¡Manos Arriba!

Kumpel von Sonne, wo macht Nachtschicht, war gerade eben am Himmel erschienen. Ich saß in einem unserer Aufenthaltsräume, als mich ein Auftrag erreichte.

Ich sattelte meinen 9-Sitzer und bog von unserem Parkplatz nach links Richtung Norden ab. Nach 50m erschien am linken Fahrbahnrand eine Person, winkte und lief weiter bis auf meine Spur. Ich musste schon stark bremsen, um eine Kollision zu vermeiden.

Da ich nicht hören konnte, was mir der Gegenüber vermitteln wollte konzentrierte ich mich, anhand der Mimik seines Gesichtes heraus zu bekommen, was sein begehr sei.

Oo, die freie Sicht wurde mir versperrt, denn Zwischen Subjekt und Frontscheibe schob sich eine Pistole. Die nächste Sekunde verbrachte ich damit, zu berechnen, welches Kaliber die Kanone vorzuweisen hatte. Bevor ich mich für KK oder Luftpistole entscheiden konnte , ließ ich den Motor aufheulen und die Kupplung springen!

Meine Gedanken drehten sich nur um die Entscheidung, wer zuerst fällt, er oder ich.

„Mäh ihn nieder!“, schallte es aus sämtlichen Nervenbahnen und ich gab Gas.

Der Typ wankte ob meines 2,5 Tonnen Geschosses, fing er sich sogleich wieder und während ich noch einmal freundlich im Vorbeifahren Grüßte, hieb er Nebenherlaufend ohne Erfolg auf meine Seitenscheibe ein. Ich nahm Deckung, als ob ich mit 100 Klamotten unter tief hängenden Ästen hindurch fahren müsste. Ich hatte ja keinen Helm auf.

Jetzt nur noch an die Bürgerpflicht denken, damit du nicht wie ein Depp da stehst, wenn der Polizist fragt:“ Könne sie den Beschreiben? “

Was ich mir merken konnte:  Männlich, 18-25 Jahre alt, Kaputzenshirt in hellem türkis, weiße Turntreter. Bei der Bewaffnung bin ich mir bis Heute nicht sicher. Ich schaute in kleines, schwarzes Löchlein am Ende eines Rohres mit praktischem Haltegriff. Mein „RAM“ war ansonsten schon wieder formatiert um weitere Maßnahmen einzuleiten.

Ich alarmierte die Zentrale und Kollegen über Funk, bog nach 200m ab und versteckte mich hinter einem Sichtschutz.

„Jetzt ist er bei mir!“, hören ich meinen Kollegen N.Guter aus dem Lautsprecher.

„Wo?“, schrie ich ihm zu zurück.

“ Bahnhofstraße hinter der Kirche!“

Die zweite Portion Adrenalin ließ meine Schläfen anschwellen, mein ganzer Körper war auf Angriff programmiert, der Jagdinstinkt geweckt.

“ Muuussss N. helfen…..Muuussss N. helfen“ dröhnte es in meinem Schädel und ich fuhr dorthin, wo mein Kollege in Bedrängnis war.

Toller Wagen, dieser Trafic, nimmt jede Lenkbewegung sofort an und bringt sie auf die Straße. Ich sehe vor mir das Taxi und  den Freak. Ich blende auf, Hupe, werfe mich ins Geschehen. Der Räuber läuft endlich davon, springt über die Kirchenmauer und ist weg.

Kurzes aufatmen, wie geht es N.? Alles war Gut, keiner hat etwas abbekommen.

Mein Iphone meldet sich. Es ist die Polizeistation Schiffdorf. Die nötigsten Schilderungen werden abgefragt, bestätigt, das schon mehrere Wagen unterwegs zum Tatort wären.

Nach kurzer Zeit fand uns der erste Streifenwagen und wir bezeugten noch einmal das erlebte.

Ein Polizeitransporter traf ein. Die Türen öffneten sich. Ich erkannte einen Deutschen Schäferhund und fühlte mich jetzt erst mal wieder in Sicherheit und umsorgt. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Körper breit. Wir wurden ernst genommen, uns wurde geholfen.

Die Hundestreife machte sich sofort auf, die Fährte aufzuspüren und zu verfolgen und verschwand im Dunkeln zwischen den Gräbern des Friedhofes.

Wir besprachen noch mit den Polizisten, wie wir uns jetzt weiter verhalten sollen und verabschiedeten uns erst einmal.

Zurück in unserem Ruheraum gab es jetzt einen schönen heissen Kaffee. Es wurde eine kurze Manöverkritik abgehalten, bevor wir uns wieder auf die Straßen unseres beschaulichen Pflicht-Fahrgebietes begaben.

P.S.: Es dauerte ein paar Monate, bis ich endlich wieder ohne Angst in diesem Ort sein konnte. Bei den ersten Winkern am Straßenrand hatte ich immer wieder ein mulmiges Gefühl. Zum Glück hat die Zeit nun die seelischen Wunden geheilt. Den Täter hat man leider nicht gefasst, Verdächtige wurden zwar verhört, aber ohne Ergebnis. Das Verfahren wurde eingestellt.

 

Fahr erst mal los!

An einem schönen lauen Mittwoch Abend wurde ich zur $Bundesstrasse, Hausnummersoundso gerufen. Ein Mann mittleren alters stieg zu und es soll nach Bremerhaven gehen. Grobe Richtung Kiez. Auf der Hafenstaße angekommen erhielt ich ein paar „Hier Rechts-Hier Links“ Anweisungen und ein  „Hier bitte am Straßenrand anhalten und warten, es geht gleich noch weiter“.

Ich schaute meinem Begleiter hinterher. Er ging zu einem Haus mit einem großen, geschlossenen Holztor und schlug mit der Faust  einige Male gegen dieses und schaute nach Oben. Im ersten Stock wurde eine Werder-Fahne aus dem Fenster geschwungen. Mein Fahrgast wechselte nun die Straßenseite und und verschwand in einer Haustür.

Nach 5 Minuten kam er schnellen Schrittes zurück und nahm wieder bei mir Platz.

„Wo geht es jetzt hin?“ stellte ich die wichtigste Frage in unserem Gewerbe.

„Fahr erst mal los!“ bekam ich zurück.

“ Äh rechts oder links rum ?“

„Fahr erst mal, ist egal“

Ich biege hier und da mal ab, und neben mir wird im Handy das Adressbuch durchsucht, eine Nummer gewählt. Keiner geht ran. Neue Suche, neuer Anruf, es geht Jemand dran.

„Ey Alter, haste was da? Ich bin in 5 Minuten bei dir. Waaaas, in einer Viertelstunde soll ich erst kommen?, nein kannste vergessen und aufgelegt. Wieder Kontaktsuche im Dingens.“

“ HerrFahrgast, soll ich nicht eben anhalten, bis sie das Fahrziel wissen?“

“ HerrTaxifahrer, wie oft soll ich es noch sagen, fahr einfach irgendwo hin !!!“

Ööööhem, endlich eine klare Ansage. Ich dachte mir, fahr mal Richtung „Alte Bürger“. In der Straße gibt es viele Kneipen und vielleicht will will der da ja hin. Ich fand es schon mal Gut, das reichlich Leute unterwegs waren, um mir ggf. zu helfen.

“ Bist du jetzt da?“ schreit mein Beisitzer ins Mikrofon. „Was immer noch 10 Minuten?, du kannst mich mal!“

„Fahr mich wieder zurück nach Hause, ich hab keinen Bock mehr.“

Na Prima, wollte ich doch an der nächsten Kreuzung auf die Autobahn gen Paris abbiegen. Also wieder Richtung Ausgangspunkt gesteuert.

Neben mir knistert es. Ein kleines Päckchen wird geöffnet.

„Haste mal nen Blatt Papier für mich?“

Ich schau in meine Mappe und reisse eine leere Seite aus meinem Fahrtenbuch.

“ Hier, bitte sehr, die Rückseite ist nicht bedruckt. Brauchen sie auch einen Kuli?“

“ Ach was, geht auch ohne!“

Er halbiert das Papier auf DIN A5 und faltet eine Hälfte. Die andere teilt er wieder und formt ein Röllchen. Oho, mir schwant etwas. Mit geschickter Routine misst er ein Quantum aus dem Päckchen ab und verteilt es in der Ritze des vorher geknickten Papers. Ohne auf mich zu achten, schnieft er da so ein Pülverchen ins Resthirn, lehnt seinen Kopf zurück, als hätte er Nasenbluten. Rubbelt dann kurz sein Riechorgan und schaut erfrischt und zufrieden drein. Jetzt räumt er auf. Röllchen ins Tütchen, Tütchen ins Päckchen und nur noch fein mein Formular in der Luft gewedelt und drüber geblasen.

Meine Nase wurde auf einmal so trocken. Uh. Hab ich eine Prise abbekommen? Ich bin mir nicht sicher. Mein Zinken schloss sich. Langsam  glaubte ich wirklich, eine gute Dröhnung inhaliert zu haben. Fenster auf und Frischluft tanken half etwas.

Da mir der Geselle nun nur noch auf den Geist ging, fragte ich nicht nach, sondern wollte ihn nur noch schnellstens wieder loswerden. Am Startpunkt angekommen  fix abkassiert, lustigen Abend gewünscht und das Weite gesucht.

Die Nase fühlt sich wieder besser an, der Flüssigkeitshaushalt hat sich anscheinend von selbst reguliert. Ich reisse alle Fenster bei voller Fahrt auf, in der Hoffnung, auch das letzte klitzekleine Staubteilchen würde vom Winde verweht.

Fragen an euch Leser:

  1. Bin ich jetzt süchtig?
  2. Bin ich ein Drogenkurier 🙁 ?
  3. Habt ihr auch schon mal „passiv“ geschnieft?

Warte bis Heute auf Entzugserscheinungen. Oder war meine Einbildung einfach nur so stark?

Hiiiiiiilllllfeeeeeeeeee !

„Möchteste was zu Trinken so lange ?“

Als ich das Lokal nach meinen Mitfahrern durchforstete, fand ich nur noch ein paar People am Stammtisch sitzend an. Eine lockere Plauderei mit dem Wirt war in vollem Gang, die Becher gerade frisch gefüllt.

„So ein Murks, rennste jetzt raus und schmeißt die „Uhr“ an ?“, dachte ich. Meine Aktion wurde sofort gestoppt.

„Wo willsten hin, setz dich, die Herren trinken nur noch aus. Können wir dir was Gutes tun solange? Wie wärs mit einem Cappucino?“, kam vom Wirt.

Eigentlich nicht sehr produktiv, so eine Kaffeepause, aber da gerade kein Streß angesagt war, nahm ich das Angebot an. Ich setzte mich zu der Runde an den Tisch. Kurz darauf bekam ich meinen Cappuccino. Zwei Löffel Zucker rein, vorsichtig um gerührt und angesetzt. Nachdem die ersten Milliliter meine Zunge passiert und den Gaumen geschmeichelt hatten, ergab die Auswertung der geballten Sinne ein widersprüchliches Bild.

Die Augen sahen einen feinen braunen Trunk, perfekt zubereitet mit einer De’Longhi. Mein geballten Geschmackssensoren betätigten aber übereinstimmend Säure, mit leichtem Teint von Kaffeesatz. Ich lächelte verzweifelt, um das bemerkte durch eine B-Probe zu überprüfen und setzte erneut an, nicht ohne mich vorher mit einem weiteren Löffel Zucker zu versichern. Baaaaaam, immer noch scheußlich, jetzt hatte ich das Zeug auch in der Speiseröhre und die empfand die Flüssigkeit als abstoßend und ich musste erstmal husten. Durch meine Äußerungen und die Grimassen zog ich die Aufmerksamkeit der kompletten Tischgemeinde auf mich.

„Was ist denn los, ist was nicht in Ordnung mit dir?“

„Entschuldigung, mir geht es Gut, aber irgendetwas stimmt mit meinem Cappuccino nicht, ist die Milch vielleicht sauer?“

Der Wirt zieht mir die Tasse weg, nimmt Sichtkontakt mit der Oberfläche auf, runzelt die Stirn, rührt um. Schnuppert. Stellt nichts fest. Geht zum Tresen.

„Ich mach dir mal nen Neuen. Hmmm, Milch ist OK. Temperatur OK. Espressobohnen OK. Ääh, wasn das fürn Schlauch, der gehört doch in die Milch. Fraaaauuuuuuuuuuuu, du mußt mir doch sagen, wenn du anfängst aufzuräumen!“ An mich gewandt: “ Das ist vollkommen ungefährlich“, liest er von der Verpackung der kleinen Reinigungs -Tabs ab. “ Alles rein Biologisch“, versichert er mir.

Auf die Offerte, einen Weiteren zu nehmen verzichte ich Dankend, begehrte aber ein Kaugummi, welches mir bewilligt wird.

Boah, der Geschmack ist weg, aber die Erinnerung daran läßt mich nun jedes Mal verzichten, in vergleichbaren Situationen.

 

Auf der Reeperbahn Nachts um halb eins dumdidum….

„Fahr mal Richtung $dorfbeibeverstedt, Daten schick ich dir gleich“, dröhnt es aus meinem Funklautsprecher.

Kurz darauf erscheinen auf meinem MDA die Abholdresse und Fahrtziel. 4 Personen ohne Gepäck zum Bahnhof nach Geestenseth. Um 21:00 sollte ich dort sein.

Am Straßenrand erwartete mich schon einer der Fahrgäste. „Die andern kommen gleich, der Zug fährt erst um 20:30, das schaffen wir locker“, frohlockte der in die Jahre gekommene Rocker.

„Äääh, es ist schon 9 !“, plapperte ich einfach so drauf los.

„Wie, wieso isn das schon so spät ?“, sieht er mich fragend an. Ich vergleiche noch einmal sämtliche Chronometer (Tacho, Radio, IPhone,Turmuhr, Kiosk), es half nichts, es war 9 Uhr.

Nun wurde sich versammelt und überlegt was zu tun ist. In Geestenseth fährt später an diesem Tag kein Zug mehr ab Richtung Hamburg. Man könnte über Bremen fahren, aber das kostet extra, weil die Tickets nur für die geplante Strecke galten. Und das dauert ja ewig, bis wir endlich wieder in Hamburg sind. Dann endlich die erlösende Frage an HerrnTaxifahrer:

„Ey, Alter was nimmste bis zur Reeperbahn?“

Ich warf mein NÜVI an, tippte die Reeperbahn ein, kurze Strecke über die Dörfer. 110 Kilometer waren zu berechnen. Da wir im Landkreis Preis gebunden sind, waren höchstens 190,00 € fällig. Weniger wäre möglich, aber schlecht für meinen Chef.

“ HerrFahrgast, ich würden sie für 190 kutschieren!“

„Machste 160, OK“

“ Nee, darf ich nicht, gehört zur Philosophie bei uns !

“ Stell dich nicht so an, mach 170,00 und laß die Uhr aus!“

Diese Prozedur erlebe ich mehrfach wöchentlich, aber bei diesen langen Strecken bleibt kein Gewinn über, es steht ja fest, das die Rückfahrt zu 99,99 % leer sein wird.

Die 4 versuchen eine neue Taktik. Sie steigen erst mal ein und machen es sich bequem.

„Komm, gib Gas, für 180 kannste uns gern fahren.“

“ Jetzt fahren wir erst mal schnell zur nächsten Bank und holen Geld, falls ihr nicht genug habt und dann fahre ich euch für 190.“

“ Glaubste wir sind Pleite oder was. Hier, da sind 190,00 €, nun aber los!“

Puh, endlich war der formelle Part erledigt ich nahm die Patte und lenkte Richtung Nordosten.

Die Angelegenheit mit der Bezahlung war schnell vergessen und so wurden erst mal die Zwischenstopps geplant. Es sollte eine Pinkelpause geben und einen Tankstellenhalt, um die Biervorräte aufzufüllen.

Tja, die erste von 3 PP war schon nach 20km fällig. Lag aber auch an dem Jieper nach der nächsten Fluppe. Im Taxi wird ja nicht mehr geraucht.

Es stellte sich heraus, das meine Jungs ( 35-60 Jahre) richtige Hardcore-Fans des FC St. Pauli sind, sie wohnen quasi im Stadion. Es wurde gesungen, laut und rau! Nach der Hälfte der Strecke konnte ich mich schon einreihen, und einen Kanon nach dem anderen zelebrieren.

Wie bereits erwähnt, erwecken maritime Details schon mal Urlaubsgefühle bei mir, wenn auch nur kurz. Und kurz vor dem Elbtunnel war es dann wieder soweit. Ein romantischer Sonnenuntergang im Hafen.IMG_1555Weiter durch den Tunnel und dann hart Rechts ging es weiter zur Wonnemeile.

IMG_1571Ein wenig mulmig war mir, als wir durch die verschiedenen Gassen fuhren. Überall so komische Hinweise auf verbotene Durchfahrt und so. Darauf angesprochen sagte der Leader of the Gang zu mir, das wäre normal, auswärtige Taxen hätten Welpenschutz, außerdem wären sie ja auch dabei und würden zu Not alles regeln. Die motzenden Türsteher blendete ich jetzt vorsorglich aus.

Großes „Haaallloooo“ an der Stammkneipe und Verabschiedung von Herrntaxifahrer, nicht ohne mir noch einen 10er zuzustecken, für die unfallfreie Reise.

“ Huhu, bitte wie komm ich hier wieder raus?“

„Mach dir kein Kopf, hier, der Opa ist eh fertig. Nimm ihn mit bis zur nächsten S-Bahn und schon bist du wieder auf freier Strecke.“

Ich winke noch mal, Opa geleitet mich von der großen Freiheit in die Freiheit und schon gehts wieder Richtung Heimat.

War ein schöner Kurzurlaub mit netten Leuten.

Sie haben Post

Will gerade mein privates Autochen anwerfen, da lenkt sich mein Blick auf den Briefkasten. Uff, Behördenpost, mein Name steht drauf.

Riiitsch, Raaaaatsch, aufgerissen und angelesen. Taxi ohne Parkscheibe hingestellt. WTF

Nochmal genau hingesehen. Juhu, ich kann das nicht gewesen sein. Fange immer frühestens um 14:00 an und das Ticket war für 13:31 ausgestellt.

Mail an Frau B. Ußgeldtante geschickt und aufgeklärt. Mal sehen, ob mein Bescheid ohne irgendwelchen frustrierenden Amtsschimmel  abgewickelt wird.

Nicht, das ich niemals korrekt „abgezettelt“ wurde, aber soooo nicht.

Sie ist Müde! Gut so.

Zur Zeit bin ich nur Abends und Nachts unterwegs. Aber zu Beginn meiner Taxilaufbahn waren auch eine Tagschichten zu absolvieren. Ganz abgesehen davon, das ich vorm Aufwachen schon im Taxi sitzen musste (5:00 oder manchmal schon früher Dienstbeginn) ist Taxifahren im Hellen auf vielfältige Weise eine Qual.

  1. Da sind so viele andere Idioten unterwegs, die auch Irgendwo hin wollen.
  2. Sämtliche Ampeln leuchten in ihrer Pracht, meistens natürlich Rot!
  3. Die Wegelagerer lauern an jeder Ecke. Wichtige Kontrollen durch Staatsorgane finden vermehrt statt, es werden Fotos beim Vorbeifahren gemacht.

Am Schlimmsten aber ist, was Fahrgäste manchmal absondern. Rein Gesprächstechnisch meine ich jetzt erst mal. Letztens hat uns der Chef ein Seminar gesponsert. Kommunikation stand an der Tafel, ein Unterpunkt war Smalltalk. Die nette Lehrerin  Unternehmensberaterin analysierte mit uns in einem Brainstorming welche Themen unbedingt im Taxi abgehandelt werden müssen und welche geflissentlich abgewürgt werden sollen.

Aber leider waren bei dieser Schulung nur TaxifahrerInnen anwesend, keine Fahrgäste. Nach den ersten 2 Wochen im Tagesmodus war ich mit den Nerven am Ende. Ich fühlte mich schlapp, jedes Zwicken oder Drücken im Brustraum oder am Bauch ließ meinen Puls beschleunigen und verschlimmerte die Kontraktionen nur noch mehr.Eine schwere Hypochondrie bahnte sich an.

Was war passiert? Hier für Heute ein Beispiel:

Tagsüber chauffieren wir die meisten unserer Kunden zum Arzt, Krankenhaus oder Physiotherapie und wieder nach Haus. Wir fahren also kranke Menschen durch die Gegend. Ich habe zu Anfang immer richtig mitgelitten, weil ja die Taxikunden einem HerrnTaxifahrer alles erzählen können, denn der hat ja Schweigepflicht und ist ja auch gleich noch ein Gratis-Psycho-Zuhörer zum Vollspammen mit gruseligen Befindlichkeiten.

Nicht in den falschen Hals bekommen, ich mach das ja gerne, bekomme die Zeit ja bezahlt und ich will ja immer freundlich sein und die Fahrten so angenehm wie möglich machen. Aber wenn ich nicht ab und an eine (Tratschstunde) Supervision mit meinen Kollegen hätte, wäre ich schon lange durchgedreht. Man kann es auch aufschreiben, so wie hier jetzt, das befreit.

Also, ich hole eine Frau vom Krankenhaus in Bremen ab. Sie ist krank. Krebs mindestens. Nachdem ich ihr behilflich war, den Gurt anzulegen, bemerkte sie mir gegenüber, das sie völlig fertig sei und Heute nicht plaudern möchte. „Ist gut so, geht mir manchmal auch so“, antworte ich und wir fahren ab.

Jetzt kommts. 1 Minute ist die Zeit, welche ein oben beschriebener Mensch benötigt um wenigstens Zungenseitig wieder vollständig zu regenerieren und ohne Vorwarnung den Smalltalk  Vortrag  über seine Anamnese zu beginnen. Hier nur noch kurz das Ende der Rekapitulation meiner Fahrgästin.

“ Ich bin ja so froh, das ich jetzt nicht mehr zu Dr. $xyz gehe. Der hat alles nur noch übern Computer gemacht. Ich musste der Schwester meine Fragen aufgeben, die wurden dann eingetippt und irgendwann kam dann eine Antwort aus dem Fernseher. Richtig sauer war ich aber, weil er sich meine Füße nicht angesehen hatte. Alle Fußnägel waren schwarz geworden und 6 Stück waren schon abgefallen seit der letzten Chemo. Stellen sie sich DAS mal vor, HERRTAXIFAHRER!“

Nochmal Leute, das finde ich wirklich Bemitleidenswert, ehrlich. Und ich gehe auch immer sehr respektvoll mit  allen betroffenen Patienten um, aber so was geht gar nicht. Wird sich aber nicht ändern, so grausam ist das Leben.

Und da ich, wie geschrieben, regelmäßig selbst eine Gehirnwäsche benötige, werdet ihr auch weiterhin von tollen Krankengeschichten lesen.

Liebe ist II

Ich wurde zu einem Haus gerufen um ein paar Dinge zu transportieren. Dort angekommen fand ich einen Mann und eine Frau vor, welche im Laufschritt irgendwelche Tüten und Haushaltsgeräte heraus trugen und in einen PKW luden.

Sie forderten mich auf, schon mal den Kofferraum zu öffnen und schwuuups, war mein Kombi randvoll mit Sperrmüll hochwertigen Plastikbehältnissen wie Wäschekorb und Tupperware.

“ Mach hinne, oder willst du das dein Macker uns erwischt“, rief er vom Eingang die Treppe zu ihr hinauf.

Oh, man, was nun jetzt schon wieder. Helfe ich hier beim Diebstahl aus. Ich frage nach.

“ Sorry, aber wem gehören die Sachen ? Möchte kein Komplize werden, wenn hier Was nicht koscher ist?“

Er beschwichtigte mich und erklärte mir, das Sie jetzt bei ihm einzieht und der Ex gerade in der Kneipe ist ist. Deshalb so schnell, es war nicht geplant. Sie zeigte mir zumindest noch mal ihren Ausweis, so konnte ich wenigstens Namen und Anschrift vergleichen.

Endlich ging es los und ich fuhr dem PKW hinterher. Die Uhr lief bereits seit dem Ladevorgang und ich begann im Geiste, den angezeigten Betrag vom Wert der Transportgüter zu dividieren. Kopfschüttelnd folgte ich dem Pärchen durch die Nacht, war ich rechnerisch schon nach wenigen Kilometern schon bei einer negativen Bilanz angekommen.

Die Fahrt ging eine Kleinigkeit südlich von Bremerhaven los und endete erst wieder in Bremen. Der Plastikmüll hatte sicher schon Neu nicht mehr als 100 Öcken gekostet, stieg sein Preis durch diesen Frachtauftrag fast auf das doppelte.

„Macht 87,50 bitte!“

“ Hier Herrtaxifahrer, mach 90.“

Ich konnte mir die Nachfrage nicht verkneifen.

“ Dankeschön, aber waren die Sachen so viel Wert?“

„Weißt du, ich liebe diese Sachen, sie sind alles was mir gehört und wollte sie nicht einem Arschloch schenken!, erklärt sie mir und verschwand mit ihrem „Freund“ und der „Aussteuer“ im neuen Domizil.

Viel Glück !

Liebe ist….

Heute einmal ein Schmankerl aus der Kategorie Frau/Mann-Mann/Frau.

Bestellt zum Italiener nach Sellstedt, parkte ich meinen 9-Sitzer direkt vor dem Eingang und gehe hinein um meine Fahrgäste zu suchen. Da kommt mir schon ein gemischt geschlechtliches Zweigespann entgegen getorkelt. Ich sage den Namen, ein solidarisches stammeln „wiasindas, wosndastaxi“ klärt mich auf und ich zeige den hinteren Einstieg.

Er setzt seine Frau auf die erste Bank und kriecht wieder zurück in das Lokal.

“ Muss noch Schwiaeltan holn! “

Ich schaue ihm nach, er krabbelt wie ein Mistkäfer (Sorry Mistkäfer) dahin und findet einen Spalt im Entreè. Seine Frau blubbert etwas vor sich hin. Ich übersetze das Gehörte und es schrillen meine Alarmglocken ! Da versteckten sich Worte wie “ Mir, Schlecht, gleich, muß“

Da füllten sich die Wangen zu einer lustigen Hamsterbacke und bevor sich der Innendruck    dem kritischen Wert annäherte, zog ich die Dame wieder aus dem Wagen und buchsierte sie in Richtung Bordstein.

Jetzt kommt, wie aus dem Nichts, der treue Ehegatte mit seinen Schwiegereltern im Schlepptau an gehechtet, greift sich seine Angetraute, ruft “ wir könn jez los“ und schubst sie im Nu wieder auf ihren Platz. Ein fürchterliches Inferno brach los, als ihre Lippen versagten und mir offenbarten, welche Speisenfolge an diesem Abend gewählt worden war.

Die erste Fontäne mündete zum Glück nur auf dem Boden des Fahrgastraumes. Die darauf folgenden Schockwellen ergossen sich in ihrem Schoß, aufs „Kleine Schwarze“. Sie hatte es mittlerweile am Saum gefasst und eine schöne Mulde geformt. Das Lob ich mir !

Er hat natürlich nichts mitbekommen, hatte zwischenzeitlich ganz hinten Platz genommen und folgte nun den Geräuschen seiner Lieben. Sie sagte mehrmals ihr sei schlecht und alles täte weh und bat ihren Schatz sie aus der Misere zu befreien. Doch er erwiderte in irgendeinem Kauderwelsch, das er sie liebe und zu Hause doch bald alles Gut werden würde.

Schwiegermutter war schon los um diverse Rollen Haushaltstücher zu organisieren und entsorgte schon mal die größeren Brocken vom Boden. Schwiegerpapi und HerrTaxifahrer trugen das gebeutelte (hihi) Mädel zum abtropfen in die Gosse.

Da das Auto eh versaut war, deckte ich noch schnell einen Platz mit einem Müllbeutel ab und wir traten die Fahrt gen Heimat der Pärchen an.

Am Ziel angekommen, schrieb ich schnell noch eine Rechnung für die Endreinigung zusätzlich zum Fahrpreis. Papi war richtig sauer und versprach, am nächsten Morgen alles zu meiner Zufriedenheit zu klären.

Die folgende Reinigungsorgie frustete mich, wie immer bei solchen Überraschungen. Dennoch hatte ich Glück im Unglück gehabt, denn die Sitze und Lüftungsschlitze waren nicht betroffen. So konnte ich nach Einsatz von etwas zusätzlichem Duftspray noch ein paar „saubere“ Touren fahren in dieser Nacht.