„Ischa Freimaak!“

Mit obigem Ausruf begründen die Bremer während des Freimarktes jegliches abweichende Benehmen.

So auch gestern, als ich einen Fahrgast am Bahnhof in Stubben aufgabelte.

Er wollte eigentlich 3 Stationen vorher in Osterholz-Scharmbeck ausgestiegen sein, war jedoch schon in Bremen kurz nach betreten des Zuges eingenickt!

Als ich ihm dann die Rechnung von € 59,20 präsentiete, meinte er nur:

„Ischa Freimaak!“

HerrTaxifahrer, übernehmen sie!

  • Ja, ich arbeite manchmal gern.
  • Ja, ich mag Herausforderungen.
  • Ja, ich übernehme auch gern schwierige Fälle

Und diese Umstände scheinen sich die Menschen am Dedesdorfer Markt (immer das 2. WE im August) sehr unbekümmert zu Nutze zu machen.

Anruf aus der Zentrale, ich möge bitte nach Desdesdorf fahren, am Markt, bzw. am RTW (Rettungswagen/Sani) würde ein Fahrgast auf mich warten!

DAS hatten wir doch schon!

Eigentlich hätte ich einfach das Posting „copy and pasten“ können, so ähnlich war der Auftrag.

Als ich gerade den Haupteingang der Kirmes passiere, läuft mir eine dralle Blondine in voller Erste-Hilfe-Montur entgegen und winkt panisch mit den Händen in Richtung des Kirchweges, wo ihr mobiles Krankenhaus steht. Ihr flehender verzweifelter Blick bringt mich fast aus der Fassung. Geschickt umkurve ich die Gäste einer Bratwurstbude und halte genau dahinter am RTW. Eine weitere Rettungsfrau kümmert sich um einen offensichtlich hilflosen Herrn, der sabbernd auf einem Feldstein hockte und seine Arme um die Beine seiner Aufpasserin geschlungen hatte. Auch ihr Gesichtsausdruck verhiess nichts Gutes.

Ich schwang mich von meinem Bock und erlöste die junge Dame von ihrem Festhalter.

Ist er schon entleert?

Ja, nur noch Salzwasser drin!

Die beiden Sanitäterinnen waren völlig entzückt, schlugen die Hände vors Gesicht und jubilierten, weil ich ihnen diesen aufdringlichen Kerl abnehme.

Ich kann leicht den jovialen und mit allen Wassern gewaschenen Taxifahrer mimen, denn ich kenne den Fahrgast. Er nimmt den letzten Tag des Schweinemarktes jedes Jahr zum Anlass, sämtlich Vorkommen von alkoholischen Getränken zu vernichten. Er scheiterte wie immer kläglich!

Schnell wuchtete ich ihn mit ein paar freundlichen Worten in den Sprinter und war ihn dann im nächsten Dorf auch schon wieder los.

 

P.S. Soeben erfahre ich, das mein Kollege $nuschler in der Nacht (ich hatte schon Feierabend) auf dem Dedesdorfer Markt gestürzt sei und sich reichlich kleine Wunden und Hämatome zugezogen hatte. Passiert sei das Ganze in Wahrnehmung seiner hoheitlichen Aufgaben als Taxifahrer. Er wollte noch schnell einen Blick in das Festzelt nehmen, bevor er auch den Dienst beendet. Wegen eines Regenschauers kürzte er über den Autoscooter ab.

Erste Stufe, zweite Stufe, keine Stufe!

Es war wohl schon mit der Demontage begonnen worden und die haben dann einfach Feierabend gemacht, ohne den nicht einsehbaren Bereich abzusperren, nimmt mann an.

Gute Besserung $nuschler !

Nachbarschaftshelfer

Als erstes legte er mir eine rostige Wasserpumpenzange, einen Engländer und eine angefangene Rolle Hanf auf den Schoß.

„Pass ma‘ drauf uff, solange, bis ich drin bin!“

Der Mann hatte die Statur, Fell und Geruch eines Bären. Und einem solchen widerspricht ein erfahrener Taxifahrer nicht!

„Gib wieder her, oder willste mich beklauen? Die Uhr (Taxameter) kannste auslassen, du bescheißt mich sowieso! Wie spät isn‘ überhaupt?“

„Es ist gleich 10“

„Abends?“

„Wenn ich so nach draußen schaue,….ja, Abends!“

„Danke!“

(null)

Zu früh gekommen!

Ein männlicher Mensch hatte eine Bestellung bei mir laufen. Von Loxstedt nach $dorfindernähe, um 1:50 Morgens. Er würde eine Stunde vorher noch ein Lebenszeichen senden, damit ich, falls er abstürze, nicht vergeblich auf ihn warten müsse, was sehr löblich ist!

Schlag 00:20, ich stand gerade am Bahnhof Lübberstedt um einen anderen Auftrag abzuarbeiten, da meldet er sich per Handy:

„Hallo mein Großer, ich bin schon um 0:50 da! Dann has‘ te auch früher Feierabend!“

„Ja, nein! Entschuldigung, das kann ich nicht mehr schaffen, denn bis 01:00 bin ich nun schon ausgebucht und benötige dann noch 20 Minuten nach Loxstedt. Um 1:20 könnte ich frühestens dort sein.“

„Dann bin ich ja zu Fuß  schon halb zu Hause, du Niete, wozu bestelle ich denn vor!?“

„Bitte halten sie sich zurück, sie hatten ja erst für 1:50 bestellt!“

„Du piefiger Taxifahrer, so was von unflexibel….blablabla!“

Zum Glück kam in in diesem Moment mein Kunde an den Wagen, bevor ich platzen konnte. Ich liess einfach das Handy liegen, damit er sich noch etwas auskotzen konnte. Gegen 00:50 rief er wieder an, aber als ich seine Stimme erkannte, simulierte ich schlechten Empfang, da ich eh gleich zur Abrechnung fahren würde, ging ich danach auch nicht mehr dran.

Laufen ist gesund und fördert die Durchblutung. Ausserdem hatten wir Plus-Grade!

Nur über die Straße

Gemäß Auftrag Kunden aus Loxstedt zur „Alten Bürger“ in Bremerhaven gefahren. Auf dem Rückweg, gegen 4 Uhr morgens springt mir eine leicht angesäuselte Type vor den Wagen. Er schwang sich mit 2 Plastiktüten bewaffnet auf den Rücksitz und begehrte, nur kurz über die Straße gebracht zu werden!

Da BHV nicht zu unserem Fahrgebiet gehört, darf ich hier keine Fahrgäste einladen und tat das dem Männchen kund.

„Biste ’nen Taxi oda waaas!? Fah mia da rübea, alta, habe kein Bock um diese Uazeit noch zu filosofirn!“

In der Tat nicht sehr erquickend, wegen so einem Scheiss einen Untersuchungsausschuss einzuberufen. Hatte eh kein schlechtes Gewissen, denn ich hatte vorher mein Taxilicht ganz brav ausgeschaltet und besetzt signalisiert. Aber das ficht unseren neuen Fahrgast ja nicht an.

Ganz sicher hätte er die 70 m auch zu Fuß geschafft, aber ich bekam am Ende 5€ Umsatz (Basisgebühr incl. Freikilometer) und sagenhafte 5€ Trinkgeld. Die Strecke auf der folgenden Karte zum nachsehen.

Hier jetzt die lizenskonforme Google Map von der Streckenführung.


Alte Bürger - Ankestrasse BHV auf einer größeren Karte anzeigen

„Guten Morgen Fahrgäste!“

„Guten Morgen HerrTaxifahrer!“

„Augeeeen geerade Auuuuus!,…… rührt euch!“

Heute muss ich etwas polemisch werden, denn gestern habt ihr so richtig in die Scheisse gegriffen.

Nicht nur darin begründet, das ihr wegen der in einer Woche endenden Kohlfahrt-Saison sämtliche Spirituosen an einem Abend inhaliert habt. Nein, ihr habt einfach ab einem Pegel von 0,2 Promille eure gute Kinderstube vergessen und zieht so vollkommen schmerzfrei durch die Lande um den Brot erwerbenden im dienstleistenden Gewerbe so richtig die Freude an den Kunden zu verderben.

Ihr springt laut johlend in den Wagen, verschüttet gleich zu Beginn eine Flasche Weizen und mosert los, weil das Taxameter schon aktiviert ist, es sind doch höchstens 20 Minuten gewesen, die ihr verspätet aus dem Partyraum gekommen seid.

26 km bin ich gefahren, weil ihr ein Taxi bestellt habt und hattet nicht den Arsch in der Hose, es wieder abzubestellen, weil ihr unbedingt in ein Anderes einsteigen musstet, das zufällig vorbei fuhr.

10 Minuten lang habe ich euch erklärt, nachdem ihr eingestiegen wart, das eine Fahrstrecke von 12 km nicht mit nur 3,00 € zu bezahlen ist. Das dieses dämliche Gesetz mit der Beförderungspflicht auch eine angemessene Bezahlung erfordert, fandet ihr echt unfair. Und das Argument, ich würde doch sonst leer in die Richtung fahren und das währe doch Verschwendung, könnt ihr euch für den nächsten Flug nach Mallorca für den Check In aufheben, ihr Hirnis!

Und ich kann auch nichts dafür, wenn sich in deiner „Stammkneipe“ Keiner um dich kümmert. Sicher, du hast deine bestellten Getränke bekommen. Aber dein absolut konfuses Gelabere wollen die sich dort auch nicht reinziehen. Und verdammt noch Mal, es ist mein gutes Recht, dich zu bitten, mir keine superintimen Ekeldetails von deiner Muschi zu erzählen. Deshalb werde ich dich nicht in mein Morgengebet einbeziehen! Ich hoffe, das du deinen Vorsatz, zukünftig lieber vor der Glotze zu sitzen, in die Tat umsetzt!

Und eine ganz besonders riesengroße Kacke ist das, was du in Loxstedt mit mir und meinen Kollegen abgezogen hast. Springst einfach mitten im Ort vor meinen Sprinter. Und ich so *quiiiiieeetttsch* von 80 auf 0. Lustig, wie du es dir dann gleich mit den Füßen auf der Konsole bequem gemacht hast. Das du vor irgend Jemand  Angst hast, in diesem beschaulichen Dorf und ich dich deshalb gratis nach Bremen-Oslebshausen in die Justiz-Vollzugs-Anstalt bringen sollte, war dann doch etwas zu unverschämt. Glücklicherweise kam mein Kollege $DerNuschler mit seiner „Maglite“ zu Hilfe und trieb dich aus meinem roten Taximobil. Das du später noch ein paar Spiegel von Autos abbrechen wolltest und einige Blumenkübel geschreddert hast, werden die freundlichen Beamten von der Polizei aus Schiffdorf noch mit dir erörtern.

Und Einen habe ich noch. Wenn ich mein Eintreffen am Abholhort kund tue, ist es nicht erforderlich, mich zur Sau zu machen und laut durch den Saal zu brüllen, ich wäre der dümmste Taxifahrer der Welt. Und das nur, weil ich 10 Minuten zu früh erschienen war. Dein Alter (hier ca. 67 Jahre) will ich dir dabei zu Gute halten, habe ich doch fast täglich mit verwirrten Senioren zu tun. Diese jedoch stehen wenigstens zu ihrer Krankheit, du Penner!

Sooo, nun hat die Litanei des Zorns ein Ende.
Ich bin nicht Nachtragend, verzeihe Vieles, vergesse aber nie Etwas!

„Fahrgästeeeeee stiiillgestanden! Nach Hinten wegtreten,….Marsch!“

Dr. Jekyll vs Mr. Hide

Gestern Nachts war es wieder einmal so weit. Jekyll, wollte von einem Dorfgasthof nach Hause, so 3 km entfernt hat er seine Wohnung. Er erkannte mich sofort als seinen „Lieblingsfahrer , der ihm immer wieder aus der Scheisse hilft“, so sein Text zur Begrüßung.

Der Ortswechsel von der schummrig beleuchteten Gaststätte ins Taxi stiftete anscheinend für etwas Verwirrung bei ihm, denn nach ein paar Metern fragte er mich, wohin ich fahre und was das soll. Ich zeigte auf mein PDA, dort stand weiß auf schwarz „Nach Hause!“.

Nein, da wolle er jetzt noch nicht hin, zuerst noch zur Sparkasse nach Hagen und dann in eine der Cocktailbars dort (es gibt 2). Mir schwante nichts Gutes! Beide Bars haben am Montag geschlossen und ich  überlegte, wie ich es nun dem zum Mr. Hyde mutierenden Beifahrer schonend beibringen könnte. Besser erst das Geld ziehen lassen, bevor  das auch noch in die Hose geht!

Im Ort passierten wir die erste geschlossene Bar, Mr. Hyde war eingeschlafen. An der Sparkasse angekommen weckte ich ihn und er erwachte freundlich und bestimmend wieder als Dr. Jekyll.

„Was hast denn auf der Uhr? Hier sind erst mal 20,00, ich komm gleich wieder!“

Der Betrag deckte genau die bisherigen Fahrtkosten und ich wurde wieder lockerer. Jekyll kam mit dem Handy am Ohr vom Geldautomaten, riss die Tür auf und schrie mich an, ich solle ihn jetzt endlich zur Tankstelle fahren. Na Prima, der Typ ist echt durch damit. Er  bölkte weiter, aber nun in sein Handy. Offensichtlich seine „Freundin“. Sie wollte ihn so besoffen nicht ins Haus lassen. Er legte auf, rief erneut an und bettelte herzzerreissend, schluchzend und eine Träne -oder war es Schweiß- rannte seine Wange hinab.

An der Tanke blieb ich brav im Wagen sitzen und observierte den Verkaufsraum, in dem mein Fahrgast, statt seine Rechnung für die erbetene Flasche Jack Daniels zubegleichen, erst einmal die junge Kassiererin anbaggerte. Während er so flirtete, kam eine weitere Frau in den Laden und stellte sich an. Mr. Hide änderte seine Wahl und bot der soeben eingetreten seinen Platz in der Schlange im Tausch gegen ein Küsschen an. Er hatte sicher schon vergessen, das seine Bestellung schon boniert war und die Kassiererin nur noch auf seinen Schein wartete.

Eine mittlere Ohrfeige später erschien Jekyll verstört und wollte nun doch endlich nach Hause. Er hätte wohl etwas zuviel getrunken. Wollte gerade die alte Bundesstrasse 6 überqueren, da herrscht er mich an, das dies ja wohl nicht der Weg zur Cocktailbar sei und er verlangte unverzüglich dorthin verbracht zu werden, natürlich umsonst. Wäre alles meine Schuld!

Auf dem Parkplatz der lokalen Asiatischen Fütterungsstation entschloss ich mich endlich gegen zuhalten. In ruhigem, aber sehr bestimmenden Ton erklärte ich ihm, das es nur noch 5 Km bis zu seiner Wohnung seien und ich ihn nur noch dort hin bringen würde.

Hide brüllte Zeter und Mordio, ich gab aber nicht mehr nach und fuhr an seiner Straße vor. Den Rest wolle er laufen und bat um die Rechnung.

Es waren noch € 17 offen und Jekyll beglich mit einem 50er und sagte, das er gern 10 zurück hätte. Das wäre OK so, wegen dem ganzen Stress immer mit ihm und so……..

Ich schwöre, das war nicht die letzte Story mit ihm (bisher 3)! Er hat übrigens schon Kontakt mit einer Therapieeinrichtung aufgenommen. Aber die würden ihn immer wieder wegen Überfüllung vertrösten. Fragt sich, welche Überfüllung die meinen?

 

Findet Mutti!

Ein laues Lüftchen wehte zart durch ein romantisches Feriendorf in meinem südlichen Fahrgebiet. Die Geisterstunde hatte gerade begonnen, verlief bisher jedoch ohne unerklärliche Phänomene.

Meine Aufgabe sollte darin bestehen, ein Pärchen von einer privaten Grillfeier abzuholen. Dort vorgefahren, erlebte ich gerade noch, wie eine Frau, offensichtlich Mutter zweier kleiner Mädchen, ihren Mann anbrüllte und ihn mit technisch nicht mehr ganz einwandfreien Rundumschlägen niederzustrecken versuchte.

Nun, sie hat es nicht geschafft.

In Phase II verfiel sie in wildes Strampeln und stieß einige nicht jugendfreie Flüche aus, um dann im gestreckten Galopp in ein Waldstück zu laufen und dort in der Dunkelheit zu verschwinden.

Dumm drein schauten ihr ihre Familienangehörigen und Freunde nach.

Vater ordnete den geordneten Rückmarsch nach Hause an,und zwar per Fahrrad. Die Mädchen hatten keine Lichter an ihren Drahteseln und so wurden die in meinen Bus eingeladen. Papa, bildete die Vorhut, die Kinder fuhren im Taxi mit und weinten, meine Fahrgäste trösteten ,ich machte mich vorsorglich unsichtbar!

Nach gut 2 Kilometern im Schritttempo war das erste Zwischenziel erreicht. Oma nahm die Kiddies in Empfang, Papa warf sein Gefährt ins Carport, ich hob meine Tarnung auf.

„Jetzt gehen/fahren wir die Mama suchen!“, nannte er mir die Aufgabe für die nächste Etappe.

„HerrTaxifahrer? Alles Ok bei dir?Du schneckst da so durchs Dorf, soll ich dich anschieben?“, ruft die Mutter meiner Kompanie über den Äther.

Ich erkläre kurz meine Mission und erhielt die Freigabe, bis zur Wiedervereinigung der Sippe hier vor Ort die Welt zu retten.

So gurkten wir durchs Dorf, die Schonung umkreisend, in der Mutti verschollen war. Es war kurz nach 1, als Vati die Operation abbrach und den Rückzug einleitete. Wir bewegten uns gerade auf das Häuschen zu, da krabbelte Mutti seitlich aus einer Hecke und versperrte die Weiterfahrt. Sie winkte und trat an mein Fenster.

„Könn se miasch naaa Hauuuuse brinkken?

„Nabend schöne Frau, aber schauen sie mal nach links, das sind sie schon!“

Ungläubig äugelte sie in meinem Scheinwerferlicht nach bekannten Strukturen.

„Na und!?? Dann gehe ich eben zu Fuß!“, entfuhr es ihr schnippisch und entsorgte sich in ihrer Hauseinfahrt.

Endlich hatte das Drama ein Ende, Vati dankte für meine Geduld und ich brachte meinen Auftrag zu Ende. Eigentlich wären für die Entfernung von 4,5 Kilometern nicht viel mehr als € 10,00 herauskommen. Aber wegen der Umwege, Schleichfahrten und Wartezeiten kostete die Aktion nun € 37,50.