Hatte mich gerade im Pausenraum in Hagen auf der gemütlichen Couch ausgestreckt und zappte durchs Programm der verschiedenen Anbieter bewegter Bilder, bis mein Drückedaumen endlich bei einer meiner Lieblings-Seifenopern mit Lachern vom Band anhielt und meine Gedanken von nun an um die Urknall-Prinzipien kreisten.
Das Telefon läutete einmal, das Zeichen für Arbeit. Mühsam organisierte ich die Aufwachphase meiner zur Auftragsentgegennahme erforderlichen Gliedmaßen. „Möpmöpmöp“, rief das mobile Computerlein, als ich noch im Zeitlimit den Annehmen-Knopf betätigte.
Ich beäugte die Anzeige und las mir den Datensatz vor, lernte ihn auswendig. Nee, brauchte ich nicht wirklich, denn diesen Job hatte ich schon minsensens 50 Mal gefahren. „Kleines Mädchen mit leichter Behinderung von der Schule abholen und nach Hause bringen“, stand da, so ziemlich dementsprechend, der Doppelname war mir ein Begriff.
Der Rest war Routine. Zur Schule gebrettert, wie immer auf dem Schulhof das kleinste Mädchen mit der lautesten Stimme irgendwo im Getümmel gesucht, den Schulranzen mit Rollen aus dem Dreck gezogen und ab ins große Auto mit dem witzigen Schild auf dem Dach, Motor an und los. Nur eben um die Ecke, eine Ortsfahrt.
Ich bog gerade in den Kassebrucher Weg ein, da find die Kleine an zu zappeln, schüttelte den Kopf und rief:
„HerrTaxifahrer, wo wohne ich eigentlich???“
„Gleich dort oben rechts rum, hinter den Sieben Bergen der nächste Weg wieder rechts!“
„Nein, ich weiß nicht, da wohne ich nicht!“
„Aber da fahren wir doch immer hin!?“
Etwas desorientiert scrolle ich am Display meiner Auftragsmaschine runter und wollte gerade laut vorlesen, da……ähäm,ähäm entdeckte ich doch glatt ein Memo am Ende des Monitors.
Mandy-Chantal wohnt jetzt in Sandstedt!
„Hihi“, lachte ich verlegen zu meiner Fahrgästin und gestand meinen Fehler ein. Sie war dann auch etwas entspannter, als wir den Weg zum neuen Zuhause ansteuerten.
Seit dem habe ich mir versprochen, immer brav alle Infos nachzurubbeln!