo sind sie denn!?“

„Na, in Lokstedt, bei Hamburg! Wir haben ihre Nummer aus dem Internet!“

„Oh, da haben sie sich versehen. Sie sind in LoXstedt gelandet! Suchen sie doch bitte mit dem richtigen Namen noch einmal!“

„Er hat es ins Handy gesprochen und ihre Nummer kam raus! Können Sie mich wenigstens verbinden!?“

Es dauerte noch gefühlte 10 Minuten, bis sie mir glaubte, das ich von meinem Handy nicht mal so einfach mit einer Zentrale in Lokstedt verbinden könne.

Allein die Anfahrt hätte € 245 gekostet.

Und dann noch unser unzerstörbares „Samsung-Etwas“. Wer damit irgendwas verbindet, ist ein Zauberer!

Streuner (3)

*WTF*

Zuerst einmal packte mich eine kleine Wut, darüber, das die Meldung einfach so aus dem Lautsprecher, also öffentlich zu hören war!

Was, wenn mein Sitznachbar ein entlaufener Psychopath, ein Mörder, oder was weiß ich sonst noch war?  Womöglich auch noch „armado hasta los dientes“ *! Ich dachte von nun an lieber in einer anderen Sprache. Vielleicht liest er meine Gedanken!?

Vorsichtig blickte ich, während sich einige mögliche Szenarien meines Dahinscheidens vor meinem inneren Auge abspielten, zu ihm hinüber. Der Alte hatte sich nicht gerührt. Er blickte stoisch durch die Frontscheibe, wo gerade außer Autobahn nichts Anderes zu sehen war.

„Alles Gut?“, fragte ich ihn mit einem Frosch im Hals.

„Ist das Radio kaputt?“, antwortete er und fügte hinzu: „Das krächzt ja ganz schön….und so laut auf einmal!“

„Pfffffffff, was ein Blödsinn!“ Ich schob meine Bedenken wieder zur Seite und die Lüftung auf „MAX“ um ungestört telefonieren zu können, wählte die Nummer der Zentrale und hakte nach. Ich erfuhr, das – die Frau aus dem roten Auto – die Polizei gerufen hatte. Warum wisse man nicht, nur das die Leitstelle der Polizei in  Oldenburg mich gern sprechen würde.

Langsam verstand ich gar Nichts mehr. Erst rief die „ROTE“ ein Taxi und dann die Polizei oder auch umgekehrt. Mit vorgeschriebenen 60 Kilometern pro Stunde schneckte ich weiter die A 27 hinunter. Nebenbei googelte ich nach der Nummer der Polizei Oldenburg, wählte sie direkt und schilderte vorsichtig meine Lage.

Mein Sozius bedankte sich währenddessen für die Aktivierung der Heizung und rieb sich die Hände vor den Lüftungsschlitzen.

Der freundliche Polizist wusste von nichts und erkundigte sich nach meinem Standort.

„Oh, Cuxhaven!? Da sind wir nicht zuständig. Rufen sie direkt die 110, die werden informiert sein!“

Die geht mir langsam echt auf den Sack, die Polizei. Ich wähle 110, schildere meine Lage und sage gleich dabei, wo ich bin.

„Gut das sie sich melden!“

„Wissen sie denn überhaupt, wen sie sich da ins Auto geladen haben?!“

 

Fortsetzung in 1 bis 2 Tagen, ich muß das Alles erst noch verarbeiten.  -Großes Smiley-

 

*Spanisch: bis an die Zähne bewaffnet

„Vati möchte seinen Sessel haben!“sagte meine Frau

Und da gab es keine Diskussionen! Der Ohrensessel muß vom Osterdeich nach Schwachausen transportiert werden, koste es was es wolle! Unsere eigenen PKW reichten nicht aus, Schwiegervaters Ohrensessel sicher ins Seniorenheim zu karren, wo er jetzt Stellung bezogen hatte. Sein neues Zimmer sollte wenigstens durch einige  Gegenstände, die das ehemalige Zuhause hergab, aufgewertet werden. Der Sessel und ein 40-Zöller, die würden es fürs Erste richten.

Da fiel mir ein, das ich ja Taxifahrer bin und auch gelegentlich allerlei leblose Gegenstände transportierte. Da ich mich im Urlaub befand, wollte ich den Cheffe nicht behelligen und da es in Bremen, wo der Transport stattfinden sollte, eine große zentrale gibt, wird sicher ein Wagen dabei sein der einen halben Kubikmeter Platz für für unser Nahgut hat.

„0815 hier, die unwiderstehliche Taxizentrale seit über 100 Jahren, wie werde ich sie am Schnellsten wieder los!?

„Guten Tag, HerrTaxifahrer $Kunde hier, ich hätte da eine Frage. Können sie mir einen Ohrensessel und einen Flachbildfernseher von A nach B bringen?“

„Nö!“

„Warum denn das nicht, sie haben soviel Fahrzeuge…!“

„Nein, ich glaube nicht das das Einer macht. Einen Sessel und einen Fernseher. Nein, so ein Fahrzeug habe ich nicht im Programm!“

„Wie sieht es mit einem Rollstuhl-Fahrzeug aus, haben sie so eins im Fuhrpark?“

„Rollstuhl ist kein Problem. Aber sie wollten doch einen Sess….!?“

„Das ist doch prima! Da passt so ein Sessel doch gut rein! Können sie bitte so einen schicken?“

„Nö! Ein Sessel ist ein Sessel, und kein Rollstuhl. Außerdem kostet das extra!“

„Egal, ich zahle das gern. Was kostet das denn?“

„Eine Rollstuhlfahrt kostet € 15,00, zuzüglich der Fahrtkosten aus dem normalen Tarif!“

„OK, das mache ich! Bitte schicken sie den Fahrer zur $StrasseamWeserstadion. Ich bin gleich dort, so in einer halben Stunde bitte!“

„Nein, das ist ein Problem. Ich sagte schon, das das keiner macht…….“

Etwas platt vor Enttäuschung legte ich auf. Bei meinem Karma hätte ich vielleicht doch noch ein Taxi zugeteilt bekommen und irgendetwas wäre schief gegangen. Das wollte ich dann doch lieber nicht mehr.

Das wäre bei unserer kleinen Dorfzentrale nicht passiert. Gerade solche Aufträge sind doch das Salz in der Suppe. Es wird Geld damit verdient und im besten Fall gewinnt man dadurch viele Kunden. Und dann noch die Zuschläge. Bei uns kostet ein Rollstuhl € 10,00 extra. Immer noch viel, aber dafür ist das Ein- und Ausladen, sowie die Fahrgastsicherung und die technische Ausstattung aufwendiger.

Also rief ich den lokalen Baumarkt in Bremen an, und mietete einen kleinen Anhänger. Zwei Kubikmeter, max. 4 Stunden, für € 23,00. Dadurch dauert die Aktion sehr viel länger, aber ich habe die Kontrolle selbst behalten.

Anderthalb Stunden später waren Sessel, Ferni und Vati wieder vereint und geniessen fortan die Vorzüge des HD-Fernsehen wieder wie von Zuhause gewohnt.

Hundegemütlich, so ein oller Ohrensessel!

Hundegemütlich, so ein oller Ohrensessel, findet unser Spanien-Import „Naira“!

P.S. Bevor ich diesen Beitrag verfasste, habe ich eben noch schnell die Internetseite der betreffenden Zentrale aufgerufen. Sehr wohl richten sie Botenfahrten aus, sogar recht günstig. Keine Ahnung, warum die Zentralistin nicht einfach eine Anfrage an die Mitglieder geschickt hat, bezüglich der Ladekapazitäten und Dienstleistungswillen.

Im Zentrum der Macht

Draußen lassen die Bäume erkennen, das die 3. Jahreszeit naht und somit das Mistwetter und Düsternheit die Oberhand gewinnen.

Habe Heute mit meiner ersten Tour wieder die Omi’s und Opi’s nach Haus gefahren.

Auf Englisch nennt man den Herbst bekanntlich „Fall“. Das haben ein paar unserer Lieblingssenioren zu wörtlich genommen und reihenweise youtubefähige Faceplants hingelegt. Glücklicherweise keine Knochenbrüche dabei, das kann leicht tödlich sein, denn mit über 80 wächst nix mehr wirklich gut zusammen. 2 Damen hatten letzten Montag so heftige Hämatome im Gesicht, das ich raten musste, wer sich hinter den lila Eulenmasken verbarg. Aber Unkraut vergeht ja bekanntlich nicht und die ersten Schwellungen gehen sauber zurück und hinterlassen die altersgemäß gewohnt knitterige Haut.

Anschließend zurück zur Zentrale und Sprinter umtauschen in Ferrari Passat, dann nach Hagen ins Büro, Muffins und Kekse von Geburtstag gehabt habenden Kollegen vertilgen.

So war der Plan!

In der Zentrale angekommen sortiere ich die Mappe für den Bus in ihr Fach. Vorbei an 2 Aspiranten für den Taxischein baut sich $MODOAK* vor mir auf, geleitet mich auf den Hot Chair vor den Bildschirmen mit Anzeigen für Flottenmanagment und Tourenannahme.

„Setz dich hier mal einen Moment hin, HerrTaxifahrer. Telefon kannste ja!? Und die paar Knöppe aufm Display kriegste bestimmt auch hin! Ich geh mit den beiden zum Lernen in die Küche, dann stören wir dich auch nicht.“

„Ömmmzzz??!, ömmzte ich überrumpelt.

„Wenn was schlimmes passiert, schrei einfach!“

„OK, Chef!“, gab ich Hacken zusammen schlagend zurück.

Und schwupps, ward ich ein Zentralenmädchen. Im Prinzip sind mir die Vorgänge an diesem Arbeitsplatz geläufig. Doch ihr kennt das sicher auch, wenn man so einfach ins kalte Wasser geschubst wird. Keine Zeit  sich vorher in die Hose zu machen oder zu übergeben!

Nun verschaffte ich mir einen Überblick. Es war schon früher Abend, da ist die Tourenanzahl überschaubar. Bei uns sind die meisten Touren in der Woche tagsüber. Und jetzt, gegen 19:00 waren nur noch 4 Wagen unterwegs. Also leichtes Spiel für mich. Auf einem Monitor kann ich verfolgen, wo sich die Taxis befinden und welchen Besetzt-Status sie haben. Beim Drüberfahren mit der Maus kann ich ggf. auch den aktuellen Auftrag einsehen.

Der zweite Monitor ist da nicht ganz so übersichtlich. Gefühlte 20 Fenster geöffnet. Alle gehören zu dem Dispositionsprogramm. Es ist ja nicht die erste Begegnung mit Datenbanken und deren Verwaltung, aber dieses hier war Windows-Basiert und ich musste jetzt erst meine Einmalhandschuhe anziehen, damit später keine Viren auf mein MacBook Pro übertragen werden!

In einer Liste kann ich sehen, welche Fahrten als nächstes bearbeitet werden müssen. In der Regel bekommen wir Fahrer die Aufträge 20 Minuten vor der Zeit zugeteilt, wegen der langen Anfahrtswege hier auf dem Dorf. Hab schon wieder die Farben vergessen, aber sicher ist, das wenn die 20 Minuten nicht eingehalten werden, ändert so eine Datenreihe ihre Farbe auf Rot. Die Zuteilung geschieht manuell, durch den Menschen, der an der Konsole sitzt. Zur Zeit also durch mich.

Ich markiere den obersten roten Datensatz und will ihn einem Wagen zuweisen.

„Plinggg, Computer sagt neeiiiiiin!“

Zuerst soll ich den Datensatz eröffnen, um ihn dann zu ändern, d.h. zuzuweisen. Puh, gesagt, getan. Erste Tour übertragen und der Fahrer hat auch gleich angenommen. Die Farbe springt auf Dunkelblau oder so.

Um gewappnet zu sein, falls ein Auftrag eingeht, lege ich schon mal einen neuen, leeren Datensatz an. Juhu, da ist er. Niemand ruft mich an um ihn zu füllen…………..Es wird wieder was rot.Wie komme ich da dran? Ok, löschste erst mal den leeren Datensatz, der rote ist ja darunter. Klicke mutig und siegesgewiss auf das X-Symbol.

„Plinggg, Computer sagt, Open Objects sind nix gut!“ und sämtliche Fenster der Software schliessen sich.

„AAAAAARGGHHHHH!!!!!!!!???????“

error

Bin dann ganz ruhig in die heiligen Hallen des MODOAK eingetreten und hab ihm beflissen den Absturz der Fensterweichware gemeldet.

Er übernahm den Fall sofort, erkannte das Problem, nämlich mich:

„Na, haste rumgespielt?“

Bevor ich in den Rechtfertigungsmodus fallen konnte, war ich schon wieder allein mit der bunten Welt der Disponenten. Von nun an alles nur Step by Step und checken, bevor was gespeichert wird. Hatte die verflixte Kiste dann endlich unter Kontrolle. Die ersten Bestellungen gingen ein und was nicht gleich zu verteilen war, legte ich auf Halde im Rechner ab.

Cirka 50 Anrufe und 30 Emails später hatte ich schon so richtig einen Flow und nach 2 Stunden war mein Ausflug in die Kommandozentrale vorerst beendet.

Auf jeden Fall hat der Posten auch seinen Reiz, bloß bis hier Jemand 15 Fahrzeuge über Stunden ganz alleine vernünftig verplant, vergeht eine ziemliche Lehrzeit. Außerdem gehören zu diesem Arbeitsplatz auch noch so unnütze Tätigkeiten wie Rechnungen schreiben, Belege sortieren, Kaffee für die Fahrer kochen und auch noch gute Laune verbreiten.

An alle Zentralisten: Ihr hattet meinen Respekt. Jetzt noch um so mehr…..schleiiiiimmmm!

* MasterOfDesastersOfAllKinds (Chef)

 

P.S. Hab da bei meinem Kollegen aus Dräsdn was passendes entdeckt. Mensch und Maschine

 

Redundanz

Mit dem roten Sprinter unterwegs zu einer Gaststätte in Stotel. Angerufen hatte die Dorfkneipe, es geht um den Transport eines Rollstuhlfahrers, denn ich las auf meinem PDA den Hinweis unter Besonderes: 1 Rolli

Dort angekommen bereite ich alles für den „Schwertransport“ vor. Hintere Türen auf, Rampe ausfahren und runterklappen, Warnblinker an.

So schlurfe ich cool in den Gastraum und wende mich an die Wirtin, wegen ihrer Taxibestellung. Sie schaut sich um und ruft:

„Rolliiiii, dein Taxi ist daaaa!“

Und so lernen wir, das ein „Rolli“ der Spitzname für einen Rollstuhl als auch einen Rolf sein kann.