Ääääh?

„Hallo, Morgen früh hab ich keine Blumen!“, so der Anrufer mit sonorer Stimme in prägnantem Holländischem Slang.

„Entschuldigung, da haben sie offensichtlich falsch gewählt. Hier ist Taxi $namevonmeinembrötchengeber!“

„Nein,nein! Sie fahren Montags immer Blumen für mich. Das ist ein Routineauftrag. Morgen habe ich einen Großauftrag, den liefere ich selbst!“

Als Nacht/Spätfahrer bekomme ich einiges nicht mit, so nahm ich die Stornierung an und schrieb eine Notiz an die Zentrale und den Rest der Schicht hallte die Stimme Rudi Carells in meinem Schädel!

Fehlermeldung

Normalerweise sitze ich am Wochenende auf einem Renault Trafic. Dieser Franzose ist das Fitnessstudio unter den Kleinbussen, denn wenn die Wagen etwas mehr als 100.000 Km auf dem Buckel haben, beginnen sie sich langsam aber sicher aufzulösen. Die Lenkung geht so schwer wie bei einem 50er-Jahre Ackerschlepper mit Frontlader, die Schaltung mutiert zu einem Glücksrad und die Türen gehen so schwer auf, man hat das Gefühl im Wageninneren herrscht ein Vakuum. Besonders ätzend wird es bei voller Auslastung. Der Doppelsitz neben dem Fahrer ist eher etwas für Fliegengewichtler. Aber wie der Teufel es will, steigen immer die Breitesten vorn ein. Da ist dann Körperkontakt beim Schalten unvermeidbar. Oft fahre ich gleich auf die Autobahn, auch wenn der Weg länger ist, nur damit ich nicht so oft den Gang wechseln muß!

„Ehrlich, ich reibe nicht gern an fremden Körpern!“

Das aber nur am Rande, denn voller Begeisterung fuhr ich zum Dienst, denn ich durfte die neue Caravelle fahren. Das Ding schnurrt wie ein Kätzchen, das Doppel-Kupplungsgetriebe schaltet sanft und das Lenkrad dreht sich spielerisch.

Gleich die erste Tour ging besetzt nach Hüttenbusch. Das Finale der Erntewagen-Festivals fand statt und damit ist  die Saison der bunten Gefährte beendet.

Die Leute hatten gute Laune, ich spielte Musik vom Ballermann und die Fahrgäste waren in Stimmung. Ich ludt gerade am Ziel auf dem Parkplatz der Volksbank aus, sie sammelten noch das Geld ein, da hämmerte auch schon Jemand an meine Scheibe.

„Das wird aber auch Zeit, wir warten schon 30 Minuten. Nun mach mal hinne!“

Von einer Anschlußfahrt wusste ich noch nicht, aber die Zentrale bestätigte über Funk. Allerdings sollte es erst in einer halben Stunde zurück gehen. Wer sich da geirrt hat, kann ich nicht sagen. Jedenfalls war ich froh, gleich weiter zu können.

Die neuen Fahrgäste gerierten sich sehr unleidlich und wie bereits befürchtet, quetschten sich zwei gut gebaute Jungbauern zu mir nach vorn. Dabei fuchtelten sie ordentlich mit den Armen, und begannen sogleich im Kanon einen Festpreis, natürlich die Hälfte vom eigentlichen Preis, zu fordern. Ich hab dann nur ganz kurz gebeten wieder auszusteigen und sich ein anderes Taxi zu rufen. Mich wunderte dann zwar, das sie sofort aufgaben zu feilschen und nur noch schnell zur Disco nach Lintig wollten.

Als ich den Gang einlegte leuchtete eine Fehlermeldung auf. Die Schiebetür, welche elektrisch verriegelt, sei nicht komplett geschlossen. Ich konnte so vom Fahrersitz nichts erkennen und stieg aus, um die Sache aus der Nähe zu beäugen.

Offensichtlich hat irgendetwas verhindert, das die Tür einrastete und ich dachte, ein neuer Versuch könne nicht schaben. Dazu öffnete ich die Tür erst wieder, um sie danach erneut zu schließen.

In diesem Moment purzelten ein paar Teile aus dem Wagen, welche höchst ursächlich für den Türstau gewesen waren. Zwei schmale Männer hatten sich zwischen Sitz und Tür verkeilt und waren ohne Halt aus dem Wagen geplumpst. Dabei fiel mir auf , das auf jeder der zwei Dreier-Bänke zusätzlich noch eine junge Frau auf den Knien der Fahrgäste lag.

Jetzt leuchtete mir auch ein, warum die Typen gleich so einen Aufriss gemacht hatten. Er sollte der Ablenkung dienen, was ja auch Früchte trug.

Nun, ich zählte durch, bis nur noch acht Personen außer mir im Taxi saßen, ließ mich als „Alter Sack“ und „Arschloch“, sowie „Servicefeind“ betiteln und man würde es mir auf Facebook heimzahlen!

Ich rechnete den voraussichtlichen Fahrpreis aus und lies mir einen Betrag im Voraus geben. Sicher ist sicher! Alle waren richtig sauer auf mich, weil ich so unfair sei und nicht alle mitnehmen würde. Schließlich wäre ja noch genug Platz gewesen.

Ich entschloß mich für den Rest der Tour auf Durchzug zu schalten um meine Nerven zu schonen. Eine gute Dreiviertelstunde später war ich endlich wieder frei und atmete auf.

Zum Glück konnte ich den Rest des Abends dann nur noch normale Fahrgäste befördern!

„Leute, ich bin echt nicht empfänglich für so einen Scheiß! Ich möchte Menschen von A nach B transportieren und das ist meine Aufgabe. Und ich bin nicht reich, weil ich das Fahrgeld nicht Brutto für Netto in die Tasche stecken kann, sondern es meinem Chef schulde.“

Ach ja, das Pam Pam in Hagen wird vielleicht Ende des Jahres schließen. Das Grundstück steht für etwas über eine Million € im Internet. Das ist nicht schön für die Taxiunternehmer in unserer Gegend, denn damit fallen sicher 30% weniger Touren an Samstagen an. Aber ich persönlich weine dem keine Träne nach, denn die Besucher dort sind selten volljährig oder besitzen ein eigenes Einkommen. Das Gejammer um die Fahrpreise ist dort immer sehr gravierend. Vielleicht fahre ich dann nicht mehr so oft Bus am Wochenende, sondern einen Daimler oder Caddy.

In diesem Sinne, bis die Tage!

 

 

Nicht mal mehr Honig….

„Fahren Sie mich einfach Irgendwo hin!“

„Wie bitte? Sie müssen mir schon sagen wohin ich sie fahren soll!“

„Ist mir egal wohin! Das können sie entscheiden, ich kann dazu nichts sagen! Fahren sie hin, wo sie immer hin fahren, mir ist das vollkommen recht so!“

„Sagen sie, hat Ihnen der Zahnarzt vielleicht ein paar Spassmacher-Pillen Zuviel gegeben?“

„Welcher Arzt?

Er fährt mit der Zunge in seinem Mund herum. Guckt mich an. Runzelt die Stirn.

„Nun, HerrTaxifahrer, können wir jetzt endlich los? Sie sind doch Taxifahrer, oder woher kenne ich sie!?“

„Wohin?“

„Wohin möchten Siiie mich bringen? Ich bin schon sehr gespannt!“

Ich schaue auf den Transportschein, da steht die Adresse seines Pflegeheimes.

„Heute geht es einmal mal zum „Haus im Dorf“, dort soll es sehr schön sein. Und die Frauen dort erst!“, bemerke ich fröhlich.

„HerrTaxifahrer, HerrTaxifahrer! Sie sind mir ja so einer!“

„Wo sind denn die Frauen nochmal?“

Demenz ist doof!

Rrrrriiiiiisikooooo!

Irgendwie bewundere ich den Mut der Postbotin, ohne Vorwarnung respektive Blinker oder Handzeichen voll Karacho knapp vor mir auf die Hauptstraße zu preschen, um der Welt die wichtigsten Neuigkeiten oder Schnäppchen von der Amazone zu liefern.

Allerdings frage ich mich, ob ihr dabei bewusst ist, das ihr anthrazit-metallic farbener Leih-Caddy nicht unbedingt an das gewohnt gelbe Wägelchen ihres Arbeitgebers erinnert, das quasi von Haus aus von Jedermann als gefährliches Fahrzeug erkannt werden kann!?

Wenigstens bedankte sie sich, das ich bremste und knapp vor ihrer Fahrertür zum stehen kam.

Freunde

Fahrgäste sind nicht immer nur verwirrte oder besoffene Trottel. Jedoch…., wer möchte jeden Tag eine Geschichte ohne den gewissen Kick lesen, ohne schauderliche Absonderheiten und Fetische!?

Deshalb schreibe ich hier sehr oft von den vom Alkohol oder Kleingeist gequälten Gestalten des Cuxlandes und nicht von Hein Musterfahrgast von der Waterkant.

Zum Glück gibt es ja auch die andere Seite, die Superfahrgäste, solche, mit denen man streiten kann ohne sein Gesicht zu verlieren wenn es um Politik in nah und fern geht, mit denen man Weltanschauungsmässig auf einer Spur liegt. Solche die man gern als Freund hätte.

Davon habe ich regelmäßig welche, die oft in der tiefsten Nacht, ob es stürmt oder schneit, Sonnenschein in mein 2×2 Meter großes Refugium bringen!

Viel mehr gibt es da nicht zu sagen. Sie vermitteln das Gefühl einen guten Job zu machen und respektieren uns.

Gern erinnere ich mich an Herrn T., der hat sich immer notiert was wir geredet haben und recherchierte bis zur nächsten Tour, damit wir immer auf dem aktuellen Stand sind!

Vielen Dank an euch alle, die mir meine Arbeit so versüssen!

1.1.19

„Wie? Sie haben keinen freien Wagen!?“

„Wir haben sehr viel zu tun!“

„Ich bin mit deinem Chef befreundet, seit vielen Jahren!“

„Oh! Cheffe‘ s Freunde sind auch meine Freunde!“

„Bekomme ich nun mein Taxi?“

„Nein, wie ich schon sagte….“

Bild

GR!

#gutenrutsch #vielglück #bisnächstesjahr

HEILIGABEND IM CUXLAND

Liebe Leser, Liebe Kollegen, Liebe Fahrgäste!

Vielleicht benötigt ihr an diesem Abend ein Taxi!? Falls ihr warten müsst, habe ich dieses Gedicht* für euch zum Zeitvertreib geschrieben:

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Es rauscht der Wind in Neuenwalde
durch die kühle, graue Flur
und ein jeder hofft – schon balde,
find er des Taxifahrers Spur.

Ach, wann wird er endlich kommen,
wo bleibt denn dieser Taxler nur?
Die Menschen blicken teils benommen
von Straß‘ zu Straß‘, von Spur zu Spur.

In den Blicken heißes Sehnen,
Fragen, wird er uns mitnehmen?
Und mancher tut schon mal erwähn‘:
“Ich hab schon mal ein Taxi geseh´n”.

Langsam neigt der Tag sich nieder,
die Heil’ge Nacht, sie steigt herauf,
als ein leises Klackern, immer wieder;
zeugt von des Diesels frommem Lauf.

Da, aus dunstigem Gefilde
erscheint wie eine Nebelmacht,
ein elf´beinfarbiges Gebilde;
auf dem Dach die Fackel lacht.

Kundenblicke werden helle
die Gesichter sind verzückt,
als der Fahrer an der Schwelle,
tritt in ihren Sehnsuchtsblick.

Du guter alter Taximann,
Du Freund der Menschen nah und fern,
fahr uns schnell nach Hause hin,
wir alle haben Dich so gern.

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Ich wünsche euch besinnliche Festtage und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

*Frei von HerrTaxifahrer,

nach einem unbekannten Verfasser