Hier bei uns wurden die Uhren, im Gegensatz zum Rest der Republik, aus Protest im Voraus ganze 6 Stunden zurückgestellt.
Beweis ist diese Polizeimeldung von Gestern (Mittag ) gegen 18:00!
Heute erhielt ich eine Botschaft von „Tessy Gnade von Spanien“! Sie hat kein Geld zu verschleudern, kann aber glaubwürdig einen Zauberer vermitteln, mit folgenden Fähigkeiten:
HE FIX die folgenden Probleme ALLEN
AUF DER GANZEN WELT EIN:
1. Lernen Sie Ihren Partner oder Ehemann zurück
2. Spiritual kugelsicher
3. Ausbildung
4. Geldzauber
5. Lange Lebensdauer Zauber
6. Wohlstand Zauber
7. Schutz Zauber
8. Holen Sie sich einen Job Zauber
9. Werden ein Manager Zauber
10. Holen Sie sich einen riesigen Kredit ohne jede Gebühr Zauber bezahlen
11. Wie Sie Ihre Betrug Geld zurück
12. Kinderzauber
13. Schwangerschaft Zauber
14. Freiheit Zauber
15. Liebeszauber
16, verschwinden Zauber
17. Invisible menschlichen Zauber
18. Erfolg oder Pass Zauber
19. Ehe Zauber
20. Avenging Zauber
21. Popularität Zauber
22. Killing-Zauber
23. Krebs Zauber
„Ich nehme einmal die Vier und die Fünf, bitte, zum mitnehmen!“
Ich stehe hier an der Haltestelle Carsten-Börger-Straße, unserer nördlichsten Linie.
In Sichtweite befindet sich ein Waschplatz, Einer kümmert sich offensichtlich mit viel Sorgfalt um den Teint seines Babys!
Der Mann hatte sein Autolein schon von grobem Schmutz befreit als ich noch nicht hier war. Er erweckte erst meine Neugier, als er, nicht wie alle Anderen, einfach das Wasser durch den Fahrtwind abtrocknen ließ, sondern mittels eigens dafür in einer Kiste mitgebrachte plüschige Tücher in rhytmische Wellenbewegungen versetzte, so wie es ein Derwisch macht, wenn er die zuerst sein Kleid zu sein scheinenden bunten Stoffstücke so schnell um sich herum wirbeln lässt, bis die sich in einem farbigen Inferno über ihm auftürmen.
Genau so gut hätten die Bewegungen auch dem spontanen Balletttanze eines virtuosen Pizzateigschleuderers abgeschaut sein können. Mal mit der Rechten, bald mit der Linken, schob er die feinen Tuche über den Lack, sein Ergebnis ständig kontrollierend, mit seitwärts geneigtem Kopf gegen die Sonne schauend, Umrisse von Rückständen beäugend und beurteilend, wegwischend.

Positionswechsel. Das Dach erreicht er trotz kleiner Statur sehr gut, die als Podest entfremdete, umgedrehte Wasserkiste ist ihm nützlich. Er setzt sie so geschickt und geschwind um, als würde er nichts anderes den ganzen lieben Tag unternehmen!
Er poliert. Er sprüht wohl Wachs auf.Aus einer speziellen Flasche. Sie funktioniert nicht gut, er scheint das zu kennen und betätigt zwischendurch oft den Pumphebel, bis endlich ein gleichmäßiger Nebel heraus prustet.
Er ist fertig. Umrundet sein Wägelchen wie einst der Preußenkönig Fritz seine langen Kerls! Beide sind über die Maßen mit ihrem Werk zufrieden, sie haben sich soeben frisch verliebt!
Mein Fahrgast kommt, ich verlasse diesen blitzsauberen Ort.
21:00 Gleich die erste Tour an diesem Abend lies einen kleinen Vorgeschmack erkennen, wohin der „Oster“Hase läuft!
Für die ca. 2 Kilometer bis zum Osterfeuer waren 14,20 Öcken fällig. Die Freude beim Bezahlen ließen sie direkt an mir aus. „Halsabschneider“ war eine der kleineren Beleidigungen.
Unsere Taxiordnung schreibt diesen Preis vor. € 5 Start/Anfahrts- Gebühr zuzüglich € 5 Zuschlag weil mehr als 4 Personen mitfuhren und € 2,10 je Kilometer.
Wirkt sich bei Kurzstrecken eben aus. Ich rate jedem, welcher diesen Luxus nicht ohne meckern genießen kann, sich per Pedes auf den Weg zu machen, statt so einen zart besaiteten Taxifahrer wie mich runterzumachen! *schnief*
Hoffe, das ich zwischendurch ein paar „normale“ Kunden abbekomme, für die Seele! Ihr werdet es noch diese Nacht erfahren. Schaut wieder rein!
23:40 Vom Bahnhof zum Osterfeuer. Sie kommen mit dem Zug aus Bremen und pinkeln nebeneinander stehend auf den blanken Asphalt. Das prasselt richtig, wisst ihr Bescheid!? Das ist so ekelig und nur besoffen zu ertragen. Ich schaue mich um. Kein Alkohol weit und Breit!
Ich werde das ohne ertragen müssen.
Beim Zwischenstopp an der Volksbank das gleiche Spiel. Kollektives Blasenentleeren vorm Geldautomat.
Beim Kassieren achte ich darauf, keine Hände zu berühren! Ich erhalte nur Scheine, von einem der offensichtlich trockene Flossen hat. Was ein Glück.
01:20 Die 2 letzten Fahrgäste entsprachen meinem Ideal!
Hinsetzen-Begrüßen-Ziel ansagen-zufrieden Grunzen, Tiefschlaf-Wecken-Grunzen-Dumm dreinschauen wie man so schnell zu Hause sein kann-Zahlen-Faires Trinkgeld geben-höflich verabschieden-gegenseitig ewiges Leben wünschen 🙂
03:20 Die letzte Stunde ging schnell herum! Der Fahrgast eben meinte, das € 2,10 wohl schon fürstlich genug für eine Fahrt durchs Dorf währen! Es gelang mir, mit Engelszungen, statt der geforderten €7,50 sogar einen Zehner zu erhalten.
07:20 Ging doch etwas länger. Die Fahrgäste waren soweit erträglich. Allein die letzte Truppe wollte mich noch ärgern!
„Das macht 67,50, bitte!“
„Hier!“
Eine junge Frau drückte mir € 80 in die Hand. Noch bevor ich auf den Irrtum hinweisen könnte, blökt ihr Freund:
„Jetzt gib mal Rabatt, wir mussten schließlich warten!“
Ich zögerte nicht und reichte den Zehner nach Hinten.
„Nein, nein, ist gut, war nicht so gemeint!, rief das Mädel!“
Ich bedankte mich höflich, mein Herz war rein und ich brauste zurück zur Zentrale.
In Altwistedt gab es einen schönen Sonnenaufgang, mehr werden wir Heute nicht mehr von ihr zu sehen bekommen.
Frohe Ostern!
Heute erfuhr ich, das ein lieber Ex-Kollege seine letzte Tour angetreten hat und grüße ihn von hier aus dem Taxi:
Lieber Günter,
ich danke dir für all die wertvollen Tipps, die du mir als Frischling damals mit auf den Weg gegeben hast. Du warst immer für alle Kollegen ein Vorbild! Ich habe deine stoische Ruhe bewundert, mit der du nach einer nervenaufreibenden Nachtschicht am Morgen danach zusammen mit uns im Büro saßt und die Umsätze verglichen hast.
Du warst meistens der Beste. Als ich dich das erste Mal übertrumpft hatte, wärst du am liebsten noch einmal raus gefahren, um die fehlende Summe reinzuholen. Das hat mich angespornt, immer besser zu werden, nur um den leisen Zorn in deinem Gesicht zu sehen und um anschließend bei einem gemeinsamen Kaffee die Schicht nachzuerzählen und über die Erlebnisse zu lachen.
Auch werde ich dein Faible für moderne Technik gern in Erinnerung behalten!
Lieber Günter… jetzt hast du mich zum ersten Mal traurig gemacht.
Hoffentlich haben sie dort im Himmel einen guten Wagen mit Stern für dich, vielleicht den L 995, den bist du immer so gern gefahren. Deine geliebten Kreuzworträtsel soll es dort auch geben, also wenn du dafür noch Zeit hast!?
Weiterhin Gute Fahrt,
Andreas
Moin,Moin!
Aufgeschlitzt!
Gut 2 Wochen habe ich nicht schreiben können/dürfen. Ich hatte „Karpaltunnel“, das ist eine Nerveneinengung im Handgelenk.
Ein unbarmherziger Operateur hat mich einfach aufgeschnitten und das repariert. Noch eine Woche ohne Belastung muß ich zu Hause verbringen, dann geht es endlich wieder auf die Straße!
Glück im Unglück!
Das Wetter bescherte mir und unseren Tieren endlich eine Auszeit vom Schlamm der letzten Monate. Außerdem war die Luft schön frisch und die Landschaft schön anzusehen.
Hier ein paar Bilder der letzten Tage:
Wie ich neulich schrieb, haben es die Vögel gut bei uns. Hier ein kurzer Zeitraffer aus unserem Futterhäuschen. Es ist sehr schön anzusehen, welche Vögel sich blicken lassen. Sogar ein Kernbeisser, welcher sonst nur in den Wipfeln der Bäume lebt, hat sich seine Ration gesichert!
Während einer halbstündigen Tour kam ich mit der Dame ins Gespräch. Über Pontius und Pilatus gelangten wir in die Zeit der Weimarer Republik, der Machtübernahme Hitlers NSDAP, den Krieg , die Gefallenen, die Opfer.
Gerade 19, verlor sie schon 1 Jahr nach der Hochzeit ihren ersten Mann, er starb an der Ostfront. Ich wollte gerade mein Mitgefühl ausdrücken, da erzählte sie von ihrer Mutter. Die Mutter hätte den Herrn Hitler ja nicht gemocht und ihr verboten seiner Organisation beizutreten.
Dabei wäre der doch gar nicht so schlimm gewesen, wie alle sagen. Man müsse auch die andere Seite betrachten. Dann folgte nur noch Geschwafel über die tollen Autobahnen, die es ohne Hitler nicht gäbe uvm.
Hitler hat ihren Mann auf dem Gewissen, und das stört sie kein bisschen!?
Ich überlegte den Rest der Fahrt, was ich dieser alten, verbohrten Frau zum Abschied mit auf den Weg geben könnte.
„Tschüss Frau $asbach, ich möchte Ihnen noch sagen, das sie eine wundervolle Mutter hatten!“