Von Hinten!

In der Tankstelle.

Der Vater nennt die Nummer der Zapfsäule und registriert stolz, das sein 5-jähriger auswendig Papas Zigarettenmarke aufsagen kann:

„Und eine Packung Marlboro Light!“

Als mittlerweile chronischer Nichtraucher rufe ich von weiter Hinten aus der Warteschlange vor der Kasse:

Früh übt sich!

Der Vater verzieht das Gesicht und schleicht sich.

Von den weiteren Mitgliedern aus der Schlange erhalte ich wohlwollendes Kopfnicken.

Ich lächele!

Ausgetrickst!

Das Sammeltaxi ist in unserem Fahrgebiet mittlerweile eine feste Institution und wird von vielen Fahrgästen schon über Jahre genutzt. Es sind besonders viele Stammgäste darunter, die sich auf dieses Transportmittel eingeschossen haben.

Sie fahren:

  • zur Arbeit, zum Sport, zur Oma, nach Hause, zumArzt, zum Shoppen

Und sie versuchen, wie ich neulich berichtete, den Fahrpreis zu drücken, durch vorlegen ungültiger/manipulierter Ausweise oder Mogeln beim Alter. Schwierig ist es immer bei Kindern, den bis einschließlich 5 Jahren zahlen sie nichts, bis zu vollendeten 14 Jahren die günstigste Stufe, € 2,00.

euro

Neulich transportierte ich Mutter und Kind, beide seit Jahren Stammkunden,  vom Oma-Besuch nach Hause. Die  Mutter reicht mir € 3,00 als Bezahlung für sich, so wie gewohnt und für den „Lütten“ Nichts, denn der war immer unter 5 Jahren alt gewesen. Irgendwie, so bin ich nun einmal, erschien es mir ich peinlich, die Mutter nach dem aktuellen Alter zu fragen, denn eigentlich sollte sie sich diesbezüglich von selbst äußern. Also drehte ich mich nach hinten und stellte dem „Kleinen“ die Alles entscheidende Frage:

„Na, wie gefällt es dir den in der Schule!?“

„Ganz Prima!“

Seine Mutti verzog das errötete Gesicht, suchte eine gefühlte 1/4 Stunde in ihrem Portemonnaie nach passenden € 2,00 und drückte sie mir in die Hand.

So Leute, ich möchte jetzt nicht als der böse Abzocker da stehen, der mit Freude und Inbrunst junge Familien schröpft. Aber die Preise sind nun einmal vorgeschrieben und wir werden auf Einhaltung kontrolliert. Da ist es besser, einmal durchzugreifen, als später eine Abmahnung zu kassieren.

Außerdem vertrete ich sowieso die Auffassung, das der ohnehin subventionierte ÖPNV für Jedermann kostenlos sein sollte. Das würde uns vielleicht die idiotische  „Blaue Plakette“ und die Kosten der Einführung Dieser ersparen. Und die Schwarzfahrerquote sänke auf 0%. Sollte die Polizei interessieren, wegen der Kriminalitätsstatistik und der frei gewordenen Arbeitszeit um anspruchsvollere Straftaten zu verfolgen. Es gibt noch 1000 Gründe „dafür“, muß jetzt aber Schluß machen, die Tinte wird langsam immer blasser.

 

Kinderkram

Falls ihr euch gewundert habt, warum ichAbends so langsam unterwegs war, hier und da mitten auf einer Kreuzung hielt oder quer durch Nachbars Garten fuhr, dann will ich euch den Grund nennen:

„Die Seuche!“

Dank gewiefter Computernerds können wir endlich unseren Lebensraum von diesen fiesen, unsichtbaren, sogenannten „Pokemon“ reinigen. Glücklich schätzen konnte sich derjenige, welcher Gestern überhaupt noch ein Taxi bekommen hatte!

Im Ernst, das Spiel „PokemonGo“ ist ganz niedlich gemacht und hat je nach Altersgruppe und Spiellaune auch einen Suchtfaktor. Meckern und herumlabern, welche Zeitverschwendung das ist, was die Datenkrake so speichert und was das für einen Strom kostet, das machen nur die Leute, die das Spiel gar nicht kennen und es  nieeeeeeemals  herunterladen würden, weil das alles  soooooo doof  ist und sowieso überall  viiiiel gröööööößere  Probleme auf Lösung warten!

Mir egal. In meinen Standpausen mache ich was ich will, wenn es sein muß auch Spiele für Kinder. Wer das Kind in sich  nicht mehr rauslassen kann, hat ganz andere Baustellen in seinem Kopf, als ein paar virtuelle Krabbeltiere.

Zu eurer Beruhigung möchte ich gleich sagen, das ich nach der Erprobungsphase schon etwas gewurmt bin. Ohne vernünftige Internetverbindung macht das keinen Spaß. Da wird dir so ein Viech angezeigt, du rennst hin, bewirfst es mit einem Ball und dann… hängt sich die App auf, weil du hinter dem alten Schuppen nur „E“ hast. Kacke!

Da mir ansonsten solche Spiele eh`nicht besonders liegen und ich keine Ahnung von einer Strategie habe, werde ich jetzt die Rettung der Welt den Jugendlichen und infantilen Erwachsenen überlassen, die mir gestern Reihenweise vor den Wagen gerannt sind. Auch sind im Radius von 5 Kilometern rund um Loxstedt gestern 10 Wagen in den Graben oder Gegenverkehr gefahren! Haben alle „Pokestops gesucht“, um Items zu ergattern.

So, in der Dusche sitzt noch so ein „Pikatchu“, den schnappe ich mir noch und dann mach ich mich „frisch“ und fahre zur Arbeit! Einen schönen Tag noch!

Findet Mutti!

Ein laues Lüftchen wehte zart durch ein romantisches Feriendorf in meinem südlichen Fahrgebiet. Die Geisterstunde hatte gerade begonnen, verlief bisher jedoch ohne unerklärliche Phänomene.

Meine Aufgabe sollte darin bestehen, ein Pärchen von einer privaten Grillfeier abzuholen. Dort vorgefahren, erlebte ich gerade noch, wie eine Frau, offensichtlich Mutter zweier kleiner Mädchen, ihren Mann anbrüllte und ihn mit technisch nicht mehr ganz einwandfreien Rundumschlägen niederzustrecken versuchte.

Nun, sie hat es nicht geschafft.

In Phase II verfiel sie in wildes Strampeln und stieß einige nicht jugendfreie Flüche aus, um dann im gestreckten Galopp in ein Waldstück zu laufen und dort in der Dunkelheit zu verschwinden.

Dumm drein schauten ihr ihre Familienangehörigen und Freunde nach.

Vater ordnete den geordneten Rückmarsch nach Hause an,und zwar per Fahrrad. Die Mädchen hatten keine Lichter an ihren Drahteseln und so wurden die in meinen Bus eingeladen. Papa, bildete die Vorhut, die Kinder fuhren im Taxi mit und weinten, meine Fahrgäste trösteten ,ich machte mich vorsorglich unsichtbar!

Nach gut 2 Kilometern im Schritttempo war das erste Zwischenziel erreicht. Oma nahm die Kiddies in Empfang, Papa warf sein Gefährt ins Carport, ich hob meine Tarnung auf.

„Jetzt gehen/fahren wir die Mama suchen!“, nannte er mir die Aufgabe für die nächste Etappe.

„HerrTaxifahrer? Alles Ok bei dir?Du schneckst da so durchs Dorf, soll ich dich anschieben?“, ruft die Mutter meiner Kompanie über den Äther.

Ich erkläre kurz meine Mission und erhielt die Freigabe, bis zur Wiedervereinigung der Sippe hier vor Ort die Welt zu retten.

So gurkten wir durchs Dorf, die Schonung umkreisend, in der Mutti verschollen war. Es war kurz nach 1, als Vati die Operation abbrach und den Rückzug einleitete. Wir bewegten uns gerade auf das Häuschen zu, da krabbelte Mutti seitlich aus einer Hecke und versperrte die Weiterfahrt. Sie winkte und trat an mein Fenster.

„Könn se miasch naaa Hauuuuse brinkken?

„Nabend schöne Frau, aber schauen sie mal nach links, das sind sie schon!“

Ungläubig äugelte sie in meinem Scheinwerferlicht nach bekannten Strukturen.

„Na und!?? Dann gehe ich eben zu Fuß!“, entfuhr es ihr schnippisch und entsorgte sich in ihrer Hauseinfahrt.

Endlich hatte das Drama ein Ende, Vati dankte für meine Geduld und ich brachte meinen Auftrag zu Ende. Eigentlich wären für die Entfernung von 4,5 Kilometern nicht viel mehr als € 10,00 herauskommen. Aber wegen der Umwege, Schleichfahrten und Wartezeiten kostete die Aktion nun € 37,50.

Kratz mich von der Scheibe

Das erinnert mich an eine Taxifahrt mit Mutter, Vater und 5 Kindern von 3 Monaten bis 6 Jahren. Sie hatten keine Kindersitze bestellt, war ihnen auch komplett egal. Die Kleinen wären sicher auch schön durch meinen Sprinter gesegelt. Für Babys haben wir keine Sitze, die müssen immer selbst mitgebracht werden, denn die müssen perfekt zur Größe des Kleinkinds passen.

Da wir Wochentags mit dem Sprinter auch Kids zur Schule fahren, waren zum Glück genügend Sitzunterlagen und Kopfstützen vorhanden. Nach längerer Diskussion wurde der Kinderwagen zerlegt, er konnte so auch als Babyschale dienen. Einige Mühe hatte ich dann trotzdem noch. Die Zwerge hatten keinen Bock auf diese Art der Fixierung und wehrten sich mit mäßigem Erfolg gegen den Würgegriff des HerrTaxifahrers, während Mami und Papi noch eine feine Zigarette inhalierten.

Bevor ich dann endlich starten konnten bekamen die Familienoberhäupter erklärt, das die Anschnallpflicht auch für Erwachsene, insbesondere auch für Schwangere oder besonders fette Väter gilt. Vati wollte sich erst anschnallen, als ich ihm ein Bier für den Weg genehmigte. Wie das Gescherr, so der Herr.

Heilfroh war ich, als die Meute von Dannen zog. Alle Tipps für die nächste Taxibestellung wurden wohlwollend ohne Widerstand Links rein und Rechts wieder raus geleitet.

Ich werde jedenfalls niemals eine Ausnahme machen, was die Sicherung der Fahrgäste angeht. Mein Job, meine Existenz und die Gesundheit meiner Fahrgäste stehen auf dem Spiel!