Hier bei uns wurden die Uhren, im Gegensatz zum Rest der Republik, aus Protest im Voraus ganze 6 Stunden zurückgestellt.
Beweis ist diese Polizeimeldung von Gestern (Mittag ) gegen 18:00!
Ich stehe hier an der Haltestelle Carsten-Börger-Straße, unserer nördlichsten Linie.
In Sichtweite befindet sich ein Waschplatz, Einer kümmert sich offensichtlich mit viel Sorgfalt um den Teint seines Babys!
Der Mann hatte sein Autolein schon von grobem Schmutz befreit als ich noch nicht hier war. Er erweckte erst meine Neugier, als er, nicht wie alle Anderen, einfach das Wasser durch den Fahrtwind abtrocknen ließ, sondern mittels eigens dafür in einer Kiste mitgebrachte plüschige Tücher in rhytmische Wellenbewegungen versetzte, so wie es ein Derwisch macht, wenn er die zuerst sein Kleid zu sein scheinenden bunten Stoffstücke so schnell um sich herum wirbeln lässt, bis die sich in einem farbigen Inferno über ihm auftürmen.
Genau so gut hätten die Bewegungen auch dem spontanen Balletttanze eines virtuosen Pizzateigschleuderers abgeschaut sein können. Mal mit der Rechten, bald mit der Linken, schob er die feinen Tuche über den Lack, sein Ergebnis ständig kontrollierend, mit seitwärts geneigtem Kopf gegen die Sonne schauend, Umrisse von Rückständen beäugend und beurteilend, wegwischend.
Positionswechsel. Das Dach erreicht er trotz kleiner Statur sehr gut, die als Podest entfremdete, umgedrehte Wasserkiste ist ihm nützlich. Er setzt sie so geschickt und geschwind um, als würde er nichts anderes den ganzen lieben Tag unternehmen!
Er poliert. Er sprüht wohl Wachs auf.Aus einer speziellen Flasche. Sie funktioniert nicht gut, er scheint das zu kennen und betätigt zwischendurch oft den Pumphebel, bis endlich ein gleichmäßiger Nebel heraus prustet.
Er ist fertig. Umrundet sein Wägelchen wie einst der Preußenkönig Fritz seine langen Kerls! Beide sind über die Maßen mit ihrem Werk zufrieden, sie haben sich soeben frisch verliebt!
Mein Fahrgast kommt, ich verlasse diesen blitzsauberen Ort.
21:00 Gleich die erste Tour an diesem Abend lies einen kleinen Vorgeschmack erkennen, wohin der „Oster“Hase läuft!
Für die ca. 2 Kilometer bis zum Osterfeuer waren 14,20 Öcken fällig. Die Freude beim Bezahlen ließen sie direkt an mir aus. „Halsabschneider“ war eine der kleineren Beleidigungen.
Unsere Taxiordnung schreibt diesen Preis vor. € 5 Start/Anfahrts- Gebühr zuzüglich € 5 Zuschlag weil mehr als 4 Personen mitfuhren und € 2,10 je Kilometer.
Wirkt sich bei Kurzstrecken eben aus. Ich rate jedem, welcher diesen Luxus nicht ohne meckern genießen kann, sich per Pedes auf den Weg zu machen, statt so einen zart besaiteten Taxifahrer wie mich runterzumachen! *schnief*
Hoffe, das ich zwischendurch ein paar „normale“ Kunden abbekomme, für die Seele! Ihr werdet es noch diese Nacht erfahren. Schaut wieder rein!
23:40 Vom Bahnhof zum Osterfeuer. Sie kommen mit dem Zug aus Bremen und pinkeln nebeneinander stehend auf den blanken Asphalt. Das prasselt richtig, wisst ihr Bescheid!? Das ist so ekelig und nur besoffen zu ertragen. Ich schaue mich um. Kein Alkohol weit und Breit!
Ich werde das ohne ertragen müssen.
Beim Zwischenstopp an der Volksbank das gleiche Spiel. Kollektives Blasenentleeren vorm Geldautomat.
Beim Kassieren achte ich darauf, keine Hände zu berühren! Ich erhalte nur Scheine, von einem der offensichtlich trockene Flossen hat. Was ein Glück.
01:20 Die 2 letzten Fahrgäste entsprachen meinem Ideal!
Hinsetzen-Begrüßen-Ziel ansagen-zufrieden Grunzen, Tiefschlaf-Wecken-Grunzen-Dumm dreinschauen wie man so schnell zu Hause sein kann-Zahlen-Faires Trinkgeld geben-höflich verabschieden-gegenseitig ewiges Leben wünschen 🙂
03:20 Die letzte Stunde ging schnell herum! Der Fahrgast eben meinte, das € 2,10 wohl schon fürstlich genug für eine Fahrt durchs Dorf währen! Es gelang mir, mit Engelszungen, statt der geforderten €7,50 sogar einen Zehner zu erhalten.
07:20 Ging doch etwas länger. Die Fahrgäste waren soweit erträglich. Allein die letzte Truppe wollte mich noch ärgern!
„Das macht 67,50, bitte!“
„Hier!“
Eine junge Frau drückte mir € 80 in die Hand. Noch bevor ich auf den Irrtum hinweisen könnte, blökt ihr Freund:
„Jetzt gib mal Rabatt, wir mussten schließlich warten!“
Ich zögerte nicht und reichte den Zehner nach Hinten.
„Nein, nein, ist gut, war nicht so gemeint!, rief das Mädel!“
Ich bedankte mich höflich, mein Herz war rein und ich brauste zurück zur Zentrale.
In Altwistedt gab es einen schönen Sonnenaufgang, mehr werden wir Heute nicht mehr von ihr zu sehen bekommen.
Frohe Ostern!
Er braucht regelmäßig Nachschub. Meistens immer sehr dringend, wegen des zu erwartenden Besuches, zwecks Party.
Leider kommt immer keiner, so muss er alleine saufen. Da kommt immer einiges zusammen, er wohnt schließlich in einem Dorf in ca. € 31,00 Entfernung, incl. Einkaufszeit.
Während des Einkaufs wurde mein Taxi beschädigt, das Start/Stop funktionierte nicht mehr, auch zwei Birnen waren durchgebrannt!
Das Überwachungssystem des Supermarktes förderte folgendes zu Tage:
Vor einiger Zeit hatte ich den Reibungskoeffizienten eines Golfrasens im Winter falsch berechnet!
Gestern konnte ich diesbezüglich mein Karma wieder ausgleichen, indem ich unserer Postbotin selbstlos aus dem Schlammassel half! Leider ist mein Rasen jetzt demoliert und 2-3 Frühblüher sind geschreddert worden. Aber ich hatte es wohl nicht anders verdient…
„Nehmen sie die $linie#?? Bis zur Endstation!“, so der freundliche Informant am Bremer Hauptbahnhof zu meinem Fahrgast.
Pedro wollte ursprünglich nach Gröpelingen, hatte aber nicht richtig zugehört und war statt in die Straßenbahn in den Bus gestiegen, gut 30 Kilometer vom Kurs abgekommen und freundlich ein befristetes Asyl beim lokalen „Griechen“ erhalten.
Für den Rückweg benötigt er jetzt meine, und die Dienste der Nord-West Bahn, da Busse hier nach 20:00 nicht mehr verkehren.
Der Chilenische Student erkundigte sich, ob sein Geld reiche. *hellhörigwerd*
Er winkte mit einem Hunderter! *pulswiedernormal*
Bei € 27,50 waren wir schon in Stubben und sein Zug würde in Kürze einlaufen.
„Auf keinen Fall mehr als 6 Stationen fahren, sonst wird es spät heute Nacht!“, rief ich ihm nach.
Buenas Noches!
Die Fahrt lief vollkommen unkonzipliert ab. Sie wartete an der Sammeltaxi-Haltestelle und als sie mein Taxischild identifizierte stieg sie ein.
An der Zieladresse trug ich Personenzahl (1), Fahrpreis für den Fahrgast und die Anzeige des Taxameters in den Fahrauftrag ein. Dazu benötige ich die Mitarbeit des Fahrgastes.
„Haben sie eine Monatskarte oder ein Zeitticket? Dann wird es günstiger!“, blickte ich die fragend an.
„Hab ’ne Monatskarte!“, sagte sie, während sie den Kartenumschlag des hiesigen Verkehrsverbundes kurz aus dem Geldscheinfach ihrer Börse liftete und gleich wieder verstaute.
Etwas zu professionell! Für mich jedenfalls. Wer wirklich eine Karte hat, sagt es meistens einfach und dabei bleibt es. Oder sie holen den Ausweis heraus und klappen ihn auf, damit ich nach dem Datum schauen kann.
„Ääh, bitte, ich hab in der Schnelle nicht kontrollieren können. Zeigen Sie mir bitte die Jarte noch einmal!“
„HIER!“ Deutlich ungehalten wuselte sie das Teil hervor und hielt es hoch. Klar, soweit weg, das ichMaulwurf nichts erkennen kann!
„Schulligung, ich muss das aus der Nähe beäugen!“, zog ich die Karte sie am Arm fassend näher zu mir herüber. Der Fahrausweis war im Januar abgelaufen! Bingo!
Jetzt folgte, was jeder Kontrolleur und auch Politesse täglich auf sich wirken lassen müssen.
Karte im anderen Portemonnaie, noch nicht ausgetauscht (am 15. ,hehe), Irrtum , Kollegen machen das auch so, ich wäre doch immer so freundlich, bezahle ich nicht, ich beschwere mich über sie,ich wäre ein gnadenloses Arschloch.
Auf so etwas habe ich grundsätzlich keinen Bock und verlangte den vollen Preis, nicht ohne ihr mitzuteilen, das ich meine Kollegen vorwarnen würde!
Mir geht es nicht um die paar Öcken, denn die Differenz zwischen Taxameterpreis und Fahrpreis des Sammeltaxi trägt die Allgemeinheit. Aber das ist der Knackpunkt. Sie bestiehlt in diesem Fall nicht das Taxiunternehmen, sondern uns alle und wer mir etwas klaut…wehe dem :-).
Ich muss noch 3 Stunden, es beginnt gerade zu frieren. Ich hab zwar gern, wenn Alles glatt geht, aber nicht so😏
Fall gelöst, schönen Tag noch.
Heute erfuhr ich, das ein lieber Ex-Kollege seine letzte Tour angetreten hat und grüße ihn von hier aus dem Taxi:
Lieber Günter,
ich danke dir für all die wertvollen Tipps, die du mir als Frischling damals mit auf den Weg gegeben hast. Du warst immer für alle Kollegen ein Vorbild! Ich habe deine stoische Ruhe bewundert, mit der du nach einer nervenaufreibenden Nachtschicht am Morgen danach zusammen mit uns im Büro saßt und die Umsätze verglichen hast.
Du warst meistens der Beste. Als ich dich das erste Mal übertrumpft hatte, wärst du am liebsten noch einmal raus gefahren, um die fehlende Summe reinzuholen. Das hat mich angespornt, immer besser zu werden, nur um den leisen Zorn in deinem Gesicht zu sehen und um anschließend bei einem gemeinsamen Kaffee die Schicht nachzuerzählen und über die Erlebnisse zu lachen.
Auch werde ich dein Faible für moderne Technik gern in Erinnerung behalten!
Lieber Günter… jetzt hast du mich zum ersten Mal traurig gemacht.
Hoffentlich haben sie dort im Himmel einen guten Wagen mit Stern für dich, vielleicht den L 995, den bist du immer so gern gefahren. Deine geliebten Kreuzworträtsel soll es dort auch geben, also wenn du dafür noch Zeit hast!?
Weiterhin Gute Fahrt,
Andreas