1. Akt
Gelegentlich stelle ich mich in Loxstedt am Bahnhof in den Schatten, um etwas auszuruhen.
Dabei kann ich sehr gut den Blick schweifen lassen und die Pendler beobachten, wie sie sich in ihrem natürlichen Lebensraum verhalten.
Zwei sehr junge Damen zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Nicht etwa wegen ihrer Fraulichkeit, sondern während der Anbahnung einer geschäftlichen Transaktion.
2. Akt
Sie gingen gaaaaaanz unauffällig vor dem hiesigen Kondomautomaten auf und ab. Mein geschulter Blick erkannte sofort das schüchterne Interesse der Damen an dem Angebot der über den Ausgabetasten angebrachten Bildern.
Mehrere verstohlene Blicke waren nötig, um die Auswahl zwischen zwei Produkten zu treffen. Sie zogen sich zur Beratung einige Schritte zurück, schauten sich um, ob sie unbeobachtet seien und warfen dann ungeschickt Münzen in den Apparatismus.
Nun folgten einige nicht erfolgreiche Versuche mittels Ziehen an der Ausgabe, Fingern im Ausgabeschacht, hämmern an verschiedenen Bauteilen und verzweifeltem Drücken der Geldrückgabetaste ohne Ergebnis
Selbstverständlich keimte in mir der Wunsch, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Ich bin ziemlich leicht genervt, wenn ich bei solchen Unterfangen nicht einfach so eingreifen kann, bevor meine Hilfe nicht angefordert wird. Aber die hilflosen Versuche taten ihr Übriges.
3. Akt
Erst als ich dem Wagen entstieg erhielten sie Kenntnis vonnneiner Gegenwart und wollten peinlich berührt den Tatort verlassen.
Ich rufe ihnen zu, ich sei Aufgeklärt und wisse was da vor sich ginge. Sie sollen bleiben!
„Was ist passiert?“
„4,00 € hat der Automat geschluckt!“
Ich unterzog den Kasten einer visuellen Diagnose, stellte fest bzw. nahm an, das eine der Auswurftasten nicht komplett durchgedrückt war. Ein kleiner Stupps mit dem durchgedrückten Zeigefinger und schon plumpste eine Packung verschieden farbiger Kondome heraus.
Leise kichernd verließen sie den Schauplatz, nicht ohne mir durch ein kurzes Nicken zu danken.
Hach, in 45 Jahren hat sich die Technik dieser Dinger nicht geändert! 🙂