„Guten Morgen Fahrgäste!“

„Guten Morgen HerrTaxifahrer!“

„Augeeeen geerade Auuuuus!,…… rührt euch!“

Heute muss ich etwas polemisch werden, denn gestern habt ihr so richtig in die Scheisse gegriffen.

Nicht nur darin begründet, das ihr wegen der in einer Woche endenden Kohlfahrt-Saison sämtliche Spirituosen an einem Abend inhaliert habt. Nein, ihr habt einfach ab einem Pegel von 0,2 Promille eure gute Kinderstube vergessen und zieht so vollkommen schmerzfrei durch die Lande um den Brot erwerbenden im dienstleistenden Gewerbe so richtig die Freude an den Kunden zu verderben.

Ihr springt laut johlend in den Wagen, verschüttet gleich zu Beginn eine Flasche Weizen und mosert los, weil das Taxameter schon aktiviert ist, es sind doch höchstens 20 Minuten gewesen, die ihr verspätet aus dem Partyraum gekommen seid.

26 km bin ich gefahren, weil ihr ein Taxi bestellt habt und hattet nicht den Arsch in der Hose, es wieder abzubestellen, weil ihr unbedingt in ein Anderes einsteigen musstet, das zufällig vorbei fuhr.

10 Minuten lang habe ich euch erklärt, nachdem ihr eingestiegen wart, das eine Fahrstrecke von 12 km nicht mit nur 3,00 € zu bezahlen ist. Das dieses dämliche Gesetz mit der Beförderungspflicht auch eine angemessene Bezahlung erfordert, fandet ihr echt unfair. Und das Argument, ich würde doch sonst leer in die Richtung fahren und das währe doch Verschwendung, könnt ihr euch für den nächsten Flug nach Mallorca für den Check In aufheben, ihr Hirnis!

Und ich kann auch nichts dafür, wenn sich in deiner „Stammkneipe“ Keiner um dich kümmert. Sicher, du hast deine bestellten Getränke bekommen. Aber dein absolut konfuses Gelabere wollen die sich dort auch nicht reinziehen. Und verdammt noch Mal, es ist mein gutes Recht, dich zu bitten, mir keine superintimen Ekeldetails von deiner Muschi zu erzählen. Deshalb werde ich dich nicht in mein Morgengebet einbeziehen! Ich hoffe, das du deinen Vorsatz, zukünftig lieber vor der Glotze zu sitzen, in die Tat umsetzt!

Und eine ganz besonders riesengroße Kacke ist das, was du in Loxstedt mit mir und meinen Kollegen abgezogen hast. Springst einfach mitten im Ort vor meinen Sprinter. Und ich so *quiiiiieeetttsch* von 80 auf 0. Lustig, wie du es dir dann gleich mit den Füßen auf der Konsole bequem gemacht hast. Das du vor irgend Jemand  Angst hast, in diesem beschaulichen Dorf und ich dich deshalb gratis nach Bremen-Oslebshausen in die Justiz-Vollzugs-Anstalt bringen sollte, war dann doch etwas zu unverschämt. Glücklicherweise kam mein Kollege $DerNuschler mit seiner „Maglite“ zu Hilfe und trieb dich aus meinem roten Taximobil. Das du später noch ein paar Spiegel von Autos abbrechen wolltest und einige Blumenkübel geschreddert hast, werden die freundlichen Beamten von der Polizei aus Schiffdorf noch mit dir erörtern.

Und Einen habe ich noch. Wenn ich mein Eintreffen am Abholhort kund tue, ist es nicht erforderlich, mich zur Sau zu machen und laut durch den Saal zu brüllen, ich wäre der dümmste Taxifahrer der Welt. Und das nur, weil ich 10 Minuten zu früh erschienen war. Dein Alter (hier ca. 67 Jahre) will ich dir dabei zu Gute halten, habe ich doch fast täglich mit verwirrten Senioren zu tun. Diese jedoch stehen wenigstens zu ihrer Krankheit, du Penner!

Sooo, nun hat die Litanei des Zorns ein Ende.
Ich bin nicht Nachtragend, verzeihe Vieles, vergesse aber nie Etwas!

„Fahrgästeeeeee stiiillgestanden! Nach Hinten wegtreten,….Marsch!“

Dracula usw.

Die Kirche in Loxstedt bei aufkommendem Hochnebel !

Die Kirche in Loxstedt bei aufkommendem Hochnebel !

Kurz vor Eins schloß ich das Loxstedter Büro hinter mir ab. Ein Blick nach Links offenbarte mir einen unheimlichen Anblick der Loxstedter Kirche. Bedingt durch die Ausrichtung des Mondes und des aufziehenden Nebel entstand eine gruselige Athmosphäre. Leider, wie so oft, kann ich kein Profibild abliefern, aber zumindest ansatzweise ist erkennbar, was für eine Aura dieser Ort für kurze Zeit hatte.

Taxiunternehmer (Variante III)

Ungefähr 3 Häuser neben unserer Zentrale ist der Teigwarenspezialist ansässig, welcher für meine Sams- und Sonntägliche Brötchenlieferung verantwortlich zeichnet.

In der angeschlossenen Schlachterei produzieren die Fachkräfte feinen Fleischsalat und Hackepeter und halten das auch Sonntags extra für die Frühaufsteher und Durch-Arbeiter, wie uns Taxifahrer oder die letzten Disco-Gäste feil.

Nun stellt sich nur noch die Frage, wie die Zutaten für all die leckeren Steaks und Würste in unseren Dorfladen kommen? Und Heute Morgen konnte ich das Geheimnis lüften. Die Tiere haben einen eigenen Limousinen-Service!

Weltrekord. In Bokel werden die Paarhufer mit dem Taxi zum Metzger chauffiert!

Weltrekord. In Bokel werden die Paarhufer mit dem Taxi zum Metzger chauffiert!

Nostalgie-Anfall (Update)

Neulich, in Beverstedt an der Haltestelle Rathaus -auf die hübsche Verkäuferin aus dem Combi-Markt wartend- überfiel mich überwand ich meine Langeweile und unterzog die Umgebung dieses Ökosystems einer Analyse und entdeckte eine Telefonzelle. Keine Ahnung, was mich geritten hatte, ich stieg aus meinem warmen Taxi und untersuchte dieses viereckige Gebäude, als wenn es gerade von einem UFO abgesetzt worden war.

zellegelandetIm Gegensatz zu den -in meiner Kindheit noch gelben Häuschen- hatte dieses begehbare Handy keine Tür. Laub und Schmutz konnten so ungehindert dort ausruhen.

schmutzzelleNeugierig trat ich ein und schaute natürlich rein gewohnheitsmäßig zuerst in den Münzauswurfschacht, um ggf. im Stich gelassenem Rückgeld Obdach in meiner Börse zu gewähren. Leider nur gähnende Leere, aber das hatte ich auch schon anders erlebt und hatte nach dem Besuch mehrerer solcher Installationen das Geld für ein Brauner-Bär-Eis zusammen bekommen.

Da ich diese Technik schon ewig nicht mehr in Anspruch genommen hatte, beäugte ich das kleine Laufband im Display um mein Wissen um die Bedienungsanleitung zu überprüfen und ggf. aufzufrischen. Gab aber nichts Neues zu vermelden, eher nur Altes.

Mir als bekennendem „D-Mark-Zurück-Haben-Woller“ (nur aus ästhetischen Gründen) fiel mein Augenmerk auf den Hinweis, hier noch mit D-Mark telefonieren zu können.

eurounddmSelbstverständlich habe ich später zu Hause meine Münzsammlung durchforstet und ein paar brauchbare Groschen aufgetan. Die habe ich dann bei nächster Gelegenheit in der Call-Einheit ausprobiert und mein IPhone angerufen. Was soll ich sagen, es funzte!

Scheibenkleister war nur, das schon nach 5 Sekunden die 20 Pfennig hörbar ins Telekom-Nirwana plumsten und die Verbindung endete.

Schicht im Schacht!

 

Nachtrag

Der Banker hatte  eine Diskrepanz in diesem Artikel bemerkt und um Aufklärung gebeten!

Hier die Lösung:

Der Schatten rührt von dem Balken in der Mitte der TÜR. Das Laub ist wohl durch den recht großen Spalt am unteren Ende da rein geweht.Ich hab keine Ahnung, warum ich die Anwesenheit der TÜR verdrängt hatte!?
Aber Dank der kriminalistischen Tatort-Analyse des Bankers hat sich das Missverständnis nun aufgeklärt!

zellentuere

 

 

 

„Guten Morgen Soldaten!“

„Guten Morgen HerrTaxifahrer!“

Der HerrSoldat wollte von der Cocktailwelle nach Garlstedt, in sein derzeitiges Asyl chauffiert werden. Seine nicht unübliche Frage nach dem Preis konnte ich sehr genau beantworten, denn die Strecke hat jeder Kollege hier schon gefahren. Es kostet dorthin ziemlich genau € 23,50.

Statt dann umgehend den Weg zur Sparkasse einzuschlagen, ließ er mich erst mal fahren.

„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor……“

lck

Da stand ich nun mit meinem angenähten Hals. Der HerrSoldat warf mir einen 20er herüber, stülpte seine Börse um, sie war komplett leer, nahm die Beine in die Hand und entschwand Richtung des Zivilen Wachgebäudes. Noch ist es üblich, sich zu legitimieren, bevor Zutritt zum Gefahrenbereich der Kaserne gewährt wird.

Es war gerade 4:00 und reichlich „Streat Meat“ in Hagen am Bordstein. „Scheiss auf die 3 Öcken, ich presche zurück ins Dorf!“, ordnete ich mir an. Besser gleich ’ne dicke Tour ergattern, der „Ché Guevara“ wird sicher ein Einsehen mit mir haben.

Und „bääääääämmmmmmm!“

Der Schutzpatron der Taxifahrer hatte wohl gerade Dienst im Großraum Osterholz-Scharmbeck. Der HerrSoldat Dussel hat sein Portemonnaie im Fußraum liegen gelassen. Der erste Fahrgast am Straßenstrich vor dem Pam Pam entdeckte es und reichte es mir. Ein kurzer Blick auf den Truppenausweis genügte und ein teuflischer Plan entwuchs in der rachsüchtigen Abteilung meiner Denkfabrik.

Zwischenzeitlich hatte sich auch schon der Delinquent bei der Zentrale nach einem HerrnTaxifahrer erkundigt, ich hatte „so schlechten“ Empfang, das ich nichts mit bekommen hatte.

Ich fuhr also Morgens mit Privatauto zur Lucius D. Clay-Kaserne.

Lucius Dubignon Clay war ein General der US Army und von 1947 bis 1949 Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland. 1978-1992 waren hier bis zu 2500 amerikanische Soldaten stationiert. In der Kaserne gab es sogar einen Burger King, eine Commisary und ein Bowlingcenter mit 12 Bahnen. Dort war ich sehr oft „eingeladen“. Es gab reichlich Whiskey- und Zigarettendealer dort. Auch sonstige Hardware, wie Musikanlagen, Sportgeräte, Klamotten konnte man dort steuerfrei erstehen. Das war eine sehr schöne Zeit, damals! Wer mehr darüber erfahren möchte, besucht bitte Tante Google oder besucht mich mit einer Galone Jim Beam!

Ich also mein Polöchen-Cabrio vor dem Zaun geparkt und zum Wachhäuschen gestratzt ,mich durch Vorlage meines P-Scheins ausgewiesen und als betrogener und grundehrlicher Taxifahrer geoutet. Ich trug vor, einen Ausweis zurück geben zu wollen, aber es müsste zwingend der Kasernenoffizier zwischengeschaltet werden, wegen der „vergessenen“ 3 Euronen.

wache

Gefühlte 1 Minute Später kam ein BW-Leasing-Passat vorgefahren und hatte den Auftrag, mich zu entführen zum Leiter der Kaserne zu bringen. Dort erwartete mich schon ein freundlicher Hauptmann mit der Kanne Kaffe in der einen und Telefonhörer in der Anderen. Seine Stimmung schlug um, denn offenbar hatte er meinen HerrnFahrgast an der Strippe. Ich verstand nur „Laufschritt, Mistkerl, Unwürdig, Unverzüglich, Auf direktem Weg usw.!“

Leider war ich während der kurzen „Belehrung“ des Schuldners nicht zugelassen, aber nach wenigen Augenblicken krabbelte Einer aus des Chiefs Büro, jammerte eine Entschuldigung, reichte mir einen 5er im Tausch gegen die Papiere und zog mit gesenktem Kopf von dannen.

Der Hauptmann verabschiedete mich mit dem Hinweis, er werde die ihm Unterstellten beim nächsten Rundbrief über Zahlungsmoral eines Soldaten informieren! Weiterhin würde er keine Konsequenzen einleiten, insofern ich auf Genugtuung verzichtete. Ich beschied, es bei der Demütigung zu belassen und schritt frohen Mutes zu meinem treuen Gefährt, überlegend, was ich nun alles mit dem schon verlustig geglaubten Reichtum anzufangen gedachte!

In letzter Zeit bieten die Zettis/Zeitschienen* aus der Logistikschule der Bundeswehr immer von sich aus an, etwas Vorkasse zu leisten.

Wie kommt das denn?

*Soldaten auf Zeit

Dr. Jekyll vs Mr. Hide

Gestern Nachts war es wieder einmal so weit. Jekyll, wollte von einem Dorfgasthof nach Hause, so 3 km entfernt hat er seine Wohnung. Er erkannte mich sofort als seinen „Lieblingsfahrer , der ihm immer wieder aus der Scheisse hilft“, so sein Text zur Begrüßung.

Der Ortswechsel von der schummrig beleuchteten Gaststätte ins Taxi stiftete anscheinend für etwas Verwirrung bei ihm, denn nach ein paar Metern fragte er mich, wohin ich fahre und was das soll. Ich zeigte auf mein PDA, dort stand weiß auf schwarz „Nach Hause!“.

Nein, da wolle er jetzt noch nicht hin, zuerst noch zur Sparkasse nach Hagen und dann in eine der Cocktailbars dort (es gibt 2). Mir schwante nichts Gutes! Beide Bars haben am Montag geschlossen und ich  überlegte, wie ich es nun dem zum Mr. Hyde mutierenden Beifahrer schonend beibringen könnte. Besser erst das Geld ziehen lassen, bevor  das auch noch in die Hose geht!

Im Ort passierten wir die erste geschlossene Bar, Mr. Hyde war eingeschlafen. An der Sparkasse angekommen weckte ich ihn und er erwachte freundlich und bestimmend wieder als Dr. Jekyll.

„Was hast denn auf der Uhr? Hier sind erst mal 20,00, ich komm gleich wieder!“

Der Betrag deckte genau die bisherigen Fahrtkosten und ich wurde wieder lockerer. Jekyll kam mit dem Handy am Ohr vom Geldautomaten, riss die Tür auf und schrie mich an, ich solle ihn jetzt endlich zur Tankstelle fahren. Na Prima, der Typ ist echt durch damit. Er  bölkte weiter, aber nun in sein Handy. Offensichtlich seine „Freundin“. Sie wollte ihn so besoffen nicht ins Haus lassen. Er legte auf, rief erneut an und bettelte herzzerreissend, schluchzend und eine Träne -oder war es Schweiß- rannte seine Wange hinab.

An der Tanke blieb ich brav im Wagen sitzen und observierte den Verkaufsraum, in dem mein Fahrgast, statt seine Rechnung für die erbetene Flasche Jack Daniels zubegleichen, erst einmal die junge Kassiererin anbaggerte. Während er so flirtete, kam eine weitere Frau in den Laden und stellte sich an. Mr. Hide änderte seine Wahl und bot der soeben eingetreten seinen Platz in der Schlange im Tausch gegen ein Küsschen an. Er hatte sicher schon vergessen, das seine Bestellung schon boniert war und die Kassiererin nur noch auf seinen Schein wartete.

Eine mittlere Ohrfeige später erschien Jekyll verstört und wollte nun doch endlich nach Hause. Er hätte wohl etwas zuviel getrunken. Wollte gerade die alte Bundesstrasse 6 überqueren, da herrscht er mich an, das dies ja wohl nicht der Weg zur Cocktailbar sei und er verlangte unverzüglich dorthin verbracht zu werden, natürlich umsonst. Wäre alles meine Schuld!

Auf dem Parkplatz der lokalen Asiatischen Fütterungsstation entschloss ich mich endlich gegen zuhalten. In ruhigem, aber sehr bestimmenden Ton erklärte ich ihm, das es nur noch 5 Km bis zu seiner Wohnung seien und ich ihn nur noch dort hin bringen würde.

Hide brüllte Zeter und Mordio, ich gab aber nicht mehr nach und fuhr an seiner Straße vor. Den Rest wolle er laufen und bat um die Rechnung.

Es waren noch € 17 offen und Jekyll beglich mit einem 50er und sagte, das er gern 10 zurück hätte. Das wäre OK so, wegen dem ganzen Stress immer mit ihm und so……..

Ich schwöre, das war nicht die letzte Story mit ihm (bisher 3)! Er hat übrigens schon Kontakt mit einer Therapieeinrichtung aufgenommen. Aber die würden ihn immer wieder wegen Überfüllung vertrösten. Fragt sich, welche Überfüllung die meinen?

 

Herr Solomon fährt nach Vegesack (2)

Ich geb’s ja zu. Insgeheim hatte ich gehofft, den Typen wieder anzutreffen. Die fliegende Tüte kam an meinen Wagen und schaute mich an.

Ich bedeutete ihm, die Tür zu öffnen und einzusteigen. Es stand wieder einmal an , eine Gute Tat zu vollziehen und ich bot mich an, nach Vegesack zu brettern.

Er freute sich wie ein Schneekönig (ja, es begann gerade zu schneien) und schnallte sich an.

Bevor ich losfuhr, zog er einen 20er aus der Tasche, es sei zwar sein letztes Geld, aber er wäre wirklich froh hier weg zu kommen. Warum er nicht in der Sparkasse geblieben sei, erkundigte ich mich?
Er meinte, während er dort saß, hätten 2 Autos gehalten und die Fahrer hätten gefragt, was er dort in der Bank vorhätte. Es ist eben etwas anderes, ob ein Weißer oder ein Schwarzer Nachts im Vorraum einer Kasse sitzt!

Nachdem er die heiligen Hallen verlassen hatte, rief er die Polizei an, welche sich aber nicht zuständig erklärte und auch nur das Taxi vorschlagen konnte.

Ich nahm das Geld an und setzte die Fahrt fort.

Unterwegs kam eine tolle Unterhaltung zu Stande, über Gott und die Welt. Er war aus Gambia kommend über Marokko nach Spanien „geflüchtet“. In seiner Heimat sei die ökologische Situation sehr schlecht. Der Diktator würde nicht abtreten und die Zukunft dort ungewiss.

In Bremen-Nord wollte er einen Bekannten besuchen und danach wieder nach Spanien. Dort gäbe es zwar noch weniger Jobs als hier, aber das Klima wäre besser für seine dünne Haut.

Kurz vor halb 2 erreichten wir die Straße hinter dem Bahnhof Vegesack. Er war wirklich sehr glücklich und wir lachten zusammen über diese außergewöhnliche Begegnung!

Zum Abschluss knipste ich noch ein Bild von Herrn Solomon und mir. Bisschen Dunkel die Aufnahme, aber das ist ja kein Wunder 🙂

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Herr Solomon fährt nach Vegesack (1)

Prolog:

23.1.2014

Am Bremer Hauptbahnhof erkundigte sich ein junger Mann nach einer Fahrmöglichkeit zum Bahnhof Vegesack in Bremen-Nord. Er bekam eine Fahrkarte und den Hinweis, unbedingt in Bremen-Burg die Linie nach Vegesack zu nehmen. Der Junge Mann verstand nur Bahnhof, äääh Burg!

Hauptteil:

Heute saß ich seit 17:00 auf dem Bock. Kurz vor dem Feierabend blickte ich auf meinen Tourenzettel:

  • 7 Fahrten als Sammeltaxi
  • 1 Fahrt als Sammeltaxi noch offen
  • 1 Fahrt als Omataxi
  • keine Barfahrt

Rein Umsatzmäßig gab es nichts zu meckern, aber zur Zeit gibt es kaum noch „normale“ Touren unter der Woche. Die Chancen auf etwas Tip -mal abgesehen von der 2-täglichen Ration Milka von Seniorin Helene- geht gegen Null. Schließlich bin ich seit August stolzer Besitzer eines Polo „Open Air“, der fährt mit Super-Benzin, nicht mit Kakao!

00:04 gabelte ich meine Vorerst letzten Passagier auf. Nur eine kurze Strecke von Hagen nach Bramstedt, also was wir hier als kurz bezeichnen (ca. 3 Kilometer und € 9,30 Wert). Bis 01:00 sollte meine Schicht noch gehen und ich überlegte kurz nach Hagen zurück in unseren Bereitschaftsraum zu fahren. Ich entschied mich dann aber dafür, einen nahegelegenen Hotspot (kleiner Fleck im Gelände mit UMTS-Kapazität auf D2, meist mitten auf irgendeinem Acker)  anzufahren, um vorläufig meine Aufgaben als Twitterer war zu nehmen!

Um 20 vor 1 schellte mein Telefon.

„$BrötchengebervonHerrnTaxifahrer, HerrTaxifahrer an der Muschel, wie werde ich sie am schnellsten wieder los?“

„Ja,äh,Guten Morgen, ähhhh,ääh. Ich benötige einen Wagen zur Bahnhofstraße XXX in Stubben. Aber der Fahrgast sprich kein Deutsch!“

„Kein Thema, ich beherrsche 7 Mundarten und bin schmerzfrei beim Gestikulieren. Stehe in 10 Minuten vor der Tür!“

Die genannte Hausnummer ist ziemlich genau gegenüber des Bahnhofes. Als ich in den Ort einbog und die Straße ausleuchtete, schwebte eine weisse Tragetasche mitten über der Fahrbahn. Ich dachte ich spinne!

Neee, mir geht es gut, war nur mein Fahrgast. Seine schwarze Haut verwischte seine Konturen im Dunkel der Nacht. Er öffnete die Tür und nahm Platz. Ich erkundigte mich auf englisch, in welcher Sprache er sich gern mit mir austauschen würde und er antwortete in fein gehackten Brocken, das Englisch genehm wäre.

Als Fahrtziel nannte er mir den Bahnhof-Vegesack, ein Ziel in 30 Km Entfernung. Fein, fein! Das Taxameter aktivierend kalkulierte ich die zu erwartenden Kosten und verglich das Ergebnis mit dem ersten Eindruck von meinem Fahrgast, dessen Verstrahltheit, seinem Gepäck und der zu erwartenden Voluminösität seines Geldbeutels und setzte das Ganze in Relation. Ich sagte ihm, das die Fahrt mal locker 50 Öcken kosten würde und fuhr langsam rechts ran, denn seine strahlend weissen Augen drohten herauszufallen.

„I have only twenny €, how far can you gette me for dat!“

Meine Menschenkenntnis hat mich nicht im Stich gelassen und genau vor den sich schließenden Bahnschranken stoppte ich die „Uhr“ und klärte den Afrikaner über seine Optionen auf.

Die da wären, hier am Bahnhof bis Morgens um halb 5 zu frieren, oder einen Kumpel zu aktivieren, um ihn abzuholen. Er erklärte mir, das sein Bekanntenkreis allesamt aus armen Leuten ohne eigenes KFZ bestünde und ob ich ihn nicht doch fahren könnte. Er erzählte, wie ihm der Bahnbeamte in Bremen erklärte, er solle auf das Wort „Burg“ am Bahnsteig achten und er offensichtlich in den falschen Zug eingestiegen und im CUXland strandete.

Beim besten Willen nicht, mein Chef hätte mich umgehauen! Da erinnerte ich, wie ich oft mit anderen Zahlungsunfähigen verfahren hatte,  zu Zeiten des Frostes. Ich schlug ihm vor, ihn bis zur Sparkasse nach Bokel mitzunehmen. Dort im Vorraum könne er schön warm bis zum ersten Zug verweilen. Puh, mein Gewissen war wieder beruhigt. Ist es doch wahnsinnig gefährlich für Taxifahrer (auch Busfahrer,Schaffner usw.), hilflose Menschen auszusetzen (§221StGB).

Ich checkte kurz, ob sich die Tür zum Geldinstitut auch öffnete und entließ meinen Schützling. Ich fuhr nun die 100m zu unserer Zentrale und rechnete meinen Tag ab, es war kurz vor Eins und Zeit für Feierabend!

Ich sattelte meine VW und bog gen Heimat ab, da schwebte eine weisse Tragetasche über der Fahrbahnmitte…..

To be continued…