Schon wieder:“Die Gemütsschwankungen!“

Immer, wenn ich die Zentrale – vom Auto aus, ab ca. 22:00, an Wochentagen – übernehme, gibt es diese oder so ähnliche Vorgänge:

Völlig betrunkener Kunde/In, offensichtlich ein familiäres Problem habend, wünscht meine Dienste.

Anruf 1:

*flenn,heueeel,schnief* „Ich muß ganz schnell wo hin, kannste schnell kommen, er liegt im Sterben, ich habe auch Geld für die Fahrt!“

*mit tiefer, beruhigender und mitfühlender Stimme* „Machen sie sich fertig, ich bin sofort da!“

Klar, das ich mir statt loszufahren, erst einmal die ganze Lebensgeschichte, welche zu diesem Fahrauftrag führe, anhören mußte.

Kurz bevor ich mein Ziel erreichte:

Anruf 2:

*flenn, rotz, schnief, heueeeeeeeel* „Kannste 1 Stunde später kommen?! Es kommt noch einer mit, auf den muß ich warten! Mir ist egal was das kostet, auch wenn es hundert Euro sind, mir alles egal. Du mußt ja auch leben!“

Sehr löblich, das mit dem Geld! Aus Erfahrung gehen solche Ansagen immer total in die Hose, deshalb beschwichtigte ich, tröstete und sagte, das ich nur den normalen Tarif berechnen würde, ich wolle doch diese Notsituation nicht ausnutzen.

Nach einer Viertelstunde:

Anruf 3:

*schnief, schnief, schnief* „Du, ich bin’s?! Ich wollte dir nur sagen, das ich besoffen bin und du sollst mir das bitte nicht ankreiden, ich bin völlig daneben, aber bitte nimm mir das nicht übel!“ *schnief*

*säusel,lüg* „Aber nein, das ist mir alles völlig egal. Du hast genügend Sorgen und da ist das völlig normal, das man zur Beruhigung Einen trinkt!“

*schief, schnauzt* „Danke, das ist lieb. Erinnere mich, das ich dir auf jeden Fall € 50,00 extra gebe, weil du so nett bist. Entschuldige noch Mal!“

So einen Schein hätte der Taxifahrer gern. Jedoch meldete sich sofort mein Gewissen und wiederholte, das das auf keinen Fall akzeptabel sei!

Nach einer weiteren Viertelstunde.

Anruf 4:

*räusper,hust* „Du brauchst nicht mehr kommen. Stirbt nicht! Aber wenn es OK ist, kannst du mir eine Rechnung schreiben, über die Fahrtkosten und so weiter, du weist schon! Ich mache das wieder gut. Ganz sicher. Versprochen. Du bist so lieb, HerrTaxifahrer, danke, danke,danke!“

*leise in mich rein stöhn* „Ist schon gut, lassen wir es dabei. Du hast schon einen schrecklichen Abend gehabt. Ich möchte nichts dafür!“

Was ein erhebendes Gefühl, eine so ritterliche, uneigennützige Tat von mir! „Der Gott, das Karma, oder so etwas ähnliches wird es mir vergelten!“, dachte ich mir, nach oben zum sternenklaren Himmel blickend. Fast hätte ich vor Glück geweint.

Nein doch nicht!

Es ist 0:37, ich stehe am Bahnhof und warte auf einen Kunden. Er war schon ausgestiegen und kam auf mich zu.

Anruf 5:

*nuschel* „Jetzt ein Taxi in die andere Richtung. Mein Kumpel muß wieder nach Hause!“

*stöhn* „Kann leider nicht gleich, muß erst no……“

*motz, moser,schimpf* „Sag mal, wie redest du mit mir!? Ich brauch jetzt ein Taxi, egal wie du das hinkriegst!“

*erklärbärstimme* „Ich muß erst meinen Fahrgast hier nach Hause bringen, dann komme ich zu dir, OK!?“

*maul* „Willst mich veräppeln, warum laberst du mich jetzt voll? Erst hast du den ganzen Abend Zeit und jetzt auf einmal nicht mehr!? Nee, ich verzichte und ruf woanders an. Und deine € 200 von vorhin kannste dir jetzt erst recht abschminken. Ich hab das Geld hier, aber das haste verspielt!“ *klick*

„Uff!“

Leider nicht das erste Mal, das ein lohnendes Geschäft wie eine Seifenblase platzt. Schön finde ich immer wieder diese Steigerung ins Gegenteil. Einziger Unterschied zu sonst waren die fehlenden Schimpfwörter. Na gut, wenigstens hatte ich mir von Beginn an keine Hoffnungen gemacht.

Und das Karma für meinen guten Willen, das kann Er/Sie mir nicht nehmen!

 

Schönes Wochenende!

 

 

 

Ich glaube es nicht…!?

Gestern trat ich meinen Dienst wie gewöhnlich um 16:00 an. Den Abend sollte ich zusammen mit dem Caddy verbringen, meinem Lieblingstaxiauto. Die Kollegin von der Zentrale schleimte ein wenig herum, als ich mich Startbereit meldete, um mir dann eine Fahrt für Nachts um 03:00 um den Hals zu Hängen. Normal stellen wir die Autos unter der Woche um 01:00 in die Garage, außer ein Kunde bestellt schlauerweise vor, wie in diesem Fall. Um 00:24 nahm ich meinen letzten regulären Fahrgast in Bremerhaven auf, nach Stotel, ein Stammkunde.

traumbaby

Gegen 01:00 stellte ich den Wecker für 02:30, zur Sicherheit, falls ich auf der gemütlichen Couch in unserem neuen Aufenthaltsraum das Zeitliche segnen sollte. Ich schaute meine favorisierte Nachtfernsehserie – Medical Detectives – und nickte ein,  die aufgeführte Folge war mir geläufig gewesen und förderte mein Desinteresse am Wachbleiben.

*bummbummbummbumm*

Jemand schlug gegen die Fensterscheibe. Ich fuhr hoch, mußte mich erst einmal umschauen, wo ich mich überhaupt befand. Ich blinzelte nach draussen und hörte eine schwache, krächzende Stimme. Ein alter Mann stand da und schaute mich flehend an.

wackupbaby

Ich nahm meine Sachen und ging nach draussen, um die Lage zu checken. Der Senior war  ganz normal gekleidet, auch passend zur Saison in Sommerhose und -Jacke, Sandalen und Hut, gegen die Sonne. Allerdings war es erst 02:15!

„Fahren sie mich bitte ins Seniorenheim XYZ, ich habe mich vertan, man hat mich nicht abgeholt und komme nun zu spät!“

Ich hatte da schon so meine Erfahrungen gemacht, hier in Loxstedt, mit ausgebüchsten Bewohnern aus so einem Heim, deshalb gab ich brav zu Protokoll, das ich jegliche seiner Wünsche unwidersprochen und zu seiner vollsten Zufrieden- und Sicherheit auszuführen gedachte!

Er tappste auf den Caddy zu, höflich öffnete ich ihm die Beifahrer, während er auf einmal halb hinter dem Lenkrad klemmte. Mit etwas Geduld konnte ich ihm den Unterschied zwischen der linken und rechten Fahrzeugseite, in Zusammenhang mit meiner Tätigkeit als Fahrer, wieder ins Gedächtnis rufen und über sich selbst lachend schlurfte er zur Beifahrertür, ignorierte sie aber geflissentlich, zog und rüttelte an der schwergängigen Schiebetür. Mit etwas Hilfe hatte er dann den Weg ins Taxi geschafft.

Stolz wie Oscar, ein weiteres Mal einen zahlenden Kunden zurück zu bringen, drückte ich die Klingel am Seniorenheim. Es erschienen auch gleich zwei Damen aus der Nachtschicht, denen ich meinen meinen Fang präsentierte und sie schauten sich nur fragend an.

„Der Herr ist uns leider nicht bekannt!“

Mein Fahrgast aber bestand darauf, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein und wollte sich auf den Weg in den Frühstückssaal machen. Seine Ortskenntnis bewegte dann eine Pflegerin, einmal in die Liste der Tagesgäste zu schauen, mit Erfolg. Er war 6 Stunden zu Früh aufgetaucht!

Wir überzeugten den leicht verwirrten Mann, das es förderlich sei, jetzt lieber noch eine Mütze schlaf zu nehmen, bevor er sich am Morgen wieder ans Tagwerk machte. Seine Wohnung lag in der Nähe unserer Zentrale, was dann auch Sinn ergab, weswegen er bei mit geklopft hatte.

Sein Wohnungseingang lag links am Haus, ich ging mit der Handyleuchte voraus, seine Schritte waren ungelenk. An der Tür angekommen, erschrak ich schon wieder. Sie war einen guten Spalt geöffnet und der Hausschlüssel steckte noch im Schloß. Er schien es wirklich eilig gehabt zu haben! Er nahm den Schlüssel eher nicht ganz so ernst wie ich:“Ist praktischer, so brauch ich nicht aufschliessen!“ Für diese Nacht war er erst einmal wieder in Sicherheit. Auf jeden Fall werde ich die Zentrale über meine Fahrt informieren, vielleicht sind Angehörige bekannt, die sich kümmern können.

„Gute Nacht und Alles Gute, Herr A. L. Termann“!

Es schaudert mir!

In dieser Zeit finden viele Diskussionen rund um Flüchtlinge statt und es brennt mir, wie vielen von Euch sicher auch in den Fingern, weil wir soviel gegen die sogenannten *Besorgten Bürger* „anschreiben“ müssen. Mein Herz brennt lichterloh und will, das Harmonie einkehrt, wir die Krise meistern und nach getaner Arbeit gemeinsam feiern können!
Das bleibt aber nur ein einsamer Wunsch von mir. Alle können oder wollen nicht mit anpacken und den Flüchtlingen/Menschen in Not helfen. 

Was mich in den letzten Tagen besonders traurig macht,ist das zu den vielen Verteilern und Verfassern fremdenfeindlicher Botschaften  Menschen gehören, denen ich bisher vertraute, mit denen ich ruhigen Gewissens einer Meinung sein konnte!
Leider stellt sich jetzt, im Ernstfall heraus, welch Geistes Kind so mancher Digitale „Freund“ ist.
Für meinen Teil habe ich nur eine Möglichkeit. Ich beende den Kontakt, blockiere und lösche Verlinkungen zu jedem, der mir mit seinem Geschreibsel oder Nachplabbern von Hassparolen gegen den Strich geht.

Zum Glück habe ich gerade deshalb viele neue Menschen kennengelernt, die mit mir einer Meinung sind!

Danke an alle menschlichen Menschen da Draußen im wirklichen Leben!

Die Artistin (2)

„Uff, das war gerade noch einmal gut gegangen!“

Jetzt blieb mir nur noch, dem Chef den Brandfleck zu erklären, aber da ich ja nicht mehr rauchte war die Sache geritzt. Es waren keine Ausflüchte nötig, der „Täter“ dingfest! Es war allerdings kein so großer Schaden, als das es sich lohnte, Behebung zu verlangen.

Neben mir ächzte und grunzte meine Fahrgästin, nuschelte etwas vor sich hin, das wie „N’ause jetz!“ klang.

„Verzeihung, bitte schnallen sie sich an, sie kennen das ja mit der STVO, Polizei, Bußgeld usw.!“

Geht nich…..?

Ich stieg wieder aus, öffnete die Beifahrertür und zog ihr den Gurt Richtung Schloß. Bevor ich vorn über stürzte und in ihrem ätzenden Ausschnitt verenden würde, gab ich ihr das Ende zum Festhalten und rastete den Gurt vom Fahrersitz aus ein.

„Sie tragen mir aber gleich noch die Tüten hoch!“

„NEIN!“

Wie aus der Pistole geschossen lehnte ich den Auftrag laut und klar ab. Normal erledige ich alles, was mir angetragen wird, aber irgendwann ist der Ofen aus! Sie begann zu jammern:

Alles ist sooo anstrengend. Immer dieser Stress! Nie ist etwas einfach, ich würde gern einmal meine Ruhe haben!

Dachte ich mir auch gerade. Ich hakte nach, sie würde doch nicht arbeiten gehen, da hätte sie doch den ganzen Tag Zeit alles gemütlich zu erledigen.

Nein, ich habe nie Zeit! Und jetzt muss mein Lebensgefährte die Sachen hoch tragen…..!?

„Au weiah, die sind zu zweit!“, hoffentlich ist das nicht ansteckend.

Unter Tränen – ach nein, es war Schweiß – zückte sie ihre Börse, gab mir die geforderten 5 € und ein paar Zerquetschte.

Ich stieg schnell aus, riss den Kofferraum auf und stellte fix ihre Sachen vors Haus, grüsste und machte mich auf den Weg zum nächsten Auftrag.

Die Moral:

Bleibt auf der Strecke. Eigentlich bin ich immer behilflich, auch wenn es etwas Zeit kostet. Ich erwarte von Hilfebedürftigen auch keinen Vorschuss, im Gegenteil, ich gehe gern in Vorleistung, wie ihr hier gelesen hattet. Ich achte aber darauf, das ich meine hauptsächliche Arbeit – das Fahren – nicht vernachlässige.

Liebe Fahrgäste, wenn ihr Extrawünsche habt, dann benehmt euch nicht wie die Axt im Wald. Guten Service gibt es nur gegen normales Benehmen, Super-Service gern gegen Freundlichkeit oder Bares 🙂 !

 

Da denkste dir Nichts…….und dann … ! (5)

5. Teil und Ende

Wie von Geisterhand getragen erreichte ich den Abzweig Richtung Heimat. Weil bis hier hin Alles prima geklappt hatte, bog ich in den Pfad ein, der direkt auf mein Häuschen zuläuft.

Meinen Gedanken freien Lauf lassend, wurde ich erst wieder wach, als wenige Meter vor mir der Boden hochspritzte und ein dumpfer Knall zu hören war.

„Volle Deckuuung!“

Mein Atmen hatte ich seit Minuten auf die Eustachische Röhre reduziert, um nicht durch das Geräusch entdeckt zu werden. Den Trick habe ich selbst erfunden und er ist einfach zu erlernen. Man beginnt beim Üben mit dem Ausatmen.

– Etwas Luft im Rachen behalten
– Nase zuhalten
– durch die ER ausblasen

Das Einatmen erkläre ich beim nächsten Abenteuer!

Es beginnt zu regnen.

„Schleim!?“

Das Hecheln des über mich gebeugten Drahthaares ließ meine Glieder krampfen. Ich täuschte den Tod vor.

„Auuufhören, aufhören!“, brüllte ich den Jägersmann an, als er mir mit gestaffelten Ohrfeigen, 3 Links, 3 Rechts, wieder zurück unter die Lebenden half.

„HerrTaxifahrer, was machst du nur für Sachen, ich hatte mich so auf eine fette Sau gefreut?!“

Er griff mir unter die Arme, trug mich zu seinem Wagen und brachte mich die letzten 30 Meter bis vor meine Haustür!

Etwas geschafft betrat ich den Flur und lies mir von unseren Felltieren die Wunden lecken, bis ich endlich Morgens um 5 völlig verzückt und überwältigt von den Erlebnissen in der Dusche einschlummerte.

Und die Moral von der Geschichte?

Gelegentlich etwas Benzin in seinen Privatwagen tanken, dann braucht man zum Feierabend um 1:00 nicht laufen, weil der Motor kurz hinter Rebiens „Goldener Aue“ das Stottern anfing und abstarb!“

Ende der Geschichte…!

Hat sie Euch gefallen?

HerrPsycho-Doc

Die nächste Tour war war als Krankenfahrt avisiert. Nichts Schlimmes…, nur Jemanden vom Knochendoktor abholen und nach Haus bringen.

Am Treffpunkt erwartete mich mein Fahrgast schon auf dem Bürgersteig. Er telefonierte und er begrüßte mich durch Kopfnicken, während er seinen Gesprächspartner anschrie!

„Ich bin $beruf von Beruf und kein IT-Fachmann. Ich installiere hier gar nichts auf dem Schlau-Fon, außerdem bin ich „Krank“ geschrieben. Deine Überwachungssoftware kommt bei mir nicht drauf, dieses verdammte „WhattsApp“ kontrolliert mich nicht!“

Er legte sein Telefon beiseite, entschuldigte sich für den rauen Ton, aber seine deutliche Sprache wäre notwendig gewesen. Er wolle nicht den ganzen Tag auf sein Handy glotzen, nur weil vielleicht eine wichtige Nachricht einträfe, bezüglich Änderungen seiner Arbeitszeiten.

„Die sollen gefälligst anrufen, wenn sie Was wollen!“

Da ich sowieso 24h „Online“ bin, ist das regelmässige „Checken“ kein Problem für mich. Aber wer das Smartfon ansonsten nicht nutzt!? Das kann dann schon nerven, denke ich.

„Bitte nicht aufschreiben, das du mich von der Kneipe abgeholt hast! Aber ich hab so eine Lust mich zu besaufen. Die Ärzte sind alle bescheuert, können keine vernünftige Diagnose stellen!“

Er holte etwas weiter aus, erklärte wie es zu dem Sturz kam, der seinen Fuß versteifte und bat mich, bitte noch am Penny-Markt zu halten, damit er sich eine Flasche Whisky holen könne, er müsse sich dringend besaufen, die Probleme wüchsen über seinen Kopf!

Nach einer kurzen Stille ergriff ich das Wort. Zuerst handelten wir das Thema mit der Software und dem Handy ab, gefolgt von seinem Arbeitsalltag und seiner jetzigen Situation. Da er bisher wohl nur 2 halbe Liter Bier intus hatte, war die Unterhaltung immer noch sehr Aufschlussreich. Aus Gesprächen Monologen mit von anderen Patienten – die erzählen ja auch wirklich alles – hatte ich einen ziemlichen Erfahrungsschatz, um ihm ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben.

Vor der Einfahrt zum Penny bremste ich kurz an, schaute fragend zu ihm hinüber.

„Fahr weiter, ich brauch keinen Whisky mehr. Du bist echt ein Guter! Danke das du mich runter geholt hast, echt. Gut das du mich Heute gefahren hast! Wie ist dein Name, ich heisse $name?!“

Wir verabschiedeten uns gegenseitig mit den allerbesten Wünschen. Mein Gefühl sagte mir, das gerade 2 Menschen ihr Karma verbessert hatten und von soviel Dankbarkeit beschwipst steuerte ich frohen Mutes zum nächsten „Pflegefall“!

Selbstbestimmung verloren?

Eine Fahrgästin bat mich auf dem Rückweg von einem Termin, ihr 2 Briefe einzuwerfen und das Porto auszulegen. Bedingt durch ihre Krankheit (Unfall?) ist sie schwer zu verstehen, da bleiben weitergehende Gespräche aus.

Mehr als „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ ist nicht drin, da sie wirklich kaum zu verstehen ist. Aber wenn Jemand 2 Briefe hochhält und damit auf die Post deutet, bleibt nicht viel übrig. Bei Gelegenheit und Zeit und der Poststelle an der Strecke hat mein Chef nichts dagegen, für Stammgäste auch einmal eine klitzekleine Besorgung zu erledigen.

Ich reichte die Briefe ein, lies mir die Quittung geben und setzte die Fahrt fort. Meine Fahrgästin gab mir zu verstehen, das sie gerade kein Geld dabei hätte und ich möge ihr den Beleg geben, sie würde das den nächsten Tag erledigen.

Am Abend erfuhr ich, das eine Verwandte angerufen hatte. Sie hatte angeordnet, künftig keine Aufträge von unserem Fahrgast mehr auszuführen. Ohne Kommentar!

Jetzt bin ich Baff und warte auf meine € 2,07. Dabei ist mir das Geld völlig egal. Vielmehr möchte ich wissen, was der Grund für solches Verhalten der Angehörigen ist, denn es wird sicher noch weitere Touren mit dieser Dame geben. Und ich möchte ihr in die Augen schauen können, wenn ich vielleicht zukünftige Wünsche ablehnen muss, aus Gründen!

Farewell Fairway!

Der Golfplatz in Garlstedt ist nur über eine schmale Straße ohne Ausweichbucht zu erreichen. Am Golfplatz angekommen findet sich hinter dem Clubhaus ein großer Parkplatz, auf dem problemlos gewendet werden kann, wenn, ……,ja wenn!

Ich hatte den schwierigsten Teil schon hinter mir und konnte endlich das Ziel erblicken, um sicherzustellen, das mir Niemand entgegen kommt. Bis zu diesem Punkt hieß es immer „umkehren“, wenn Gegenverkehr herrschte.

Auf einmal tauchten Scheinwerfer eines Reisebusses auf und die Straße vor mir erschien in gleißendem Licht! Er stoppte genau vor dem Clubhaus und der Fahrer gab mir unmissverständlich zu verstehen, das ich, nicht er, Platz zu machen hätte.

Nun stand ich vor der Wahl, im Blindflug ca. 2 Kilometer rückwärts zu fahren, oder ein Sakrileg zu begehen, in der Art, das ich etwas über den heiligen Rasen ausweichen würde.

Der Rasen sollte es sein, meldete sich meine Intuition, denn:

“ Es hatte eine Woche lang gefroren, nur leicht, dafür die ganze Nacht! Nur 2 Tage Tauwetter sind bestimmt nicht so schlimm!?“

Meinereiner ist kein Freund von Unentschlossenheit. Wenn ich erst einmal eine Entscheidung getroffen habe, dann ziehe ich das durch! Das Lenkrad nach Links drehend wollte ich ein kleines Stück vorfahren, um sodann gleich hinter dem Bus wieder auf den „Rechten Weg“ zu gelangen.

Nach gut 2,50 Meter stellte sich mein Plan als fataler Fehler heraus. Ich hatte die Dichte des Bodens völlig falsch eingeschätzt und mein schöner, roter Renault-Bus sank tief nach vorn ein und neigte sich verdächtig.

Erinnerungen an die Costa Concordia wurden wach. Vor meinem geistigen Auge sah ich Bagger und Krähne, die einen Klumpen bunten Bleches aus dem Morast zogen!

„Nein, HerrTaxifahrer, du nicht! Du verlässt das sinkende Taxi nicht!“

Zu meinem Glück hatte ich früher einmal ein paar Runden auf diesem Course gespielt und wusste wenigstens, wo sich der Teich und die nächsten „Bunker“ unter der dünnen, aber noch deckenden Schneeschicht verbargen. Ich massierte das Gaspedal und schmeichelte die Kupplung. In einem großen Bogen fuhr ich durchs „Rough“, zirkelte um das finale „Green“ des 18-Loch Platzes und als ich endlich wieder Luft hatte, auf die Straße zu gelangen, drehten die Vorderreifen durch.

Ich geriet in Rage!

Rückwärtsgang rein, Gas, Kupplung kommen lassen, auf dem höchsten Punkt und den Vorwärtsgang, Gas geben und los, juchheee!

„Schiet’n Didi!“

Nach 5 Erfolglosen Versuchen sackte ich in meinen Sitz. Ich hatte vollkommen die Orientierung verloren. Die Seitenfenster waren schwarz vor hochgeworfenem, feuchtem Golfgelände! Mein Taxi war festgefahren, es lag auf, ich war allein und gleich würden mich viele peinliche Blicke strafen.

Als ich nach gefühlten 5 Minuten ausstieg, um Hilfe zu holen, stürmten einige Personen aus dem Restaurant-Gebäude auf mich zu. Jetzt wegzulaufen wäre sicher gut, denn die Truppe, bestehend aus Köchen und Kellnern, war schnurstracks auf dem Weg in meine Richtung. Entschlossenheit blitzte in ihren Augen auf und ich ließ noch schnell mein Leben Revue passieren.

„Los, setzt dich rein, wir wuchten dich raus. Du musst hier weg, bevor der Platzwart dich bemerkt. Der tötet dich!“

Leute, ich übertreibe jetzt nicht!

Im ersten Gang mit Vollgas, Dreck für 3 Jahre schleudernd, stinkend nach Kupplung, Wasserdampf, Diesel und Schweiß schoss der Trafic aus seiner Umklammerung und erreichte mit schleuderndem Heck endlich wieder festes Geläuf!
Vorsichtig wagte ich einen Blick über den Platz, wo in 20 Metern Entfernung ein kleines Häuflein schmutziger Menschen stand. Die Arme empor gereckt johlten sie frenetisch wie nach einer gewonnen Weltmeisterschaft oder als hätten sie soeben gemeinschaftlich den Heiland ans Licht der Welt gebracht!

Der Reisebus stand immer noch da. Aber ich hatte ja „gewendet“ und stand abfahrbereit gen Heimat. Aus dem Halbdunkel erschienen meine Fahrgäste und bedankten sich für mein pünktliches erscheinen.

„Neulich hätte sich so’n Dussel hier festgefahren!“

Glücklich und dankbar winkte ich noch einmal zu meinen Anschiebern hinüber, die waren aber schon damit beschäftigt, ihren „Sieg“ mit einer Flasche Schampus zu zelebrieren. Im Wegfahren konnte ich noch sehen, wie einer den Salto vorwärts aus dem Stand versuchte. Er schaffte nur etwa 120 Grad und landete längsseits im Matsch und abermals schallt ein tosender Applaus durch das ganze Dorf.

P.S.

Passend hierzu, passiert vor genau 4 Jahren!