Der hat‘s mir aber richtig gegeben!

Auftrag von der Dorfkneipe ins Nachbardorf.

Er reichte mir einen 50 ,00 €-Schein:“Mach Festpreis, das hier muss reichen!“

Die Tour würde nur einen Zwanni kosten. Ich sagte es ihm.

„Willst’e mich verarschen!? Das war ’nen Zehner! Fahr endlich los!“

Nach einer kurzen Fahrt ins Nachbardorf -wo er Niemanden antraf- wollte er wieder zurück.

Gut das ich das Geld schon hatte, denn er begann nun zu quengeln wie teuer das doch Alles und er sei nicht gewillt den angezeigten Preis zu zahlen, ich solle mal nicht so gierig sein!

Zurück an seinem Startpunkt zeigte das Taxameter € 41,20. „Komm, mach € 40 glatt!?, flehte er mich an und händigte mir einen weiteren 50er aus.

Mit Händen und Füßen versuchte ich ihm zu erklären, das er „A“, schon bezahlt hätte und das ich „B“, € 41,20 abzurechnen gedachte, wie es am fairsten für uns beide sei.

„Na Gut, dann mach 45!“

Ich gab ihm einen Fünfer und den zweiten Fünfziger zurück. Nun rastete er aus heiterem Himmel völlig aus und drohte mir mit Schlägen, sollte ich ihm noch einmal widersprechen. Er wisse am Besten, was er zu bezahlen hätte und schließlich wäre ja wohl ein „Festpreis“ vereinbart gewesen.

Er steckte den 5er ein und warf den 50er in den Fußraum meines Wagens.

„So, du schreibst mir nicht vor, was ich zu tun und zu lassen habe!“ verkündete er und warf die Tür zu. Laut nörgelnd, mit den Armen wedelnd wie ein Rumpelstilzchen, schwankte er über seinen Hof.

Ich zählte derweil mein Trinkgeld in Höhe von € 53,80 ab und ärgerte mich, wie schrecklich der Alkohol die Menschen veränderte! 🙂 *

* Dieser Vorfall passt auch gut zu der Geschichte mit dem jungen Mann, der am Ziel einfach weglief, weil er den Fahrpreis sparen wollte. Ich hatte dabei das Geld schon vor Fahrtantritt kassiert und er hätte sogar noch etwas herausbekommen.

„Ein Mann sieht Rot!“ oder „Karma is a bitch!“

Prolog:

Das Oktoberfest in Stinstedt neigte sich dem Ende zu und es herrschte Überschuss an Fahrgästen.

Ich wartete bei Branitzki auf Fahrgäste, 2 Personen ins Nachbardorf. Es waren gut 10 Minuten verstrichen, da entschied ich, die Bestellung zu ignorieren -„Wer nicht will, der hat schon!-, um mir einen der Fahrgäste aus dem großen Topf vor dem Ausgang zu ziehen:

  1. Akt

„Jemand ein Taxi?“

„Fährste mich nach $dorfweitweg?“

„Klar, steig ein!“

Wie das so ist. Da hatte ich ein schönes Schnäppchen gemacht! Es geht ja nicht immer nur ums Geld, welches es sicher lukrativer macht, sondern auch um Abwechslung. Und nur eben ins Nachbardorf wirkt mit der Zeit zermürbend auf die Moral. Immer die gleiche Strecke, immer die gleichen Sprüche der Fahrgäste -„Vorsicht, da sind jetzt immer Rehe!“ , „Machs nicht so teuer, ich bin $irgendeinunterbezahlterberufszweig!“ usw.

Also Gang rein und mit meinem „Jackpot “ losgefahren.

„Is im $disco eigentlich was los?“

„Hmmmm, ich war da in dieser Nacht noch nicht. Ich könnte eben einen Kollegen fragen!“

Irgendwie schlug plötzlich die Stimmung im Taxi um. Vorher bierselig säuselnd, nun wach und angriffslustig lospolternd, meinte mein Fahrgast:

„Normalerweise fahre ich ja nicht mit euch! Ihr seid zu teuer!“

An dieser Stelle wird es dann immer sehr, sehr langweilig, weil ich den Paragraphen aus unserer Taxiordnung, der die Fahrpreisgestaltung / den Tarif regelt, um darzustellen, das an sich alle Taxen gleichviel kosten. Auch wenn es noch nie, wirklich nie gefruchtet hat, ich kann das nicht lassen!

„Die anderen sind billiger! Ihr seid Teuer!“

Hoffnungslos weise ich auf die Tarifpflicht bei Fahrten innerhalb unseres Pflicht-Fahrgebietes hin, auch wenn mir die Erfahrung lehrte, dafür nur Hohn und Spott zu ernten.

„Ihr seid Teuer!“

2. Akt

Aus der Ferne kündigt sich das Herannahen eines Zuges durch einschalten der roten Ampeln am Bahnübergang an. Mein Beifahrer lehnt sich entspannt zurück, ich stoppe souverän an der markierten Haltelinie, schalte den Motor aus und beginne schon einmal die Strecke in meinem Fahrtbericht zu notieren.

„Läuft das Taxameter noch? Hey…., das Taxameter läuft noch! Was habe ich mit der Bahn zu schaffen? Schalte das Taxameter jetzt aus!

Ich befürchte, mein Fahrgast wird es nicht wollen, dennoch zitiere ich wieder die Taxiordnung und versuche mit Metaphern ein Sinn machendes Bild für meinen Fahrgast entstehen zu lassen, warum Wartezeit auch Arbeitszeit sei.

Don Quichote ist ein Weisenknabe gegen mich! Ich werde die Kunden aufklären,ehrlich informieren und somit ein Umfeld der vollsten Zufriedenheit in meinem Taxi schaffen!“, dachte ich während mein Sozius sämtliche Knöpfe an meinem Taxameter betätigte, die er erreichen konnte.

„Ich zahl‘ das nicht, ich zahl das nicht!“

Er kam letztendlich auch bei der Taste für den Mehrpersonen-Zuschlag an, der Fahrpreis schnellte um 5 € in die Höhe. Jetzt brachen sämtliche Dämme und er zeigte mir, das er alle wesentlichen Talente für ein „Rumpelstilzchen“ mitbrachte. Noch während er brüllend Tiraden über mich ergoss, wählte er die Nummer seines Lieblingstaxifahrers, bat zu zahlen und warf die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu. Im Spiegel konnte ich noch sehen, wie er einige „Lufttritte“ gegen meinen Wagen machte. Tatsächlich drehte er sich dann auch einige Male im Kreis.

Meinen Augen nicht trauend setzte ich den Fahrpreis in das Feld auf meinem Bericht und sah zu, das ich Land gewann.

Schluß

Aus dem Funk hörte ich soeben, das ein Kollege meine ursprünglich verspäteten Fahrgäste -zwei hübsche junge Damen- aufgegabelt hatte. Das nächste Mal würde ich dann doch lieber eine Minute länger warten, bevor ich mir nochmal so einen “ King Louie“ an Land zöge!

 

P.S. Der Tarif ist ein Tarif, ist ein Tarif! Nicht umsonst zum gerade zum Schutze der Fahrgäste vor Übervorteilung geschaffen. Aber auch dafür, dem Taxifahrervolk ein lebenswertes Auskommen zu ermöglichen, um Dumpingpreise zu vermeiden!

Nieder mit der Selbstausbeutung! (Gilt auch für andere Berufszweige)

Frühtanz

An Pfingsten findet  in Steinau der „Frühtanz“ statt. Wie in den vergangenen Jahren schon, fahren viele junge Leute aus unserer Gegend mit dem Bus dort hin. Spätentschlossene nehmen den Taxibus für bis zu 8 Personen. Und das kostet!

Aus dem Südkreis bis nach Steinau kamen beim seinerzeit gültigen Tarif schnell € 80,00 zusammen.

Kein Wunder, das die Frage nach einem „günstigen“ Festpreis aufkam. Hier eine Verhandlung aus 2014:

Mach’ste ’nen Festpreis, HerrTaxifahrer?

Nein, wir fahren nur nach Taxameter! Was habt ihr denn letztes Jahr bezahlt, ich rechne es euch gern aus was ich haben muss?!

Nur € 90,00, incl. Bus-Zuschlag haben wir bezahlt!

Bei mir werden ca. € 80,00 heraus kommen, also auf € 90,00 kommen wir garantiert nicht!

OK, mach‘ste € 90,00 Festpreis?

Nein, das geht leider nicht. Ich darf nicht mehr verlangen, als das Taxameter am Ziel anzeigen würde, so schreibt es unsere Taxiordnung vor!

Maaaaahan, dann lass eben das Taxameter laufen, aber Trinkgeld gibt`s nicht!

Eine  dumme Diskussion, für beide Parteien. Der Kunde ist unzufrieden und der Fahrer genervt und unverschuldet unter Druck. Ich hasse die Fahrer die ihre Kunden reinlegen, denn früher oder später werden es die korrekten Chauffeure abbekommen.

Liebe Kunden, erkundigt euch nach dem aktuellen Tarif und verhandelt einen Festpreis falls möglich nur mit der Zentrale, wenigstens hier auf dem Dorf!

P.S. von Hagen i.B. aus beträgt der Fahrpreis zur Zeit ca. 105,00!

Ein Schnäppchen zuviel!

Noch bis zum 1. März wandern die Nordwestdeutschen durch die Marschen, trinken an jeder Weggabelung einen Schnaps und wählen einen König. Bei der abendlichen Kohlparty wird ordentlich gegessen und viel zu viel getrunken.

Wieder stand mir eine spannende Nacht bevor!

Zum Abtransport der Schnapsleichen wurde ich von der Zentrale mit einem unserer Sprinter ausgestattet, um möglichst viele gleichzeitig abfahren zu können. Der Abend lies sich zuerst ruhig an, so eine Art „warm Up“.

Ich wurde nach Hagen beordert, für eine Ortstour. Ich ludt die Fahrgäste ein und schwups…., waren wir auch schon am Ziel. Ich bereitete mich auf die zur Zeit übliche Beschwerde über den erhöhten Fahrpreis vor, welche ich meinerseits mit einer Litanei über den Mindestlohn und dessen Finanzierung erwiderte.

Mutig betätigte ich die Taste 1 des Taxameters, holte Luft für meinen Monolog, doch was war das?

Pieps: „€ 5,00“.

summe

Etwas komisch, denn wir hatten gut 1,8 Kilometer zurückgelegt und nach dem neuen Tarif wären dann ca. € 7,10 fällig gewesen. Um mir nicht die Blöße zu geben, etwas stimme mit der Technik nicht, kassierte ich die € 5,00 und fuhr eine Strasse weiter, zwecks Fehlersuche.

Mit der Taste 3 konnte ich den letzten Vorgang aufrufen und mit der Taste 2 die Details.

„Nu guckste!“

Da zeigte das Gerät die Fahrstrecke an, wie gedacht waren es 1,8 Kilometer gewesen. Nun fiel mir auch auf, das das Taxameter gar keines war. Denn es war ein Wegstreckenzähler, wie er für Mietwagen vorgesehen ist. Dieser Wagen sollte eigentlich als Taxi umgerüstet worden sein. Nun gut, vielleicht hat da irgendwer zu voreilig Vollzug gemeldet. Ich fuhr zur Zentrale, krabbelte aufs Dach und entfernte das Taxischild.

Bin ich eben nen‘ Mietwagenfahrer!

Nächster Auftrag, von Nesse nach Bremerhaven, zu „Krohns Eck“. Die Fahrgäste waren nett, bis auf einen. Der war nervig, wie eine Horde 7-Jähriger mit ADHS im Endstadium!

„Mach ma Musi!“

„Mach ma Warm!“

„Mach ma lauta“

„Mach ma anderen Sender!“

“ Machs nicht so teuer!“

„Mir ist schlecht, ich muss brechen!“

„War nur Spaß!“

„Haste ma nen‘ Kaugummi?“

Warum zum Teufel ist bei jeder Tour so ein Kasper dabei. Natürlich hatte er keine Frau dabei, wie seine Freunde. Da hatte er nichts besseres zu tun, als mit mir anzubändeln, der Idiot.

Mein Karma war im Arsch! Am Ziel kam es wie es kommen musste. Der Kasper rief: „Ich zahle!“

Pieps: „5,00!“

summe

„Verdammter Mist, das Ding ist hinüber!“, schoss es mir durch den Kopf.

„Geiiiiiiieeelllll!“, brüllt die Dumpfbacke von Hinten, “ Wie billig ist das denn?“ und reichte mir einen 5er mit den Worten: „Stimmt so!“

Wieder benutzte ich einige kryptische Tastenkombinationen, um der Wahrheit auf die Schliche zu kommen.

„Leider nicht ganz so günstig, schaun sie Mal. Das waren 8,6 Kilometer, plus 10,00 Anfahrt und Mehrpersonenzuschlag. Sagen wir € 24,00!“

strecke

„Neee, neee, Taxifahrer, du , ich las mich nicht verscheissern. Da stand eben noch € 5,00, mehr zahle ich nicht!“

Zu meinem Glück empfand eine Dame aus den Reihen der Fahrgäste Mitgefühl und schickte sich an, den von mir genannten Preis zu zahlen.

„Betrüger, Beeetrüüüüüger!“, schallte es über des Halteplatz, bis der Zappelphillipp endlich in der Kneipe verschwunden war.

Tja, mir blieb nichts anderes übrig, als mir in der Zentrale einen anderen Bus zu holen. Der Rest der Nacht war super und ging flüssig und ohne weitere Ausfälle über die Bühne.

 

 

 

 

 

Normalität

Die umgestürzten Bäume sind beseitigt und ofengerecht zerteilt hinter der Garage gestapelt. Am Bahnübergang schaltet sich alle 4 Minuten das Rotlicht ein um Warenlieferungen nach Übersee anzukündigen. Die Bahn verspätet sich regelmäßig um 5-10 Minuten und die Fahrgäste bestellen ihr Sammeltaxi für Mitternacht auf den letzten Drücker.

Hier auf dem Land stehen die Taxis ja nicht an jeder Straßenecke, das würde sich  nicht lohnen. Sie sind in Bereitschaft an einem Warteraum in unseren Kerngemeinden, oder unterwegs. Und ab 22:00 sind bei uns nur noch 2 Wagen aktiv, das ist schon Jahre so. Und wegen der langen Anfahrten dauert es ein wenig zwischen Bestellung und Abholung. Das teilen wir unseren Kunden immer mit und bitten auch gleichzeitig pünktlich am Abholpunkt zu sein, damit sich Anschlußfahrten nicht verzögern.

Ab 22:00 bin ich meine eigene Zentrale und verteile die Aufträge auf einen Kollegen und mich. Und an Tagen wie dem gestrigen ist die Kooperation enorm wichtig. Außer den telefonischen Bestellungen erhalten wir auch noch Sammeltaxi-Aufträge. Diese sind schwieriger zu planen, da die Abfahrtszeiten immer feststehen und nicht variert werden dürfen und wir nicht unmittelbar mit dem künftigen Fahrgast kommunizieren können. Die Bestellungen werden Zentral in Bremerhaven erfaßt und an die Taxiunternehmer weitergeleitet. Das ist so vorgeschrieben, weil z.B. Bremerhavenbus die Hoheit über den ÖPNV hat, dazu gehören auch die Anruf-Sammeltaxis. Ist auch eine Art Kontrollinstanz, damit sich die Taxiunternehmer nicht selbst irgendwelche Fahrten erfinden.

Zwischen die  AST-Fahrten pressen wir dann die anderen Touren. Und wehe, der Grieche hat den Ouzo zu spät hingestellt und die Fahrgäste sind noch  nicht fertig! Sofort nimmt das Unheil seinen Lauf. Oft müssen Menschen zum Bahnhof, einen Zug erwischen. Die haben immer höchste Priorität. Und wenn dann Einer aus der reihe tanzt, kann ich auch schon mal ein wenig ruppig werden und wenn das nicht hilft, wird kommentarlos die nächste geplante Station angefahren.

Und manchmal muß man auch wieder Ausnahmen machen, wenn es um den Service und die Zufrieden- oder Sicherheit der Fahrgäste geht.

Nun war es vergangene Nacht so, das ich um 00:37 vom Bahnhof Lübberstedt Fahrgäste nach Westen transportieren sollte. Nichts schlimmes. Aber gleichzeitig hatte ich auch noch um 00:42 in Stubben eine Familie mit Baby nach Osten zu bringen.

Glücklicherweise begab es sich, das die Stubbener sich vorher erkundigten, ob denn das AST auch wirklich um 00:42 da wäre. Ich musste mitteilen, das ich erst gegen 1:15 in Stubben sein könnte, wegen der parallelen Aufträge. Um ganz sicher zu sein, das alle im Trockenen nach Hause kommen, schlug ich ihnen vor, auch in Lübberstedt auszusteigen und dann die Tour nach Westen mit zu machen, um danach Richtung Beverstedt zu fahren. So braucht insbesondere das Baby nicht frieren und im Regen und Wind rumstehen. Am Preis würde sich nichts ändern, ich hätte die Leerfahrt sowieso gehabt.

Und so trafen wir uns alle in Lübberstedt und ich konnte dann meine letzte Tour für Heute  mit zufriedenen Fahrgästen und Stressfrei zu Ende bringen.


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