Klingelingeling, Klingelingeling…….

…..hier kommt der Eiermann.

Glaubt man den Zahlen des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands, dann schlagen die Menschen hier im Cuxland etwas aus der Art. Vor gefühlt jedem Haus spriessen die Eierbäume empor. Und in diesem Jahr empfinde ich die Menge an aufgebamseltem Kalk-Oval rekordverdächtig.

Wo vor ein paar Wochen noch gleissende Lichterketten, Rentiere und Weihnachtsleute präsent waren, hängen die Bäume voller bunter Hühner PlastikEier. Eine Tendenz zu Wettbewerbs-Verhalten lässt sich nicht vollends ausschliessen.

Nun, während ich als Knirps noch wochenlang in der Zeit vor Ostern an „Mama’s“ Rockzipfel hängen musste, um ihr jedes Ei zu entreissen, welches sie an Pfannen- oder Topfrand zu zerschlagen gedachte, rennen die Menschen heutzutage einfach in den Euro-Laden und holen die Menge die sie brauchen, schon fertig angemalt und aus Kunststoff. Doof!

Wie blau war mein Gesicht, wie gedehnt meine Wangen. Das anstrengende Blasen, kombiniert mit der Angst, das gleich der Dotter durch die ganze Wohnung fliegt, das war schon Was! Deshalb war unser Eierbaum ein Strauch, es hingen daran nicht Hundert, sondern nur ungefähr 6. Mehr waren nicht heile zu retten , ich hatte auch nicht genug Puste, zusätzlich sind die Meisten kaputt gegangen!

 

Ich wünsche euch ein Frohes Osterfest!

 

Noch lachen sie!

Diese leckeren Hasen sah ich gestern in Bremen beim Zucker-Bäcker. Sie schauten so süß drein, das ich mich nicht getraut habe einen zu kaufen. Statt dessen entschied ich mich zu einem neutralen, augen- und geschlechtslosen, völlig normal rüberkommendem, schokomässigem Muffin!

Die Leben doch, die sind doch echt lebendig!

Die Leben doch, die sind doch echt lebendig!

P.S. Und seid nicht traurig, wenn der Herr uns den Jesus an diesem Tage genommen hat. Er wollte nur ein langes Wochenende mit seinem Sohn verbringen, bevor dieser versucht, die Menschheit zu retten!

Der Monat ist rum!

An jeden 1. eines Monats oder seinem Äquivalent öffnete sich der Geldhahn und der Bankautomat spie eine stattliche Summe aus dem dafür extra eingebauten Auswurfschacht.

„Moin Taxifahrer!“ begüßte er mich, das Procedere war alle paar Wochen gleich. Er hatte sich ein Taxi bestellt, das ihn zuerst zur Bank, dann zum Aldi, danach zum Schwimmbad chauffieren möge.

Auf der Bank würde sein Geld nur verfallen, deshalb leerte er sein Konto an jedem Zahltag bis auf den letzten Cent. Und……: „Was weg ist, ist weg!“, das kann mir keiner nehmen. Dabei bezog er Hartz 4, was seinen Spielraum „etwas“ einschränkte. Das er sparsam war konnte man leicht erkennen. Die immer gleiche Hose, grau, mit verschieden getönten Schatten/Flecken, das weisse kurze Hemd, weiss nur noch an den Stellen, wo die ausgeleierten Hosenträger anlagen, welche das Beinkleid gerade so noch über dem Schambereich fixierten. Bauchnabelfrei, schien er anzunehmen, würde bei der Jugend ja auch so praktiziert und modisch alledem! Die Miefglocke, die ihn umgab, traf immer schon eine geschlagene 1/4 Stunde vor ihm am Taxistand ein.

Nun , zuerst fuhr ich ihn zum Aldi, Toastbrot, Butter, Marmelade und Mortadella für einen ganzen Monat. Sonst nichts! Er könne nicht mehr für Essen ausgeben, denn er benötige den Rest noch, für wichtige Unternehmungen.

Wir hielten kurz bei ihm zu Hause an, entluden die Lebensmittel und setzten die Fahrt fort, nach Bremerhaven. Ziel war das Bad 2 in der Schillerstraße. Bei unserer ersten Begegnung konnte ich nicht umhin, zu fragen, was er dort zu erledigen hätte.

„Nachher gehe ich in meine Stammkneipe und treffe meine Kumpels. Meine Dusche ist kaputt und einmal im Monat sollte jeder gute Mann einmal das Wasser sehen!“, erklärte er mit einem Stolz , wie er sonst nur bei Oskar festgestellt wurde, um fortzuführen „Das ist billig hier und ich muss nicht betteln. € 2,50 Eintritt für 2,5 Stunden. Handtücher bekomme ich geliehen und Schampu liegt hier ja überall herum!“

Er zahlte sein Taxi gleich für die Rückfahrt mit, denn er liesse sich nie Lumpen, hielte sein Freunde immer frei, solange noch etwas in der Börse klimpert! Und wenn er die Heimfahrt nicht gleich mit bezahlen würde, wüßte er nicht, wie er später nach Hause kommen sollte.

Später am Abend holte ich ihn am Blauen Peter ab. Portemonnaie leer, Hals voll bis Oberkante Unterlippe. Er redete nich viel, nur eines hatte er mir zu sagen:

„Mann, Taxifahrer, war das ein schöner Tag. Hoffentlich ist der Monat  bald wieder rum?!“

Haftbefehl

Das Wetter war so richtig zum im Bett bleiben, wolkenverhangener Himmel, Sturm und Regen. Die  „Snooze-Taste“ meines Weckers zeigte schon Spuren von Abrieb, als es zu guter Letzt kurz vor Mittag an der Haustür schellte.

„Mein Gott, wer wagt es, mich so früh zu nerven? Ich hatteeeeee Naaaaachtschicht!“ schrie ich in mich hinein. Dennoch, ich bin ein höflicher Mensch, begab ich mich flugs zur Eingangstür, drückte den elektrischen Öffner und blinzelte durch den Türschlitz.

Der HerrBriefträger!

„Nicht schon wieder eine Rechnung, bitte!“, begrüßte ich ihn standesgemäß.

„Nein, hier, bitte quittieren, ist vom Amtsgericht!“

Souverän meisterte ich die Unterschrift, ohne das mir ausgehändigte Schriftstück zu beachten. Nur einen klitzekleinen Seitenblick warf ich darauf.

„Hellgrüner Umschlag, rotes Formular!? Wat’n dat?“, dachte ich kurz nach, beschloss aber, den Kuvert erst später zu öffnen, er machte mir etwas Angst. Hatte ich Rechnungen nicht bezahlt, TÜV oder Versicherung vergessen? Darum würde ich mich nach einer warmen Dusche und reichhaltigem Frühstück kümmern.

Erst auf dem Weg zum Auto, ich hatte nämlich noch zu arbeiten an diesem Tag, fiel mir das Schreiben wieder ein. Ich lief zurück, nahm den Couvert und legte ihn dann im Auto auf den Beifahrersitz. Der Inhalt verrutschte ein wenig, so das eine weitere Zeile – abgesehen von meiner Adresse – zu lesen war.

Haftbefehl

stand dort in fetten Lettern geschrieben……! Ich fuhr los.

„OOOOOOOOH, OOOOOOOOOH!“, sagend kniff ich die Augenzusammen, liess in Gedanken alle wichtigen Vorgänge vorüber stolzieren, keiner war unerledigt gewesen.

An der ersten Ampel riss ich den Umschlag auf, überflog die erste Seite:

Sie….aufgefordert…..bis zum…….Haftantritt………bei………JVA Oslebshausen!

Starker Tobak! Die Ampel schalte auf „Grün“, ich zitterte. Hinter mir erinnerte mich ein Hupkonzert, das ich gefälligst weiter zu fahren hätte. Das tat ich, langsam, völlig bedeppert, meine Gedanken flogen, stürzten, standen auf und liefen davon, ein Grauen!

haftb

Die nächste Parkbucht war meine. Darauf acht gebend, das mir Niemand vom Fußgängerweg über die Schulter sehen konnte – wer wird schon gern bei der Verhaftung gesehen – nahm ich das Schreiben auf die Knie und las Buchstabe für Buchstabe:

Ihnen wird zu Last gelegt, unter Zugrundelegung der §§ 1297-1921 Buch 4, §§ 1297-1588 Abschnitt 1 und der §§ 1353-1362 Titel 5 des BGB,…

Alter Schwede, da werden ja Geschütze aufgefahren. Hier endete die erste Seite und ich steckte mir erst einmal eine Zigarette an, bevor ich umblätterte und las:

ihre Ehefrau sträflichst vernachlässigt zu haben, sowie ihren Pflichten aus dem geschlossenen Vertrag vom ……….1994 nicht mehr regelmäßig genug nachzukommen.

Um der Untersuchungshaft zu entgehen, werden sie dringends aufgefort:

  • Ihre Frau zu lieben
  • Ihre Frau zu ehren
  • usw. usw. , wie sie es einst versprachen.

Bei Zuwiderhandlung drohte mir die Haft, sowie die Aberkennung meiner Männlichkeit auf unbestimmte Zeit.

Unterschrieben hatte meine Frau höchstpersönlich (sie arbeitete damals beim Familiengericht) und langsam entwich die Verkrampfung aus meinem Körper, ich begann zu Grinsen und musste auf einmal laut über mich lachen.

Beschwingt fuhr ich zur Arbeit und überlegte, wie ich ihr diesen Aprilscherz jemals wieder heimzahlen könnte!

 

Off-Duty

Alle 14 Tage bleibt das Taxi am Wochenende stehen. Dann bin ich für meine Menschen- und Tierfamilie da…. und sie für mich!

Wir wohnen hier im Grünen und der Spaziergang mit den Hunden ist jedes Mal ein toller Ausgleich zur Nachtarbeit.

Die wilden Tiere hier rund herum um unser Grundstück kennen uns schon gut und zeigen keine Angst. Sie schauen nur kurz wo wir sind und gehen ihrer Nahrungssuche nach. Heute waren es die Rehe, gestern der Feldhase.

 

Schönen Sonntag noch!

Neben dem Kindergarten………

………steht ein kleiner Baum. Dort können sich die Kleinen von ihrem Schnuller trennen, indem sie ihn aufhängen und eine Fee ihn später abholt.

Der Schnuller-Baum!

Neben dem Seniorenheim steht ein kleiner Baum. Dort können die Alten den Löffel abgeben.

Der Löffelbaum!

Löffelnicht

So, das war jetzt nur das Warm-Up für mein heutiges Gekritzel. Hatte wieder einmal eine Seniorin vom Freigang ins Heim gefahren.

Zum Abschluss unseres Auftrages gehört es dazu, hilflose oder immobile Menschen in der entsprechenden Abteilung dem Personal zu übergeben, damit keiner vergessen wird!

Ich schubste meine Oma gerade durch den Gang zum Speiseraum, wo sie üblicherweise ausgeliefert wird, als mich von hinten, aus einem geöffneten Glaskasten heraus, ein Pfiff erreichte, gefolgt von einem herrischen Keifen:

„Die Dame muss aber nach oben, stellen sie die in den Fahrstuhl, ich kümmere mich später!“

Wie sonst üblich, stellte ich meinen Fahrgast durch Bremsen gesichert ab, verabschiedete mich höflich und versicherte, das umgehend Jemand kommen würde.

Dann schritt ich auf das Gehäuse zu, erklärte in ruhigem Ton, mit etwas übertrieben sonorer Stimmlage, das ich mittels solcher mittelalterlicher Kommunikationsansätze nicht zu erreichen sei und bat um sofortige Übernahme der Verantwortung für ihren Insassen.

Mürrisch und ohne ein weiteres Wort ging sie an mir vorbei und schob den Rolli in den Aufzug.

Mein Fehler war, das ich genau in dem Moment  ankam, als die Pflegerin endlich Zeit hatte für die Dokumentation. Sie war nämlich über irgend so einem Plan vertieft und am Ausfüllen von dem! Leider müssen die Angestellten viel Zeit mit Formsachen verbringen, die vielleicht besser für die Arbeit mit dem Patienten genutzt werden könnte.

Aber die „KASSEN“ zahlen nur, wenn jede auch noch so kleine Handreichung dokumentiert wird, statt mit pauschalen Fällen zu arbeiten. Die Kassen könnte ja einfach mehr Leute einstellen, um ggf. verdächtige Abrechnungen auf Plausibilität zu prüfen, statt das eh schon gestresste Personal der Heime zu nerven.

Ist ja schon so bei meinem Daddy, der wird zu Hause versorgt. Die Pflegekraft benötigt 15 Minuten für die „Abfertigung“ und 10 Minuten, um alles Aufzuschreiben. Ein Irrsinn.

Und wenn die Pfleger dann wieder einmal auf „180“ sind, herrschen sie den Taxifahrer an.

Ich bin aber nicht nachtragend, versprochen! Aber nur, wenn es Morgen wieder das gewohnte Lächeln gibt!

 

 

Prägung

Es war echt der Hammer, was eine Beobachtung in mir ausgelöst hatte! Da cruiste ich so durchs Loxstedter Land und schaute einem Daimler auf den Arsch und empfand wohlige Wärme in mir aufsteigen. Wie von einer unbekannten Macht gesteuert, starrte ich auf das Hinterteil des wenigstens 25 Jahre alten Modells und hatte keinen Plan, was so hinreissend an der Karre sein sollte.

Beim Heck einer ähnlich alten Frau hätte ich meine Verzückung ja verstanden, das ist ja schon allein von Natur aus so vorgegeben, aber dieses Auto? Eine Rentner-Limo, 200er, dezent dunkel lackiert, absolut nichts, was mich an der Karre hätte reizen können!?

Und da kam’s mir, ……im übertragenen Sinne!

Das Kennzeichen hatte so schöne, wohlgeformte und gut lesbare Buchstaben und Zahlen. Sie waren groß, schwarz und füllten das normierte Blech mit einer Grazie aus, wie es die neuen, vollkommen uniformierten Schilder nie schaffen würden!

kennzeichen

Schön, schön war die Zeit!

 

So an die 40 Jahre gehörten diese Kennzeichen zum Stadtbild, bis sie Zug um Zug durch die EU-Norm ersetzt wurden. In meiner Kindheit stand ich einst am Straßenrand, in Herzberg am Harz, in der Poststrasse. Hier mussten sie alle durch, langsam, denn die Strasse verengte sich auf eine Spur. Ich notierte mir sämtliche Nummernschilder und suchte später die dazu gehörigen Orte heraus und verglich sie in meinem Atlas. Daher kam, so denke ich, die Begegnung mit dem alten Schild etwas unverhofft und zog mich in seinen Bann.