Ein ganz normaler Samstag

Damit Ihr mal sehen könnt, wo ich meine Zeit während einer Schicht verbringe, werde ich einzelne typische Wochentage tracken und hier veröffentlichen.

Anfangen will ich mit Samstag, weil das DER Tag für alle Nachtschichtler ist. In der Regel sind da die meisten Nachtschwärmer unterwegs und es werden einige Kilometer abgerissen.

Leider habe ich noch nicht raus, wie ich die Karte hier direkt einbinden kann, dauert noch. Aber über den folgenden Link erreicht ihr die Streckenübersicht.

Ein ganz normaler Samstag

Und hier etwas Statistik zur Karte:

Streckenlänge384,3 Km
Zeit11:02:20 Std
Durchschnittsgeschw.34,8 Km/h
Höchstgeschw.158,1 Km/h

Das doppelte Pfeifchen

Zur Zeit weht irgendwie eine Brise frischen Geldes durch unsere Kerngemeinden. Hier und Hier und Da und Gegenüber entstehen neue Läden.
Neue Gesichter strahlen hinter Tresen, Regalen und in Kassenhäuschen in Erwartung unseres hart erworbenen Einkommens.
Und was hat das mit Taxifahren zu tun?
Naja, Herrtaxifahrer muss alte Besitzer vergessen, neue Namen, Funktionen, Geschäftsleute, Speisekarten, Preise und Öffnungszeiten auswendig lernen, um auf Anfrage seiner Fahrschaft jederzeit geflissentlich Auskunft über die Neuheiten erteilen zu können.
Und außerdem sind Veränderungen in einer Kleinstadt steter Bestandteil des Dorftratsch Smalltalk im Taxi!
In dem Örtchen Hagen (im Bremischen) zum Beispiel gibt es regelmäßig Feldversuche, mit Nieschenprodukten auf den Markt zu kommen! Wir hatten hier schon einen Laden, der Kunstobjekte aus Straußenei-Schalen verkaufte. Lief suuuper, 🙂 . Aber zu wenige haben etwas erworben.

In den vergangenen Jahren mussten viele Dorfgaststätten schliessen, weil die Menschen sich lieber zu Hause aus dem Kühlschrank bedienten und die Fernbedienung oder die Maus näher war, als der altbekannte Wirt im „Dorfkrug“.

Deshalb haben wir eine Cocktail-Bar bekommen, um das Angebot wieder zu erweitern. Und da ist alles im Lot. Der Wirt (Mehrfach ausgezeichneter Profi) fährt mehrgleisig, d.h. er bietet auch Kurse an und vermietet sich bei Events.

In Hagen hat sich nun in den letzten Wochen wieder etwas getan. Zuerst wurden Umbaumaßnahmen in einem ehemaligen Sonnenstudio gesichtet. Danach rumorte es ein paar hundert Meter die Straße runter in einer stillgelegten Bierquelle.

HerrTaxifahrer, sich immer auf dem Laufenden haltend, warf gelegentlich einen Blick auf den Trubel rund um die Baustellen, konnte aber nicht zusammenpuzzeln, was dort entsteht.

Da ich Anfang August etwas Urlaub genommen hatte, verlor ich die Fortschritte aus den Augen. Als ich danach die erste Tour in Hagen bekam, staunte ich nicht schlecht. Die Schaufenster des Sonnenstudios waren mit fadenartigen Gardinen zugehangen, auf dem Bürgersteig luden Stühle und Tische zum Verweilen ein. Auf den Fensterbänken standen funkelde Gefäße aus Silber und Gold.

„Häh?“

Endlich ganz nah dran und langsam vorbei gefahren. Auf die Beschilderung geschaut und gelesen. Da steht “ Shisha Bar“ angeschlagen. Großstädtern sind die Raucherläden sicher bekannt und der eine oder andere hat dort vielleicht auch bei einem schönen Tee ein wenig die geschmackvollen Tabake abgebrannt. Aber hier aufm Dorf? Auf jeden Fall eine Bereicherung, am Wochenende werden sicher einige Besucher vom nahegelegenen Pam Pam herüber strömen.

Meine Fahrt geht weiter, gespannt blicke ich zur zweiten Baustelle hinüber.

Häh?

Durch die Fenster kann man nichts sehen, sind verhangen, mit irgendwelchen eigenartigen Gardinen. Auf den Fensterbänken stehen Objekte, wie Flaschen. Unten bauchig und oben schlanker werdend. Komische Pröppel oben drauf, wo ein Schlauch raus schaut. Nun will ich es das Rätsel lösen und schaue auf die Außenwerbung. „Aah“, eine Shisha-Bar.

Mal sehen, wie lange da Qualm aus dem Schornstein kommt. Vielleicht habe ich ja auch einen Trend verpasst und irre mich. Lustig, welche Zufälle (?) es gibt. Gleich 2 Exoten innerhalb weniger Tage.

 

 

Message in a bottle.

Die Problematik mit den Krankengeschichten hatte ich ja schon einmal angerissen. Da erfährt man ja so Einiges.

Nun mal ein etwas anders gelagerter Fall:

Das Telefon unserer Zentrale bimmelte Heute mit gewohnt aufdringlicher Tonfolge und ansteigender Lautstärke, bis es nicht mehr auszuhalten war. Frau R. Aubtier gab sich endlich gnädig und nahm den Hörer ab.

“ $arbeitgebervonHerrnTaxifahrer, Aubtier, wie werde ich sie schnell wieder los?“

“ Alfred Koholiker hier, ich habe ein Problem und das können nur sie für mich lösen!“, antwortete der uns bekannte Kunde. “ Wissen sie, ich habe Heute eine niederschmetternde Nachricht erhalten, sie wird mein restliches Leben verändern, ich habe Angst, wie es mit mir weiter geht. Bitte schicken sie mir den HerrnTaxifahrer. Er soll 2 Flaschen Korn mitbringen, die habe ich dringend nötig, mir geht es wirklich dreckig!“, klick, zack aufgelegt.

Frau Auptier ist ja einiges gewohnt aber hätte er nicht einfach nur sagen können, was er geliefert  haben möchte, statt sie jetzt mit einem P im Gesicht zurückzulassen? Ganz Profi, hackt sie den Auftrag in die Bestellsoftware, schreibt noch wenige Worte dazu und klickt auf senden.

„Püt,püt,püt,püt“, ringt das PDA in meinem Wagen um Aufmerksamkeit. Ich drücke auf annehmen, wie bei 100% aller anderen Pütpüts auch.

Ich lese: 2 Fl. Korn zu Herrn Koholiker. Ausführung sofort. Marke egal, Hauptsache schnell, es ist ein Notfall!

So ein Mist, ich stehe fast vor seiner Haustür( ca. 4 km entfernt). Die nächste Korn-Tankstelle ist aber 15 km weg. Nun ja, hier auf dem Land gehen die Uhren anders und die Menschen haben sich hier eigentlich immer genügend Vorräte zu gelegt, um solchen Ausnahmesituationen vorzubeugen. Doch ich mochte nicht einfach irgendwo klingeln und um den Branntwein betteln. Also fuhr ich nach Hagen um einzukaufen.

Das IPhone spielt  „Great Balls of Fire“ von Jerry Lee Lewis. Ich gehe ran.

„Auptierchen hier, bitte sei so lieb und berichte, wie es dem Herrn Koholiker geht. Der hat noch nie so deprimiert geklungen. Vielleicht braucht der Hilfe, seine Stimme war so schwach, ich glaub der hat sogar leise geweint, am Ende!“

“ Alles klar, ich kümmer mich um ihn und ruf dich dann an, mach dir keine Sorgen.“

Mit dem Sprit auf dem Beifahrersitz erreichte ich den Wohnsitz des Auftraggebers. Schreibe gerade die Quittung für den Fahrpreis, da kommt er schon frohen Mutes zu meinem Taxi gelaufen und reisst die Beifahrertür auf.

“ Ach du bist es, HerrTaxifahrer. Immer musst Du einspringen, wenn ich mal wieder Stress habe. Was bekommst Du denn?“

“ Hier, ich hab`s grad addiert. 11,98 für den Korn und 23,50 fürs Bringen. Macht zusammen € 35,48.“

“ Hier sind 50, mach 40,00. Hat ja wieder gut geklappt!“

Den Zehner überreichend, schaue ich noch einmal ganz genau an ihm herunter. Sauber gekleidet in Poloshirt und Freizeithose, sogar richtige Schuhe hat er an. Das Kinn ist rasiert und Haare wir frisch vom Frisör. Was soll ich nun der Zentrale übermitteln? Beim letzten Noteinsatz musste ich 5 Minuten dauerklingeln, bis er an die Haustür gerobbt kam. Damals hatte er es gerade noch geschafft, wenigstens seine Blöße mit einer Unterhose zu bedecken. Er war schon heftigst zu gewesen als ich auf ihn traf und er rundete gleich auf 50€ auf 🙂

Da bemerkte ich, wie sich unsere Blicke trafen und da platzte es aus ihm heraus:

“ Weisst du HerrTaxifahrer, ich habe heute etwas erfahren, das ist ungeheurlich. Das ist so unvorstellbar, das ich jetzt gleich mit diesen beiden Freunden eine Party veranstalten werde, bis Nichts mehr von ihnen über ist!“ Er  lehnt sich zurück als ob er mich auffordete mich wieder anzunähern um ihm weiterhin zu lauschen. Also beugte ich mich nach Vorn um Weiteres zu hören.

“ Weisst du, heute habe ich Post bekommen. Ich soll wieder in Therapie. Ich soll auf Entzug. Das ist ungeheuerlich, das schaffe ich nicht und das versuche ich erst gar nicht noch Mal. Ich saufe mich jetzt tod. Tschüss, schönes Wochenende HerrTaxifahrer!“

„Auch alles Schöne!“, wünsche ich zurück, nicht ohne ihm hinterher zu rufen „Bis demnächst!“

Er nickte mir zu und hakte seine neuen Kumpels ein und trottete zufrieden ins Haus.

 

 

Animalisch

An jedem Wochentag ging es um Punkt 9 Uhr am Morgen nach $dorfbeiloxstedt, zu Frau K. Jammer.
Jeden Abend bestellte sie sich eine Taxe. Sie wolle zum Arzt, zur Sparkasse oder den Lottoschein abgeben.
Sie war sehr beliebt bei den Fahrern, auch wenn es in ihrer Gegenwart oft unschöne Odoen zu vermerken gab. Sie war aber eine echte Dame, sehr nett und sie rundete immer auf 10€ auf. Waren immer ca. 2,50€ Tip, also 5€ für Hin- und Rückfahrt.
Jedoch revidierte sie bei jeder Gelegenheit ihr Fahrziel mit fadenscheinigen Ausreden:
“ Heute muss ich doch nicht zur Bank, der Handwerker besteht doch nicht auf Barzahlung.“
“ Der Arzt braucht mich Heute doch nicht ansehen, es geht mir schon wieder Gut.“
„Meine Lottoschein läuft doch noch eine Woche.“
Und immer gefolgt von:
„Ach wissen sie, damit sie nicht umsonst da waren, fahren sie mich bitte zum Edeka.“
Sie ging dann auch immer Schoppen und kam mit jeweils 2 prall gefüllten Plastiktüten zurück.
Als ich das erste Mal bei ihr zu Hause auslud, bemerkte ich beim öffnen des Kofferraumes 2 Katzen am Jägerzaun. Wie ich die Gartenpforte öffne begegnen mir 4 weitere Mietzen. Mit den 2 Tüten beschwert stolperte ich dann den Kiesweg zur Haustür entlang über mindestens 15 gleichartige Vierbeiner.
Beim öffnen des Haupteingangs wurde ich überrumpelt, von Zilliarden maunzender Raubtiere.Sie alle warteten auf ihre tägliche Ration aus meiner Lieferung.
Auf meine Nachfrage, ob hier nicht vielleicht zuviel Tiere auf einmal leben, antworte sie nur:
“ Das sind nicht meine, ich füttere sie nur!“
Von einem Tag auf den anderen fuhr Frau J. Kein Taxi mehr. Vor ihrem Haus wurde beobachtet, wie vermummte Personen säckeweise Aluminiumverpackungen in einem Container entsorgten. Frau J. und die Katzen wurden nie wieder gesichtet.

Folgen Sie diesem Wagen……

Ich war nach Hagen zum Edeka-Markt auf den Parkplatz bestellt. Da der Laden schon geschlossen hatte erwartete mich also kein Lebensmitteltransport.

Ein Kleinwagen stand dort ganz allein, 2 Personen darin. Ich positionierte mich neben ihm und ein Mann und eine Frau stiegen aus. Aus dem Gefährt wurden ein Koffer und eine Tasche entnommen und die Beiden verabschiedeten sich genüsslich, wie ein verliebtes Pärchen das so macht.

Also das Gepäck gegriffen, ab in mein Taxi damit. Die Dame stieg hinten rechts ein, hier auf dem Dorf eher ungewöhnlich und ein Zeichen dafür, das sie aus einer größeren Metropole kommt. Bei uns aufm Dorf setzten sich einzelne Fahrgäste zum Fahrer!

Angezogen war sie sehr aufreizend und das Outfit passt eigentlich gar nicht für diese Gegend. Da bekam ich das Fahrtziel genannt.

“ Drive to me Sennsched!“, lispelte die Asiatin mit leiser Stimme von Hinten.

“ My Dear Lady, do you like to be driven to Sandstedt?“

„Yes.“

„To which street or location should the trip go?“

„I tell when see town!“

Von ihrem Auftritt her, würde sie in die „Villa Wurm“ passen. Aber dieser Sandstedter Puff ist seit langem geschlossen.

Genug platt geschnackt und auf den Weg gemacht. Der Kleinwagen ist noch kurz vor mir los gefahren und biegt in Hagen auch Richtung Sandstedt ab. Ich Frage mich, was das nun wieder soll. Ich hatte gerade dicht aufgeschlossen, da ruft es von hinten:

“ DON`T FOLLOW CAR, NOOO FOLLOW!!!“

„OK!“, ich bremse ab und lasse den Abstand „unauffällig“ größer werden, bis wir vor einer Kurve endlich den Kontakt verlieren.

Sandstedt kommt in Sichtweite und „Es“ meldet sich wieder.

„Stop red light house, please!“

Hihi, doch noch alles in Funktion bei meinen Sensoren. Der Puff erstrahlt wieder in seinem roten Glanze. Wahrscheinlich bin ich dafür verantwortlich, das dort etwas Abwechslung rein kommt.

Umzugsgut wieder ausgeladen, kassiert und Tschüss.

Wahrscheinlich sollte ihr Freund nicht mitbekommen, welcher ihr neuer Arbeitsplatz ist. Aber das soll nicht mehr meine Sorge sein.

Störung der dörflichen Ruhe.

Ich war am Montag als Sammeltaxi unterwegs nach Wersabe. Kurz vor dem Ortsausgang Hagen in Richtung Uthlede überholten mich 2 Streifenwagen im Einsatz mit Martinshorn. Nachdem sich beide vor mein Taxi gesetzt hatten stoppten sie auch gleich wieder abrupt.

„Was habe ich den nun angestellt?“, ging mir sofort durch den Kopf.

Ich verlangsamte meine Fahrt und wurde sogleich per Handzeichen aufgefordert weiter zu fahren.

Am Straßenrand standen mehrere Personen, um die wollten sich die Beamten wohl kümmern.

Da entdeckte ich auch noch einen Polizeihubschrauber am Himmel. Da muss was Schlimmes passiert sein, wenn Der schon kommen muss!

Heute konnte ich nachlesen, um Was es ging:

Polizeipresse

¡Manos Arriba!

Kumpel von Sonne, wo macht Nachtschicht, war gerade eben am Himmel erschienen. Ich saß in einem unserer Aufenthaltsräume, als mich ein Auftrag erreichte.

Ich sattelte meinen 9-Sitzer und bog von unserem Parkplatz nach links Richtung Norden ab. Nach 50m erschien am linken Fahrbahnrand eine Person, winkte und lief weiter bis auf meine Spur. Ich musste schon stark bremsen, um eine Kollision zu vermeiden.

Da ich nicht hören konnte, was mir der Gegenüber vermitteln wollte konzentrierte ich mich, anhand der Mimik seines Gesichtes heraus zu bekommen, was sein begehr sei.

Oo, die freie Sicht wurde mir versperrt, denn Zwischen Subjekt und Frontscheibe schob sich eine Pistole. Die nächste Sekunde verbrachte ich damit, zu berechnen, welches Kaliber die Kanone vorzuweisen hatte. Bevor ich mich für KK oder Luftpistole entscheiden konnte , ließ ich den Motor aufheulen und die Kupplung springen!

Meine Gedanken drehten sich nur um die Entscheidung, wer zuerst fällt, er oder ich.

„Mäh ihn nieder!“, schallte es aus sämtlichen Nervenbahnen und ich gab Gas.

Der Typ wankte ob meines 2,5 Tonnen Geschosses, fing er sich sogleich wieder und während ich noch einmal freundlich im Vorbeifahren Grüßte, hieb er Nebenherlaufend ohne Erfolg auf meine Seitenscheibe ein. Ich nahm Deckung, als ob ich mit 100 Klamotten unter tief hängenden Ästen hindurch fahren müsste. Ich hatte ja keinen Helm auf.

Jetzt nur noch an die Bürgerpflicht denken, damit du nicht wie ein Depp da stehst, wenn der Polizist fragt:“ Könne sie den Beschreiben? “

Was ich mir merken konnte:  Männlich, 18-25 Jahre alt, Kaputzenshirt in hellem türkis, weiße Turntreter. Bei der Bewaffnung bin ich mir bis Heute nicht sicher. Ich schaute in kleines, schwarzes Löchlein am Ende eines Rohres mit praktischem Haltegriff. Mein „RAM“ war ansonsten schon wieder formatiert um weitere Maßnahmen einzuleiten.

Ich alarmierte die Zentrale und Kollegen über Funk, bog nach 200m ab und versteckte mich hinter einem Sichtschutz.

„Jetzt ist er bei mir!“, hören ich meinen Kollegen N.Guter aus dem Lautsprecher.

„Wo?“, schrie ich ihm zu zurück.

“ Bahnhofstraße hinter der Kirche!“

Die zweite Portion Adrenalin ließ meine Schläfen anschwellen, mein ganzer Körper war auf Angriff programmiert, der Jagdinstinkt geweckt.

“ Muuussss N. helfen…..Muuussss N. helfen“ dröhnte es in meinem Schädel und ich fuhr dorthin, wo mein Kollege in Bedrängnis war.

Toller Wagen, dieser Trafic, nimmt jede Lenkbewegung sofort an und bringt sie auf die Straße. Ich sehe vor mir das Taxi und  den Freak. Ich blende auf, Hupe, werfe mich ins Geschehen. Der Räuber läuft endlich davon, springt über die Kirchenmauer und ist weg.

Kurzes aufatmen, wie geht es N.? Alles war Gut, keiner hat etwas abbekommen.

Mein Iphone meldet sich. Es ist die Polizeistation Schiffdorf. Die nötigsten Schilderungen werden abgefragt, bestätigt, das schon mehrere Wagen unterwegs zum Tatort wären.

Nach kurzer Zeit fand uns der erste Streifenwagen und wir bezeugten noch einmal das erlebte.

Ein Polizeitransporter traf ein. Die Türen öffneten sich. Ich erkannte einen Deutschen Schäferhund und fühlte mich jetzt erst mal wieder in Sicherheit und umsorgt. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Körper breit. Wir wurden ernst genommen, uns wurde geholfen.

Die Hundestreife machte sich sofort auf, die Fährte aufzuspüren und zu verfolgen und verschwand im Dunkeln zwischen den Gräbern des Friedhofes.

Wir besprachen noch mit den Polizisten, wie wir uns jetzt weiter verhalten sollen und verabschiedeten uns erst einmal.

Zurück in unserem Ruheraum gab es jetzt einen schönen heissen Kaffee. Es wurde eine kurze Manöverkritik abgehalten, bevor wir uns wieder auf die Straßen unseres beschaulichen Pflicht-Fahrgebietes begaben.

P.S.: Es dauerte ein paar Monate, bis ich endlich wieder ohne Angst in diesem Ort sein konnte. Bei den ersten Winkern am Straßenrand hatte ich immer wieder ein mulmiges Gefühl. Zum Glück hat die Zeit nun die seelischen Wunden geheilt. Den Täter hat man leider nicht gefasst, Verdächtige wurden zwar verhört, aber ohne Ergebnis. Das Verfahren wurde eingestellt.

 

Fahr erst mal los!

An einem schönen lauen Mittwoch Abend wurde ich zur $Bundesstrasse, Hausnummersoundso gerufen. Ein Mann mittleren alters stieg zu und es soll nach Bremerhaven gehen. Grobe Richtung Kiez. Auf der Hafenstaße angekommen erhielt ich ein paar „Hier Rechts-Hier Links“ Anweisungen und ein  „Hier bitte am Straßenrand anhalten und warten, es geht gleich noch weiter“.

Ich schaute meinem Begleiter hinterher. Er ging zu einem Haus mit einem großen, geschlossenen Holztor und schlug mit der Faust  einige Male gegen dieses und schaute nach Oben. Im ersten Stock wurde eine Werder-Fahne aus dem Fenster geschwungen. Mein Fahrgast wechselte nun die Straßenseite und und verschwand in einer Haustür.

Nach 5 Minuten kam er schnellen Schrittes zurück und nahm wieder bei mir Platz.

„Wo geht es jetzt hin?“ stellte ich die wichtigste Frage in unserem Gewerbe.

„Fahr erst mal los!“ bekam ich zurück.

“ Äh rechts oder links rum ?“

„Fahr erst mal, ist egal“

Ich biege hier und da mal ab, und neben mir wird im Handy das Adressbuch durchsucht, eine Nummer gewählt. Keiner geht ran. Neue Suche, neuer Anruf, es geht Jemand dran.

„Ey Alter, haste was da? Ich bin in 5 Minuten bei dir. Waaaas, in einer Viertelstunde soll ich erst kommen?, nein kannste vergessen und aufgelegt. Wieder Kontaktsuche im Dingens.“

“ HerrFahrgast, soll ich nicht eben anhalten, bis sie das Fahrziel wissen?“

“ HerrTaxifahrer, wie oft soll ich es noch sagen, fahr einfach irgendwo hin !!!“

Ööööhem, endlich eine klare Ansage. Ich dachte mir, fahr mal Richtung „Alte Bürger“. In der Straße gibt es viele Kneipen und vielleicht will will der da ja hin. Ich fand es schon mal Gut, das reichlich Leute unterwegs waren, um mir ggf. zu helfen.

“ Bist du jetzt da?“ schreit mein Beisitzer ins Mikrofon. „Was immer noch 10 Minuten?, du kannst mich mal!“

„Fahr mich wieder zurück nach Hause, ich hab keinen Bock mehr.“

Na Prima, wollte ich doch an der nächsten Kreuzung auf die Autobahn gen Paris abbiegen. Also wieder Richtung Ausgangspunkt gesteuert.

Neben mir knistert es. Ein kleines Päckchen wird geöffnet.

„Haste mal nen Blatt Papier für mich?“

Ich schau in meine Mappe und reisse eine leere Seite aus meinem Fahrtenbuch.

“ Hier, bitte sehr, die Rückseite ist nicht bedruckt. Brauchen sie auch einen Kuli?“

“ Ach was, geht auch ohne!“

Er halbiert das Papier auf DIN A5 und faltet eine Hälfte. Die andere teilt er wieder und formt ein Röllchen. Oho, mir schwant etwas. Mit geschickter Routine misst er ein Quantum aus dem Päckchen ab und verteilt es in der Ritze des vorher geknickten Papers. Ohne auf mich zu achten, schnieft er da so ein Pülverchen ins Resthirn, lehnt seinen Kopf zurück, als hätte er Nasenbluten. Rubbelt dann kurz sein Riechorgan und schaut erfrischt und zufrieden drein. Jetzt räumt er auf. Röllchen ins Tütchen, Tütchen ins Päckchen und nur noch fein mein Formular in der Luft gewedelt und drüber geblasen.

Meine Nase wurde auf einmal so trocken. Uh. Hab ich eine Prise abbekommen? Ich bin mir nicht sicher. Mein Zinken schloss sich. Langsam  glaubte ich wirklich, eine gute Dröhnung inhaliert zu haben. Fenster auf und Frischluft tanken half etwas.

Da mir der Geselle nun nur noch auf den Geist ging, fragte ich nicht nach, sondern wollte ihn nur noch schnellstens wieder loswerden. Am Startpunkt angekommen  fix abkassiert, lustigen Abend gewünscht und das Weite gesucht.

Die Nase fühlt sich wieder besser an, der Flüssigkeitshaushalt hat sich anscheinend von selbst reguliert. Ich reisse alle Fenster bei voller Fahrt auf, in der Hoffnung, auch das letzte klitzekleine Staubteilchen würde vom Winde verweht.

Fragen an euch Leser:

  1. Bin ich jetzt süchtig?
  2. Bin ich ein Drogenkurier 🙁 ?
  3. Habt ihr auch schon mal „passiv“ geschnieft?

Warte bis Heute auf Entzugserscheinungen. Oder war meine Einbildung einfach nur so stark?

Hiiiiiiilllllfeeeeeeeeee !