„Deep Inside“ oder Der Moloch über der Schulter!

Gestern hatte ich bei Twitter (@herrtaxifahrer) schon angedroht, mich Heute im Blog mit Damenhandtaschen zu befassen. Angeregt wurde ich zum Einen durch einen Bericht des Steffen (@sindsiemeintaxi), zum Anderen durch eigene Erfahrungen.

Diese Tierhaut-Beutel mögen ja in Grenzen praktisch sein, lässt sich darin doch so einiges Nützliches für den Bedarf des täglichen Daseins verstauen.

Allerdings gerät das Leben sofort aus den Fugen, ist der Logistik-Sack nicht in Griffweite, oder gar verlegt! Die Besitzerinnen verfallen unverzüglich in eine hyperaktive Hystherie, sind nicht ansprechbar und laufen Gefahr ob des hochroten Kopfes einem Schlaganfall zu erliegen.

Im Gegensatz dazu wird bei wieder auffinden des Säckchens alles überschüssige Blut in eine Region jenseits der Gürtellinie umgeleitet und leises wollüstiges Jauchzen ist zu vernehmen. Anschließend wird der gesamte Inhalt einer Inventur durch grobes Wägen unterzogen. Der durch leichtes schütteln erzeugte Geräuschpegel lässt auf das Vorhandensein der wichtigsten Inhaltsstoffe schliessen.

Genauso gesundheitsschädlich wie die Angst vor Verlust der gesamten Habe ist der Stress, wenn das gewünschte Utensiel nicht mit dem ersten Griff zu Tage gefördert wird! Langfristig kann das Magengeschwüre und Herzinfarkte verursachen, so ein berühmter Kardiologe.

Eben so trug es sich am gestrigen Tage zu. Pünktlich um 17:30 legte ich an der Tagespflege an, um meine Lieblings-Omas nach Hause zu transferieren. Mit dazu gehört, das ich sie alle aus persönlich aus der Einrichtung abhole und in meinen Sprinter buchsiere. Manche mit Rollstuhl oder Rollator, andere als „Läufer“. Und die obligatorische Survival-Ausrüstung ist selbstredend bei der Überlandfahrt mitzuführen. Die Markennamen einiger sind unter anderen bekannt als „Aldi“, „LIDL“, „Netto“ und damit gehören sie zu der ungefährlichen Sorte, weil nur temporär genutzt und der Inhalt übersichtlich.

Schon die erste Dame, die mit dem klitzekleinen Handtäschchen (ist wirklich das, wie es heißt) bemängelte, als ich ihr unter den Arm griff, das ihre Tasche nicht ja wohl noch nicht mit wäre. Ich hob das Teil mit den ganz dünnen Lederriemen an und schob es vor ihr Antlitz, das zu erwartende zufriedene „Grunzen“ folgte auf dem Fuß! Und das Mädel ist weit über 80,sage ich euch!

Im zweiten Fall war es so, das ich die „GNUHU“* bis zu ihrer Wohnung in den 2.Stock eines Seniorenwohnheims begleiten musste. Ihre Tasche hatte sie immer ganz Nahe am Körper unter dem Mantel, ohne den leichten Druck in der Hüfte stieg ihr Blutdruck immens. Der Marsch vom Transporter führt über einen Fußweg von ca. 75 Metern bis zum Hauseingang und dauert im Mittel 5 Minuten, mit Pausen!

An der Haustür erfolgt dann immer die vertrauensvolle Übergabe ihrer mittelgroßen Tasche, Inhalt 5 Kubikmeter Brutto. Meine Auftrag bestand darin den Zipper zu öffnen, ohne Pause seitlich mit der Hand abwärts zu tasten, bis sich ein weiterer Reisverschluß erfühlen ließ. Dieser war war auch zu öffnen und aus der schmalen Seitentasche konnte ich dann die Schlüssel entnehmen.

Denkste!

Leer das Fach! Die „GNUHU“* sah nach und beauftragte mich nun mittels Probebohrungen und ausnahmsweise auch durch Anwendung von Fracking, das begehrte Objekt zu fördern. Gut das es schon Dunkel war! So konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und meine Tentakeln ausfahren um die Tiefen dieser Ausgeburt  zu durchforsten. Vorbei an einer halben Rolle Klopapier streifte ich einen noch nicht prall gefüllten Urinbeutel. Ein Gummihandschuh kam mir in die Quere und ich zog ihn zur eigenen Sicherheit sofort über. Ich passierte eine Erwachsenenwindel, leider nicht mehr Originalverpackt. Etwas blockierte mein Fortkommen. Mein Arm war erst zu Hälfte eingedrungen, den Boden konnte ich also noch nicht erreicht haben! Aaah, Badelatschen. Ich drückte sie beiseite und begann mit kreisenden Bewegungen eine Zufallssuche. Es knisterte. Vorsichtig zog ich ein Bündel 50€-Scheine hervor. Mochten gut 5.000 Öcken sein, wenn die Banderole recht hatte. Schweren Herzens warf ich die Taler wieder hinein und beschritt nun einen um 90 Grad versetzten Versuch zum Boden des Beutels vorzudringen. Dabei rammte ich mit ein Päckchen Nähnadeln unter die Fingernägel. Schmerzerfüllt ballte ich meine Faust und ergriff gottlob ein Lederetui mit den gewünschten Türöffnern!

Wir hüpften vor Freude im Kreis herum erklommen nun noch die 8 Stufen zu ihrer Wohnung und die Odyssee fand so ein glückliches Ende!

Und die Moral von der Geschichte: Ab nächste Woche tragen alle Senioren den Hausschlüssel an einem Band um den Hals. Außerhalb der Kleidung, versteht sich!

 

*Gerade noch unter Hundertjährige

 

Neues vom Frettchen!

Vor ein paar Monaten hatte ich schon einmal ein Erlebnis mit Freddy erzählt. Wie der dumme, blöde Teufel es will, sollten wir Beide schon gleich wieder aufeinander prasseln.

Adrenalin schoss in sämtliche Gliedmaßen und durchströmte mit überwältigendem Druck alle Organe.

Ich ging Pinkeln!

Puuh, das war geschafft. Schnell noch ein paar Tütchen mit Kaffeepulver im Wagen verteilt. Duftbäume hat der Chef verboten. Aber in diesem Fall hätte es auch eine 30m – Kiefer, frisch geschnitten, gebraucht.

Ein Blick in meine Notfalltasche ließ meinen Puls wieder unter 160 fallen. Kaugummi, Eukalyptus- und Mentholbonbons, sowie Nasenspray an ihrem Platz. Eine Nasenklammer, wie sie die Synchronschwimmer benutzen hatte ich mir im Internetz besorgt. Bei Amazone gibt es ja alles. Und davon reichlich.

Auf dem Weg zur niedrigsten Hausnummer, die eine Straße nur haben kann, ging ich im Kopf zur Sicherheit alle möglichen Szenarien durch. Ich war gegen jegliche gasförmige Absonderungen gewappnet!

Ich hatte extra eine Pumpe in das neue Taxi einbauen lassen, welche im Innenraum einen Überdruck erzeugt, um bei kurzem Öffnen eines Fensters in Sekundenschnelle schädliche Luft ausblasen zu können.

„Morituri te salutant!“, begrüßte ich Freddy jovial.

„Hahaha, ist doch so schönes Wetter Heute, zu schön zum sterben.“, strahlte mich die undichte Stelle des Universums an.

Vorausschauend hatte ich den Ledersitz mit Sattelseife behandelt und Freddy glitt wie ein Tropfen an einer Lotusblume auf den Sozius.

„Du hörst dich aber nicht Gesund an, HerrTaxifahrer, schon die erste Grippe?“

Kein Wunder, das ich mich Krank anhörte, in meine Nase hatte ich eine halben Rolle Zewa geschoben und in jedem verfügbaren Winkel in meiner Mundhöhle befanden sich Bonbons. Mein Plan war aufgegangen, ich roch nichts!

Wir fuhren los, wie des öfteren per AST zum Kaufland, Kühlschrank auffüllen.

„Freddy, wann geht es denn zurück?“

„In 2 Stunden möchte ich wieder abgeholt werden!“

„OK, dann musst du das noch bestellen, in der Zentrale ist noch kein Auftrag dafür!“

„Mal was Anderes, HerrTaxifahrer. Fast hätte es nicht geklappt mit dem Sammeltaxi. Dazu muss ich erzählen, was am Morgen passiert ist!“

Nun kam ein eine Episode aus der Abteilung:“Was Taxifahrer alles anhören müssen, ohne sich wehren zu dürfen!“

Es war Montag. Freddy hatte irgendwas kriminelles oder so ähnlich in seinem Dunstkreis (hihi) beobachtet. Deshalb hatte sich für 10:00 ein Polizist angemeldet, um ein Protokoll zu erstellen. Freddy gestand mir, röche manchmal etwas streng. Er sei sich Dessen bewusst und um den Staatsdiener nicht zu vertreiben, beschloss er ein Bad zu nehmen. Eher ein Duschbad. Gedacht, getan. Um pünktlich fertig zu sein, er wollte die Wohnung noch lüften und ein paar Container Müll entsorgen, zog er um 7:00 blank und schob seinen Body unter den Wasserstrahl. Tja…, da fiel das Duschgel herunter und Freddy ganz schnell hinterher. Er landete so ungebremst mit seiner Vorderfront in der Wanne und wie die Unterseite einer Schnecke saugte sich sein Bauch am Boden fest.

Die Katastrophe war perfekt. Freddy konnte sich nicht mehr bewegen. Sämtliche Versuche sich zu befreien scheiterten kläglich. Die Zeit verstrich und Freddy versuchte durch Rufe auf sich aufmerksam zu machen. Keine Reaktion.

Erst kurz vor 10:00 vernahm Freddy eine Stimme von Außerhalb seiner Wohnung. Es war der Polizist. Der hat die Situation richtig eingeschätzt und unverzüglich Notarzt und Feuerwehr gerufen.

Die Rettungskräfte hätten alle Mühe gehabt, ihn zu befreien. Freddy gelobte, etwas abzunehmen und nachdem er aufgewärmt war, widmete er sich der Taxibestellung.

Den Termin mit dem Polizist hat er verschoben. Vielleicht braucht er ihn ja noch mal. Freddy dankte Gott für die Hilfe, bekäme er doch höchstens alle 3 Monate Besuch.

Ich dachte: „Was soll`s, öfter duschst der doch eh nicht!“

Am Einkaufscenter angekommen war mein Mund wieder frei und ich zog die Küchenrolle heraus. Ich roch noch immer nichts Schlimmes, ab und an ein Tropfen Wasser kann also nicht schaden.

Freddy zahlte und ich dankte für die „aufregende“ Geschichte und sagte „Tschüüühüs!“

„Ich bin dein böser Geist, HerrTaxifahrer. Bei Philippi wirst du mich wiedersehen.“

Später erfuhr ich, das Freddy vergaß, die Rücktour zu bestellen. MIt einer Stunde Verspätung traf der Auftrag ein. Mein Kollege fand ihn aber nicht wie gewöhnlich an der Haltestelle und meldete eine Fehlfahrt. Während dessen hockte Freddy vorm Kaufland und moserte vor sich hin. Irgendwann hat es dann doch noch eine Kollision mit einem Taxi gegeben ist er dann ziemlich fertig zu Hause angekommen.

Die 5. Kolonne II oder :Rumble in Fishtown

Ein schöner Tag endete abrupt mit dem Blick auf das Minimini-Display meines GibtmirArbeit-PDA`S. Mir selbst vorlesend entzifferte ich einen mir wohl bekannten Namen:

Sophia Käthe Eptisch……..O.o!

Heute nebst Freundin im Schlepptau. Es geht nach Bremerhaven, zu Dr. Rau in die Grasshofstraße. Sophia ist sehr entspannt. Außer ein paar misstrauischen Blicken noch keine Unterstellung oder Verdächtigung. Auch der Straßenkehrer und der Mann mit Hund an der Abholadresse blieben unkommentiert.

Die ganze Fahrt über ist Käthe beschäftigt, ihre Freundin zu trösten. Sie hat Rücken. In Bremerhaven angekommen gehe ich mit hoch zum Arzt. „Es dauert länger!“, sagt die Schwester am Counter. Mit meinen beiden Mädels mache ich ab, das sie mein Eintreffen für 20-30 Minuten nach Anruf in der Zentrale einplanen. Wir wollen uns dann unten vor der Tür treffen.

Es dauerte keine 4 Stunden, da möckelte* es einen Auftrag.

In der Tat war es eine gute Idee gewesen, die Anfahrtzeit so Hoch zu kalkulieren, denn ich befand mich auf dem Weg von Bremen Nord nach Hagen, hatte gerade eine ruhige Tour, denn Gerald, mein Fahrgast, spricht mit Niemandem. Nur einmal, als ich absichtlich zu Hause vorbei fuhr, brachte er ein „Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa“ heraus.

Als ich nach gefühlten 26,7 Minuten an der Grasshoffstr. eintraf, war weit und breit nichts von meiner Fracht zu sehen. Also im Parkverbot schräg auf den Bürgersteig gestellt, so wie Polizeiautos im Notfall in den amerikanischen Westcoast-Krimis der 70/80er Jahre und zum Doc hoch gestiefelt.

„Die Damen sind schon runter. Ist gut 10 Minuten her!“ erfahre ich vom Schwesterlein.

Wieder runter, Blick nach rechts…Nichts, Blick nach Links……Nichts.

AAAArgh, beim Blick nach schräg vorn kann ich  die Neumarktstraße einsehen. Dort ist ein Taxistand für Bremerhavener Chauffeure. Sophia mit Freundin stehen in einem Pulk von Leder-, gemischt mit Pudel- und Stoffmützen. Ich flitze schnell hinüber, damit mir Keiner die Tour vermasselt.

Näherkommend schlägt mir ein erhöhter Lärmpegel entgegen. Die Fahrer, so 7 an der Zahl, schreien die alten Damen an. Ich höre noch:

„Nazi-Omas raus, euch sollte man selbst ausweisen, geht doch zu Fuß „uvm.

Zuerst schnappe ich mir meine Schützlinge und tausche den Platz mit ihnen. Die schmutzigen 7 konzentrieren sich sogleich auf mich. Ich mache ein Zeichen und gehe in die Hocke. Sie folgen mir zögernd, die Aggressivität schwindet. Ich erkundigte mich, was den passiert sei und mir wurde sofort geholfen. Leicht verstört, ob der vielen wartenden Taxis, war S.-K. von Wagen zu Wagen gelaufen und hatte sich erkundigt, ob sie ihr Taxi von $DerTaxiFirmaMitDenRotenBussen seien. Nachdem alle abgefertigt waren und etwas neugierig schauten, platze der Sophia der Kragen.

#siebenaufeinenstreich

#siebenaufeinenstreich

„Jaaahaha, sie wüsste das alle hier ihr ständig nachstellen würden. Sie mögen bitte endlich mich anrufen, den HerrnTaxifahrer!“

Sie hat noch ein paar Sachen geäußert, die speziell unserere migrierten Kollegen auf die Palme in Rage brachten. So standen Sophia und ihre Freundin, ohne es zu Ahnen, kurz vor der Steinigung.

Den 7 schilderte ich kurz die Umstände, erklärte die Verwirrtheit und suchte, die Omis vor mir her schiebend das Weite, bevor ein Unglück passiert. Ohne weiteres Herzklabastern erreichten wir Hagen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch Heute. Ich zumindest habe es bis gerade eben no

 

*Möckeln, das = verschiedenste Geräusche, manchmal auch nicht hörbare Laute, die das PDA macht oder machen soll, damit ich einen neuen Auftrag sehe und annehme.

 

Die 5. Kolonne

Auftrag: Sammeltaxi

  • Abfahrt: 17:34
  • Haltestelle: Hagen Mühlenteich
  • Ziel: Lübberstedt Bahnhof
  • Fahrgäste: 1
  • Name: Frau Sophia Käthe Eptisch

Pflichtbewußt steuere ich den Wagen zur gewünschten Uhrzeit gen Haltestelle. Ich muß langsam fahren, weil vor mir noch 2 Wagen rechts abbiegen. Anschließend passiere ich meine Fahrgästin, sie steht auf der anderen Fahrbahnseite. Mit einem geschickten Schlenker schaffe ich den U-Turn und komme direkt neben ihr zu stehen.

„Guten Tag Frau Eptisch, ihr Sammeltaxi!“, signalisiere ich ihr unser Vertragsverhältnis.

„Woher kennen sie meinen Namen?“ antwortete sie schnippisch beim Reinrutschen.

„Verehrte Dame, den bekomme ich doch von Bremerhavenbus übermittelt, damit ich das Formular ausfüllen kann!“

„Siiiiiieee glauuuuuben wohl, das ich alte Frau nicht merke was hier gespielt wird? Ich habe genau gesehen, wie ihre Kollegen vor ihnen rechts abgebogen sind!“

„Entschuldigung, aber das waren keine Kollegen, sondern irgendwelche Menschen die dort vielleicht wohnen!?“

„Die haben sie doch vorgeschickt, um mich zu beobachten, geben sie es ruhig zu. Und die in Bremerhaven rufen sie doch immer an und besprechen wo ich hinfahre!“

Uffff, ich beisse jetzt die Zähne zusammen und versuche Das gerade nicht zu glauben. Tatsächlich habe ich ein schlechtes Gewissen! Vermittelt das System, das unsere Fahrgäste sich verfolgt fühlen müssen? Ich versuche zu vermitteln.

#stasi #nsa #kolonne #kgb #verfassungsschutz

#stasi #nsa #kolonne #kgb #verfassungsschutz

„Hat sie Jemand bei der Bestellung schlecht behandelt?“

„Eben nicht, da wird man ja noch grübeln dürfen. Alle immer stinkend freundlich. Unglaublich, was die alles aufbieten, nur um auf meiner Spur zu bleiben!“

*kopf->lenkrad*

„ÜÜÜbrigens, wo ist den die junge Frau geblieben, die vorhin neben mir stand? Ist das Ihre???? Die hat sich immer so dicht neben mich gestellt, fast musste ich auf den Rasen ausweichen! Mich können sie nicht verschaukeln!“

„Nein, meine Frau arbeitet in Bremen“

„Ach ja, da habe ich sie auch schon einmal gesehen!“

HerrTaxifahrer, halt deinen Mund. Nachher fliege ich noch auf! Noch 5 Minuten bis zum Ziel.

„Stop, fahren sie weiter!“

Ist das jetzt eine Fangfrage.Wir werden es nie erfahren. Ich fuhr weiter.

„So, nun Halt! Hier kann ich alles überblicken!“

„Hier, den Beleg müssen sie unten Rechts abzeichen. Vorher noch den Fahrpreis und die Taxameteranzeige vergleichen.“

„Hahahaha, meine Unterschrift haben sie doch schon einige Male bekommen. Ist nun auch gleich. Hier!“, sie wirft mir den Zettel rüber und kratzt im Portemonnaie.

„Das macht € 3,00, bitte!“

„Hier, nehmen sie Das. Ihr Kollege $lordhelmchen hat mir gesagt, alle anderen würden € 4,00 geben. Und vielen Herzlichen Dank für die schöne Fahrt!“

Sprachlos rannte ich um den Wagen herum und öffnete die Tür. Spöttisch sah sie mich an, checkte den Bahnsteig mit ihrem Adlerauge und ging zum Wartehäuschen. Plötzlich blieb sie stehen und änderte die Richtung. Ein Pärchen stand Dort, eng umschlungen.

Sophia Käthe schlenderte wieder in meinen Wohlfühlbereich und vernichtete diesen mit den Worten:

„Was stehen sie hier noch rum. Ihre beiden Mitarbeiter haben mich schon übernommen! Sie stecken doch mit denen unter einer Decke, oder?“

Bedeppert setze ich mich in den Wagen und schaue der Alten mit verträumtem Blick hinterher. Mein Kopf war zu leer, um noch konstruktiv zu werden. Mit Mühe konnte ich mich vor den Blicken unseres „Objektes“ entziehen, hatte ich doch noch auf einen Anschluss-Fahrgast zu warten.

Endlich kam der ersehnte Zug und ich konnte mich wieder frei bewegen. Meinen neuen Fahrgast begrüsste ich wie gewohnt. Auf dem Weg nach Hagen fuhren lange 2 Wagen vor mir her. Was mein Fahrgast wohl für einer ist. Bestimmt Jemand der überwacht wird.

Sie kennen das! Ich bin ein guter Mensch!

 

 

 

 

Findet Mutti!

Ein laues Lüftchen wehte zart durch ein romantisches Feriendorf in meinem südlichen Fahrgebiet. Die Geisterstunde hatte gerade begonnen, verlief bisher jedoch ohne unerklärliche Phänomene.

Meine Aufgabe sollte darin bestehen, ein Pärchen von einer privaten Grillfeier abzuholen. Dort vorgefahren, erlebte ich gerade noch, wie eine Frau, offensichtlich Mutter zweier kleiner Mädchen, ihren Mann anbrüllte und ihn mit technisch nicht mehr ganz einwandfreien Rundumschlägen niederzustrecken versuchte.

Nun, sie hat es nicht geschafft.

In Phase II verfiel sie in wildes Strampeln und stieß einige nicht jugendfreie Flüche aus, um dann im gestreckten Galopp in ein Waldstück zu laufen und dort in der Dunkelheit zu verschwinden.

Dumm drein schauten ihr ihre Familienangehörigen und Freunde nach.

Vater ordnete den geordneten Rückmarsch nach Hause an,und zwar per Fahrrad. Die Mädchen hatten keine Lichter an ihren Drahteseln und so wurden die in meinen Bus eingeladen. Papa, bildete die Vorhut, die Kinder fuhren im Taxi mit und weinten, meine Fahrgäste trösteten ,ich machte mich vorsorglich unsichtbar!

Nach gut 2 Kilometern im Schritttempo war das erste Zwischenziel erreicht. Oma nahm die Kiddies in Empfang, Papa warf sein Gefährt ins Carport, ich hob meine Tarnung auf.

„Jetzt gehen/fahren wir die Mama suchen!“, nannte er mir die Aufgabe für die nächste Etappe.

„HerrTaxifahrer? Alles Ok bei dir?Du schneckst da so durchs Dorf, soll ich dich anschieben?“, ruft die Mutter meiner Kompanie über den Äther.

Ich erkläre kurz meine Mission und erhielt die Freigabe, bis zur Wiedervereinigung der Sippe hier vor Ort die Welt zu retten.

So gurkten wir durchs Dorf, die Schonung umkreisend, in der Mutti verschollen war. Es war kurz nach 1, als Vati die Operation abbrach und den Rückzug einleitete. Wir bewegten uns gerade auf das Häuschen zu, da krabbelte Mutti seitlich aus einer Hecke und versperrte die Weiterfahrt. Sie winkte und trat an mein Fenster.

„Könn se miasch naaa Hauuuuse brinkken?

„Nabend schöne Frau, aber schauen sie mal nach links, das sind sie schon!“

Ungläubig äugelte sie in meinem Scheinwerferlicht nach bekannten Strukturen.

„Na und!?? Dann gehe ich eben zu Fuß!“, entfuhr es ihr schnippisch und entsorgte sich in ihrer Hauseinfahrt.

Endlich hatte das Drama ein Ende, Vati dankte für meine Geduld und ich brachte meinen Auftrag zu Ende. Eigentlich wären für die Entfernung von 4,5 Kilometern nicht viel mehr als € 10,00 herauskommen. Aber wegen der Umwege, Schleichfahrten und Wartezeiten kostete die Aktion nun € 37,50.

Winker auf dem Dorf…

…..sind sowas von selten, sie sind eigentlich immer nur in Kompaniestärke bei Zeltfesten u.ä. anzutreffen.

Doch eben fahre ich die Bahnhofstraße entlang, als meine $~Zeichen aufblinken und am Fahrbahnrand ein weiblicher Mensch mit H-Kennzeichen signalisiert das er eine Fahrgelegenheit sucht.

Ich also sofort in die Eisen und rechts ran und die Dame eingebaucht!

„Moin, Moin, schöne Frau, wohin soll die Reise gehen?“, frug ich meinen Neuzugang.

„Nur nach Hause, bitte, da vorn geht`s links rein!“

„Haben sie den Straßennamen für mich?“

„Nein, nicht nötig, jetzt wieder links, wir sind gleich da!……………Da, sehen sie das gelbe Haus, da bitte rechts halten!“

„Öööööhh, aber meine sehr verehrte Dame, hier sind wir doch gerade losgefahren!?“

„Nein, da irren sie sich HerrTaxifahrer, das war doch in……..“

„HAAAAALLLLOOOOO, wooooo kommen sie denn jetzt her?????????“, empfing uns eine resolute Mitfünfzigerin.

„Ääääh, von hier!“, gab ich kleinlaut zu verstehen.

„Ich bin die Pflegerin von der Marlene, dachte schon sie wäre abgehauen. Sie ist da oben nicht mehr ganz Richtig, wissen sie!?“

„Nee, weiß ich nicht, aber wenn sie ihre Pflegeoma jetzt wieder mitnehmen, vergesse ich die Angelegenheit. Bitte erzählen sie es nicht weiter, ist schon ziemlich peinlich.“

Das war nun schon die zweite Tour, bei der mich mehr oder weniger offensichtlich verwirrte Menschen in Schwierigkeiten zu bringen versucht haben. Zukünftig werde ich von jedem Fahrgast einen Alzheimer- / Demenztest einfordern.

 

 

Im Bann der Dämonen

Im Rahmen unserer Sammeltaxi-Aufträge holen wir unsere Fahrgäste immer an dafür eingerichteten Haltestellen ab. Gut 60 % der Dieser werden selten angefahren, da sie an Kreisstraßen oder an einzelnen Häusern außerorts liegen. So lernt man erst nach und nach auch Unbekanntere kennen.

So hatte ich am Sonntag Gelegenheit, die Haltestelle „Bremer Straße“ in Beverstedt abzuhaken.

Da mir noch etwas Zeit blieb, bis die Fahrgäste einträfen, nahm ich das Nahe gelegene Geschäft unter die Lupe.

hexenwerkstatt

Hexenwerkstatt Beverstedt

Bisher war ich dort immer nur vorbei gefahren, um von der Poststraße in die Meyerhofstraße zu gelangen. Im Lokalteil des Weserkurier war vor einiger Zeit etwas über den Laden und deren Besitzerin zu lesen.

hexenwerkstatt2Ein Örtlicher Geistlicher hatte von der Kanzel gegen dieses Unternehmen gepredigt. Sein Vorhaben, die Eröffnung zu verhindern verlief im Sande.

Da waren die Beverstedter im Jahr 1607 erfolgreicher gewesen! Zur Kirchengeschichte zählen auch unrühmliche Kapitel wie das über die Inquisition und die Hexenverfolgungen. Prozesse gegen angebliche Hexen gab es auch in Beverstedt. So soll die Wirtin Engel von Grollen einem Bauern Gift in sein Bier gemischt haben. Unter schwerster Folter gestand sie die Tat. Der Teufel sei ihr Freund gewesen. Von ihm habe sie Salbe, die „swatte Smeer“ (schwarze Schmiere), also das Gift, erhalten.

Beim Blick in das Schaufenster lassen sich viele nützliche Dinge erkennen, um ein wenig herum zu zaubern. Einzig einen vernünftigen Besen konnte ich nirgends sehen. Aber ein riesiger Topf ist im Angebot. Mit dem lassen sich wahrscheinlich gleich Kiloweise Frösche, Echsen, Einhörner und sonstiges Getier samt Zutaten zu praktischen Zaubertränken verkochen.

hexentopf

A very nice pot!

 

Außer Handwerkszeug gibt es auch noch eine Menge Kleidung, war sicher im Mittelalter auch schon ein Fetisch der Mädels. Auf der Website der Hexenwerkstatt läßt sich ein Eindruck über die Tätigkeit der Hexen in der Gegenwart gewinnen. Im Großen und Ganzen Interessant, aber auf differenziert zu betrachten und bitte erst denken, dann klicken.

Meine Kundschaft kam zum Glück nicht aus dem Knusperhäuschen,puuhhh! 🙂

Unter Verdacht

Am Freitag war richtig schön was los, die Aufträge kamen schon früh. Unter anderen war gegen 22:00 auch eine Gruppe junger Männer von Stotel zum Kühlhouse zu bringen. Der Club ist im Fischereihafen in Bremerhaven angesiedelt. Gegen 2:30 am Samstag Morgen kam dann der Anruf, bitte wieder abgeholt und zur Kasba chauffiert zu werden.

Ich kam pünktlich dort an und die Jungs wollten draußen am Bürgersteig warten. Das Lokal erschien auf der rechten Seite und ich ließ meinen Bus langsam ausrollen, während ich nach einem günstigen Platz für das Einsteigen suchte. Mitte vor dem Eingang warteten 2 Kollegen aus Bremerhaven auf Kundschaft. Ich fuhr vorüber und bemerkte,das meine Kunden mein knallrotes Gummiboot   mich erkannt hatten und folgten mir, damit ich bequem einlochen einparken konnte.

Als ich gerade zum Öffnen der Schiebetür aussteigen wollte überholte mich der Bremerhavener Kollege mit seinem Touran und setzte sich von links schräg vor meinen roten Panzerwagen und begann umgehend wild herum zu fuchteln und er brüllte bei geöffnetem Seitenfenster herüber, ich solle mich verpissen uvm.

Bremerhaven liegt nicht in unserem Pflichtfahrgebiet und deshalb dürfen wir dort eigentlich keine Leute einladen. Es gibt aber für die Kunden die freie Wahl des Taxis, unabhängig von den jeweiligen Fahrgebieten der Unternehmen. Und so kann sich Jeder, zu jedem Ort in Deutschland sein Lieblingstaxi bestellen um sicher befördert zu werden.

Da hatte wohl wieder einer die „Sendung mit der Maus“ verpasst? An mir blieb es wieder hängen, die Nachschulung durchzuführen.

Meinen Fahrgästen trug ich auf, sich etwas zu gedulden und entnahm mein PDA aus der Halterung, um dem „Kollegen“ meinen Abholauftrag zu zeigen.

Ich zwängte meinen Astralkörper durch die Fahrertür, richtete die Berufskleidung und schritt auf den „gegnerischen“ Fahrer zu. Der hatte es dann doch auf einmal eilig, seine Position am Taxistand zu sichern und setzte Kommentarlos zurück. Meine Truppe hatte sich derweil das Schauspiel angesehen und formierte eine Schildkröte. Furchterregend marschierten sie so auf den Touran zu. Lautstark bekundeten sie mir Solidarität und wollten mich beschützen. Ein Wort und sie hätten getötet.

Mit knapper Not konnte ich die aufgebrachten Stoteler so eben noch bremsen. Mit dem Schlachtruf „Kasba,Kasbaaaa,Kaaassssbaaaaaa!“ hielten sie sich warm.

Endlich hatte der Fahrer sein Fenster geöffnet und erklärte die Lage. Allerdings war er der Meinung, es gehöre zum Guten Ton sein Revier zu verteidigen, deshalb seine Aktion zu Anfang. Genug Zeit war verplempert, zu wertvoll, dieser Amöbe die Welt zu erklären.

Endlich konnte die Fahrt zur Höllennacht in die Kasba angetreten werden.

Anmerkungen:

Die Stadt Bremerhaven wird komplett vom Landkreis Cuxhaven, damit von Taxiunternehmern aus diesem Bereich umlagert. Viele Fahrgäste lassen sich von uns nach Bremerhaven bringen, einige auch sehr gern wieder von ihrem Taxifahrer ihres Vertrauens abholen. Und da sind am Abend sehr viele Landkreiswagen in der Hafenstadt unterwegs und werden von den Kollegen dort als Fremdkörper angesehen.

Leider ist es in Bremerhaven genau so, wie in anderen großen Städten. Es gibt zu viele Taxikonzessionen. Die Unternehmer schicken ihre Wagen wenn möglich 24h auf die Straße, damit sich ja keiner einen größeren Anteil an der Beute sichern kann. Und das kostet die Blutsauger keinen Cent extra, denn ihre Sklaven arbeiten nicht für einen Stundenlohn, sondern für einen Anteil an den Einnahmen. Die Auftragslage erlaubte das auch noch vor einigen Jahren. Jedoch hat sich das Konsumverhalten der Einwohner geändert und es werden wesentlich weniger Taxis benötigt.

Und so kommt es, das die Kollegen in Bremerhaven sich sie Reifen platt stehen und in immer mehr zu leistenden Stunden einen immer kleiner werdenden Lohn einfahren. Der Frust der dann entsteht, entlädt sich leider oft auf der Straße, bei solchen wie oben beschriebenen Auswüchsen.