Nostalgie-Anfall (Update)

Neulich, in Beverstedt an der Haltestelle Rathaus -auf die hübsche Verkäuferin aus dem Combi-Markt wartend- überfiel mich überwand ich meine Langeweile und unterzog die Umgebung dieses Ökosystems einer Analyse und entdeckte eine Telefonzelle. Keine Ahnung, was mich geritten hatte, ich stieg aus meinem warmen Taxi und untersuchte dieses viereckige Gebäude, als wenn es gerade von einem UFO abgesetzt worden war.

zellegelandetIm Gegensatz zu den -in meiner Kindheit noch gelben Häuschen- hatte dieses begehbare Handy keine Tür. Laub und Schmutz konnten so ungehindert dort ausruhen.

schmutzzelleNeugierig trat ich ein und schaute natürlich rein gewohnheitsmäßig zuerst in den Münzauswurfschacht, um ggf. im Stich gelassenem Rückgeld Obdach in meiner Börse zu gewähren. Leider nur gähnende Leere, aber das hatte ich auch schon anders erlebt und hatte nach dem Besuch mehrerer solcher Installationen das Geld für ein Brauner-Bär-Eis zusammen bekommen.

Da ich diese Technik schon ewig nicht mehr in Anspruch genommen hatte, beäugte ich das kleine Laufband im Display um mein Wissen um die Bedienungsanleitung zu überprüfen und ggf. aufzufrischen. Gab aber nichts Neues zu vermelden, eher nur Altes.

Mir als bekennendem „D-Mark-Zurück-Haben-Woller“ (nur aus ästhetischen Gründen) fiel mein Augenmerk auf den Hinweis, hier noch mit D-Mark telefonieren zu können.

eurounddmSelbstverständlich habe ich später zu Hause meine Münzsammlung durchforstet und ein paar brauchbare Groschen aufgetan. Die habe ich dann bei nächster Gelegenheit in der Call-Einheit ausprobiert und mein IPhone angerufen. Was soll ich sagen, es funzte!

Scheibenkleister war nur, das schon nach 5 Sekunden die 20 Pfennig hörbar ins Telekom-Nirwana plumsten und die Verbindung endete.

Schicht im Schacht!

 

Nachtrag

Der Banker hatte  eine Diskrepanz in diesem Artikel bemerkt und um Aufklärung gebeten!

Hier die Lösung:

Der Schatten rührt von dem Balken in der Mitte der TÜR. Das Laub ist wohl durch den recht großen Spalt am unteren Ende da rein geweht.Ich hab keine Ahnung, warum ich die Anwesenheit der TÜR verdrängt hatte!?
Aber Dank der kriminalistischen Tatort-Analyse des Bankers hat sich das Missverständnis nun aufgeklärt!

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!Guacamole con Karma!

Heute die Formel für eine besondere Sosse!

Guacamole hecho en Mexico

Guacamole hecho en Mexico con Karma!

Zutaten:

  • 2 Avocados
  • 1 Zwiebel
  • Cherry-Tomaten
  • Creme Fraiche
  • Salz/Pfeffer

Die Avocados schon im Laden so auswählen, das sie nicht zu hart sind. Ihr müsst nicht gleich eine Delle reindrücken, bis das Mark herrausquillt, aber ein sanfter Druck mit der ganzen Hand vermittelt das Gefühl schon ausreichend. Habe meine bei Netto erstanden, in einer Spitzenqualität für 89 Cent das Stück.

Die zur Familie der Lorbeergewächse zählende Frucht einmal längs mit dem Küchenmesser bis tief hinein zum Kern anschneiden und durch leichtes drehen auseinander nehmen. Den Kern entfernen und das Fruchtfleisch mittels eines Löffels ausschaben. Wenn ihr nicht sicher seid, ob die Frucht noch brauchbar ist, gilt das Motto: „Was nicht schwarz ist, kann gegessen werden!“ „In echt!“

Das Fruchtfleisch nun mittels eines Kartoffelstampfers zu einem homogenen Brei zerdrücken. Nicht zu hektisch drauf hämmern, das ist schlecht für dein Karma!

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Die Zwiebel in Würfel schneiden und zusammen mit dem Becher Creme Fraiche unter den Guacamolebrei heben. Jetzt mit Weissem Pfeffer und Salz abschmecken. Die Guacamole läßt sich auch bei Tisch vorzüglich nachsalzen, also sparsam ran gehen.

 

Als letztes die Tomaten vierteln und vorsichtig unter die Masse mischen. Ich verwende gern Tomaten mit wenig Fruchtfleisch, der Dip wird sonst schnell zu wässrig. Ansonsten bei großen Tomaten einfach das Fruchtfleisch raus säbeln. Zur Deko lege ich gern ein paar Stücke oben drauf. Wer möchte, kann auch noch einen der Kerne in der Mitte positionieren, dann wird das authentischer. Auch wieder gut fürs Karma. Aber diesmal für das eurer Gäste!

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Und jetzt der absolute Knüller! Ich verwende keine Konservierungsmittel für diesen Dip, als Einziger auf der Welt!? Bis Heute… In allen anderen Rezepten wird immer reichlich Zitronen- oder Limettensaft untergemischt. Ich finde, das zerstört die Geschmacksnote enorm. Die Leute schreiben immer, der Dip würde schnell braun und ungeniessbar. Quatsch! Die Zubereitung dauert 5 Minuten und es sollte wenn möglich immer frisch serviert werden! Die Guacamole übersteht auch leicht 1 Stunde im Kühlschrank. Sollte die Oberfläche dennoch etwas oxidiert sein, einfach mit einem Messer den braunen Belag abstreifen. Nichts ist verdorben.

♫ ♪ !Tausendmal probiert! Tausendmal serviert……Tausendundeinenacht!♫ ♪ sorry……

In Mexico isst man diese Guacamole gerne zusammen mit Tortillas, Salsa, etc. zu Weizentortillefladen (Fajitas). Mir schmeckt sie auch sehr gut als Beilage zu Fondue, heißem Stein, Raquelette oder einfach zum Dippen mit Taco-Chips. So, genug geschwafelt!

Gutes Karma und Guten Appetit!

 

„Deep Inside“ oder Der Moloch über der Schulter!

Gestern hatte ich bei Twitter (@herrtaxifahrer) schon angedroht, mich Heute im Blog mit Damenhandtaschen zu befassen. Angeregt wurde ich zum Einen durch einen Bericht des Steffen (@sindsiemeintaxi), zum Anderen durch eigene Erfahrungen.

Diese Tierhaut-Beutel mögen ja in Grenzen praktisch sein, lässt sich darin doch so einiges Nützliches für den Bedarf des täglichen Daseins verstauen.

Allerdings gerät das Leben sofort aus den Fugen, ist der Logistik-Sack nicht in Griffweite, oder gar verlegt! Die Besitzerinnen verfallen unverzüglich in eine hyperaktive Hystherie, sind nicht ansprechbar und laufen Gefahr ob des hochroten Kopfes einem Schlaganfall zu erliegen.

Im Gegensatz dazu wird bei wieder auffinden des Säckchens alles überschüssige Blut in eine Region jenseits der Gürtellinie umgeleitet und leises wollüstiges Jauchzen ist zu vernehmen. Anschließend wird der gesamte Inhalt einer Inventur durch grobes Wägen unterzogen. Der durch leichtes schütteln erzeugte Geräuschpegel lässt auf das Vorhandensein der wichtigsten Inhaltsstoffe schliessen.

Genauso gesundheitsschädlich wie die Angst vor Verlust der gesamten Habe ist der Stress, wenn das gewünschte Utensiel nicht mit dem ersten Griff zu Tage gefördert wird! Langfristig kann das Magengeschwüre und Herzinfarkte verursachen, so ein berühmter Kardiologe.

Eben so trug es sich am gestrigen Tage zu. Pünktlich um 17:30 legte ich an der Tagespflege an, um meine Lieblings-Omas nach Hause zu transferieren. Mit dazu gehört, das ich sie alle aus persönlich aus der Einrichtung abhole und in meinen Sprinter buchsiere. Manche mit Rollstuhl oder Rollator, andere als „Läufer“. Und die obligatorische Survival-Ausrüstung ist selbstredend bei der Überlandfahrt mitzuführen. Die Markennamen einiger sind unter anderen bekannt als „Aldi“, „LIDL“, „Netto“ und damit gehören sie zu der ungefährlichen Sorte, weil nur temporär genutzt und der Inhalt übersichtlich.

Schon die erste Dame, die mit dem klitzekleinen Handtäschchen (ist wirklich das, wie es heißt) bemängelte, als ich ihr unter den Arm griff, das ihre Tasche nicht ja wohl noch nicht mit wäre. Ich hob das Teil mit den ganz dünnen Lederriemen an und schob es vor ihr Antlitz, das zu erwartende zufriedene „Grunzen“ folgte auf dem Fuß! Und das Mädel ist weit über 80,sage ich euch!

Im zweiten Fall war es so, das ich die „GNUHU“* bis zu ihrer Wohnung in den 2.Stock eines Seniorenwohnheims begleiten musste. Ihre Tasche hatte sie immer ganz Nahe am Körper unter dem Mantel, ohne den leichten Druck in der Hüfte stieg ihr Blutdruck immens. Der Marsch vom Transporter führt über einen Fußweg von ca. 75 Metern bis zum Hauseingang und dauert im Mittel 5 Minuten, mit Pausen!

An der Haustür erfolgt dann immer die vertrauensvolle Übergabe ihrer mittelgroßen Tasche, Inhalt 5 Kubikmeter Brutto. Meine Auftrag bestand darin den Zipper zu öffnen, ohne Pause seitlich mit der Hand abwärts zu tasten, bis sich ein weiterer Reisverschluß erfühlen ließ. Dieser war war auch zu öffnen und aus der schmalen Seitentasche konnte ich dann die Schlüssel entnehmen.

Denkste!

Leer das Fach! Die „GNUHU“* sah nach und beauftragte mich nun mittels Probebohrungen und ausnahmsweise auch durch Anwendung von Fracking, das begehrte Objekt zu fördern. Gut das es schon Dunkel war! So konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und meine Tentakeln ausfahren um die Tiefen dieser Ausgeburt  zu durchforsten. Vorbei an einer halben Rolle Klopapier streifte ich einen noch nicht prall gefüllten Urinbeutel. Ein Gummihandschuh kam mir in die Quere und ich zog ihn zur eigenen Sicherheit sofort über. Ich passierte eine Erwachsenenwindel, leider nicht mehr Originalverpackt. Etwas blockierte mein Fortkommen. Mein Arm war erst zu Hälfte eingedrungen, den Boden konnte ich also noch nicht erreicht haben! Aaah, Badelatschen. Ich drückte sie beiseite und begann mit kreisenden Bewegungen eine Zufallssuche. Es knisterte. Vorsichtig zog ich ein Bündel 50€-Scheine hervor. Mochten gut 5.000 Öcken sein, wenn die Banderole recht hatte. Schweren Herzens warf ich die Taler wieder hinein und beschritt nun einen um 90 Grad versetzten Versuch zum Boden des Beutels vorzudringen. Dabei rammte ich mit ein Päckchen Nähnadeln unter die Fingernägel. Schmerzerfüllt ballte ich meine Faust und ergriff gottlob ein Lederetui mit den gewünschten Türöffnern!

Wir hüpften vor Freude im Kreis herum erklommen nun noch die 8 Stufen zu ihrer Wohnung und die Odyssee fand so ein glückliches Ende!

Und die Moral von der Geschichte: Ab nächste Woche tragen alle Senioren den Hausschlüssel an einem Band um den Hals. Außerhalb der Kleidung, versteht sich!

 

*Gerade noch unter Hundertjährige

 

Dr. Jekyll vs Mr. Hide

Gestern Nachts war es wieder einmal so weit. Jekyll, wollte von einem Dorfgasthof nach Hause, so 3 km entfernt hat er seine Wohnung. Er erkannte mich sofort als seinen „Lieblingsfahrer , der ihm immer wieder aus der Scheisse hilft“, so sein Text zur Begrüßung.

Der Ortswechsel von der schummrig beleuchteten Gaststätte ins Taxi stiftete anscheinend für etwas Verwirrung bei ihm, denn nach ein paar Metern fragte er mich, wohin ich fahre und was das soll. Ich zeigte auf mein PDA, dort stand weiß auf schwarz „Nach Hause!“.

Nein, da wolle er jetzt noch nicht hin, zuerst noch zur Sparkasse nach Hagen und dann in eine der Cocktailbars dort (es gibt 2). Mir schwante nichts Gutes! Beide Bars haben am Montag geschlossen und ich  überlegte, wie ich es nun dem zum Mr. Hyde mutierenden Beifahrer schonend beibringen könnte. Besser erst das Geld ziehen lassen, bevor  das auch noch in die Hose geht!

Im Ort passierten wir die erste geschlossene Bar, Mr. Hyde war eingeschlafen. An der Sparkasse angekommen weckte ich ihn und er erwachte freundlich und bestimmend wieder als Dr. Jekyll.

„Was hast denn auf der Uhr? Hier sind erst mal 20,00, ich komm gleich wieder!“

Der Betrag deckte genau die bisherigen Fahrtkosten und ich wurde wieder lockerer. Jekyll kam mit dem Handy am Ohr vom Geldautomaten, riss die Tür auf und schrie mich an, ich solle ihn jetzt endlich zur Tankstelle fahren. Na Prima, der Typ ist echt durch damit. Er  bölkte weiter, aber nun in sein Handy. Offensichtlich seine „Freundin“. Sie wollte ihn so besoffen nicht ins Haus lassen. Er legte auf, rief erneut an und bettelte herzzerreissend, schluchzend und eine Träne -oder war es Schweiß- rannte seine Wange hinab.

An der Tanke blieb ich brav im Wagen sitzen und observierte den Verkaufsraum, in dem mein Fahrgast, statt seine Rechnung für die erbetene Flasche Jack Daniels zubegleichen, erst einmal die junge Kassiererin anbaggerte. Während er so flirtete, kam eine weitere Frau in den Laden und stellte sich an. Mr. Hide änderte seine Wahl und bot der soeben eingetreten seinen Platz in der Schlange im Tausch gegen ein Küsschen an. Er hatte sicher schon vergessen, das seine Bestellung schon boniert war und die Kassiererin nur noch auf seinen Schein wartete.

Eine mittlere Ohrfeige später erschien Jekyll verstört und wollte nun doch endlich nach Hause. Er hätte wohl etwas zuviel getrunken. Wollte gerade die alte Bundesstrasse 6 überqueren, da herrscht er mich an, das dies ja wohl nicht der Weg zur Cocktailbar sei und er verlangte unverzüglich dorthin verbracht zu werden, natürlich umsonst. Wäre alles meine Schuld!

Auf dem Parkplatz der lokalen Asiatischen Fütterungsstation entschloss ich mich endlich gegen zuhalten. In ruhigem, aber sehr bestimmenden Ton erklärte ich ihm, das es nur noch 5 Km bis zu seiner Wohnung seien und ich ihn nur noch dort hin bringen würde.

Hide brüllte Zeter und Mordio, ich gab aber nicht mehr nach und fuhr an seiner Straße vor. Den Rest wolle er laufen und bat um die Rechnung.

Es waren noch € 17 offen und Jekyll beglich mit einem 50er und sagte, das er gern 10 zurück hätte. Das wäre OK so, wegen dem ganzen Stress immer mit ihm und so……..

Ich schwöre, das war nicht die letzte Story mit ihm (bisher 3)! Er hat übrigens schon Kontakt mit einer Therapieeinrichtung aufgenommen. Aber die würden ihn immer wieder wegen Überfüllung vertrösten. Fragt sich, welche Überfüllung die meinen?

 

Herr Solomon fährt nach Vegesack (2)

Ich geb’s ja zu. Insgeheim hatte ich gehofft, den Typen wieder anzutreffen. Die fliegende Tüte kam an meinen Wagen und schaute mich an.

Ich bedeutete ihm, die Tür zu öffnen und einzusteigen. Es stand wieder einmal an , eine Gute Tat zu vollziehen und ich bot mich an, nach Vegesack zu brettern.

Er freute sich wie ein Schneekönig (ja, es begann gerade zu schneien) und schnallte sich an.

Bevor ich losfuhr, zog er einen 20er aus der Tasche, es sei zwar sein letztes Geld, aber er wäre wirklich froh hier weg zu kommen. Warum er nicht in der Sparkasse geblieben sei, erkundigte ich mich?
Er meinte, während er dort saß, hätten 2 Autos gehalten und die Fahrer hätten gefragt, was er dort in der Bank vorhätte. Es ist eben etwas anderes, ob ein Weißer oder ein Schwarzer Nachts im Vorraum einer Kasse sitzt!

Nachdem er die heiligen Hallen verlassen hatte, rief er die Polizei an, welche sich aber nicht zuständig erklärte und auch nur das Taxi vorschlagen konnte.

Ich nahm das Geld an und setzte die Fahrt fort.

Unterwegs kam eine tolle Unterhaltung zu Stande, über Gott und die Welt. Er war aus Gambia kommend über Marokko nach Spanien „geflüchtet“. In seiner Heimat sei die ökologische Situation sehr schlecht. Der Diktator würde nicht abtreten und die Zukunft dort ungewiss.

In Bremen-Nord wollte er einen Bekannten besuchen und danach wieder nach Spanien. Dort gäbe es zwar noch weniger Jobs als hier, aber das Klima wäre besser für seine dünne Haut.

Kurz vor halb 2 erreichten wir die Straße hinter dem Bahnhof Vegesack. Er war wirklich sehr glücklich und wir lachten zusammen über diese außergewöhnliche Begegnung!

Zum Abschluss knipste ich noch ein Bild von Herrn Solomon und mir. Bisschen Dunkel die Aufnahme, aber das ist ja kein Wunder 🙂

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Herr Solomon fährt nach Vegesack (1)

Prolog:

23.1.2014

Am Bremer Hauptbahnhof erkundigte sich ein junger Mann nach einer Fahrmöglichkeit zum Bahnhof Vegesack in Bremen-Nord. Er bekam eine Fahrkarte und den Hinweis, unbedingt in Bremen-Burg die Linie nach Vegesack zu nehmen. Der Junge Mann verstand nur Bahnhof, äääh Burg!

Hauptteil:

Heute saß ich seit 17:00 auf dem Bock. Kurz vor dem Feierabend blickte ich auf meinen Tourenzettel:

  • 7 Fahrten als Sammeltaxi
  • 1 Fahrt als Sammeltaxi noch offen
  • 1 Fahrt als Omataxi
  • keine Barfahrt

Rein Umsatzmäßig gab es nichts zu meckern, aber zur Zeit gibt es kaum noch „normale“ Touren unter der Woche. Die Chancen auf etwas Tip -mal abgesehen von der 2-täglichen Ration Milka von Seniorin Helene- geht gegen Null. Schließlich bin ich seit August stolzer Besitzer eines Polo „Open Air“, der fährt mit Super-Benzin, nicht mit Kakao!

00:04 gabelte ich meine Vorerst letzten Passagier auf. Nur eine kurze Strecke von Hagen nach Bramstedt, also was wir hier als kurz bezeichnen (ca. 3 Kilometer und € 9,30 Wert). Bis 01:00 sollte meine Schicht noch gehen und ich überlegte kurz nach Hagen zurück in unseren Bereitschaftsraum zu fahren. Ich entschied mich dann aber dafür, einen nahegelegenen Hotspot (kleiner Fleck im Gelände mit UMTS-Kapazität auf D2, meist mitten auf irgendeinem Acker)  anzufahren, um vorläufig meine Aufgaben als Twitterer war zu nehmen!

Um 20 vor 1 schellte mein Telefon.

„$BrötchengebervonHerrnTaxifahrer, HerrTaxifahrer an der Muschel, wie werde ich sie am schnellsten wieder los?“

„Ja,äh,Guten Morgen, ähhhh,ääh. Ich benötige einen Wagen zur Bahnhofstraße XXX in Stubben. Aber der Fahrgast sprich kein Deutsch!“

„Kein Thema, ich beherrsche 7 Mundarten und bin schmerzfrei beim Gestikulieren. Stehe in 10 Minuten vor der Tür!“

Die genannte Hausnummer ist ziemlich genau gegenüber des Bahnhofes. Als ich in den Ort einbog und die Straße ausleuchtete, schwebte eine weisse Tragetasche mitten über der Fahrbahn. Ich dachte ich spinne!

Neee, mir geht es gut, war nur mein Fahrgast. Seine schwarze Haut verwischte seine Konturen im Dunkel der Nacht. Er öffnete die Tür und nahm Platz. Ich erkundigte mich auf englisch, in welcher Sprache er sich gern mit mir austauschen würde und er antwortete in fein gehackten Brocken, das Englisch genehm wäre.

Als Fahrtziel nannte er mir den Bahnhof-Vegesack, ein Ziel in 30 Km Entfernung. Fein, fein! Das Taxameter aktivierend kalkulierte ich die zu erwartenden Kosten und verglich das Ergebnis mit dem ersten Eindruck von meinem Fahrgast, dessen Verstrahltheit, seinem Gepäck und der zu erwartenden Voluminösität seines Geldbeutels und setzte das Ganze in Relation. Ich sagte ihm, das die Fahrt mal locker 50 Öcken kosten würde und fuhr langsam rechts ran, denn seine strahlend weissen Augen drohten herauszufallen.

„I have only twenny €, how far can you gette me for dat!“

Meine Menschenkenntnis hat mich nicht im Stich gelassen und genau vor den sich schließenden Bahnschranken stoppte ich die „Uhr“ und klärte den Afrikaner über seine Optionen auf.

Die da wären, hier am Bahnhof bis Morgens um halb 5 zu frieren, oder einen Kumpel zu aktivieren, um ihn abzuholen. Er erklärte mir, das sein Bekanntenkreis allesamt aus armen Leuten ohne eigenes KFZ bestünde und ob ich ihn nicht doch fahren könnte. Er erzählte, wie ihm der Bahnbeamte in Bremen erklärte, er solle auf das Wort „Burg“ am Bahnsteig achten und er offensichtlich in den falschen Zug eingestiegen und im CUXland strandete.

Beim besten Willen nicht, mein Chef hätte mich umgehauen! Da erinnerte ich, wie ich oft mit anderen Zahlungsunfähigen verfahren hatte,  zu Zeiten des Frostes. Ich schlug ihm vor, ihn bis zur Sparkasse nach Bokel mitzunehmen. Dort im Vorraum könne er schön warm bis zum ersten Zug verweilen. Puh, mein Gewissen war wieder beruhigt. Ist es doch wahnsinnig gefährlich für Taxifahrer (auch Busfahrer,Schaffner usw.), hilflose Menschen auszusetzen (§221StGB).

Ich checkte kurz, ob sich die Tür zum Geldinstitut auch öffnete und entließ meinen Schützling. Ich fuhr nun die 100m zu unserer Zentrale und rechnete meinen Tag ab, es war kurz vor Eins und Zeit für Feierabend!

Ich sattelte meine VW und bog gen Heimat ab, da schwebte eine weisse Tragetasche über der Fahrbahnmitte…..

To be continued…

Weiterbildung

Heute: Schadenfreude/NotToDo!

In dieser Episode möchte ich auf die Gefahren im täglichen Straßenverkehr hinweisen und durch unterstützendes Bildmaterial begleiten.

Das Kraftfahrzeuge Waffen sind, hat sicher jeder schon gehört. Meistens im Vorbeigehen, wenn der Bekannte eines Bekannten deines Besten Kumpels von einem heftigen Unfall berichtete.Man stellte sich den Ablauf kurz in seinem Kopf vor, meistens um die Plausibilität zu überprüfen, damit ggf. ein „Kann-Mir-Nicht-Passieren“-Kommentar losgelassen werden konnte.

Auf einer beliebten Video-Plattform -diesmal nicht Redtube- fand ich eine Unmenge an Beispielen für Fehlverhalten im Verkehr und dessen Auswirkungen. Seit Dashcams die Navis von der Frontscheibe verdrängen, insbesondere in den Ländern östlich von Polen, werden täglich Terrabites an Unfalldokumentationen hochgeladen. Sie sind leicht zu finden. Einfach in das Suchfeld bei YOUTUBE.COM Begriffe wie Car Crash/Russian Road Rage/We love Russia eintippen und los geht es. Teilweise sind die Szenen recht brutal, bitte darauf gefasst sein.

Meistens läßt sich der schuldige am Unfallgeschehen ausmachen. Aber bei einigen Videos bleiben Details rund um das „Schlachtfeld“ verdeckt und der Verursacher kann nicht ausgemacht werden.

Mir hat das Betrachten dieser Clips vor Augen geführt, wie schnell es auf der Straße zu brenzligen Situationen kommen kann, auch wenn mann selbst absolut korrekt fährt.

Als häufigste Ursache fielen mir auf:

  1. Zu hohe Geschwindigkeit/nicht an Witterung/Sicht angepaßt
  2. Eben noch schnell bei Rot über die Ampel
  3. Überqueren mehrerer Spuren ohne Schulterblick
  4. Fahrtrichtung nicht anzeigen

Gefährdet sind jederzeit alle Verkehrsteilnehmer, vom Fußgänger bis zum LKW. Bei den  Ampeln in Russland ist das Problem auch etwas selbst gemacht. Sie Zeigen Rot, dann eine Zeit Rot-Gelb, dann Grün. Es darf nur bei grün gefahren werden. Weil auf allen Ampeln die Rot-Gelb-Phase simultan erscheint, ist die Verlockung oft groß, einen Frühstart oder zu späte Überquerung zu riskieren. Trifft beides gleichzeitig ein, kracht es unwillkürlich. Auch gibt es in Russland keine Haltelinien. Es wird bis vor die Fahrspur des Querverkehrs vorgefahren.

Für meinen Teil habe ich wenigstens folgende Schlüsse gezogen:

  • Vorausschauend fahren
  • Nicht auf andere Verkehrsteilnehmer verlassen
  • In Hochverkehrszeiten defensiv fahren
  • Verkehrstauglichkeit des eigenen Fahrzeuges überprüfen

Nebenbei habe ich auch noch eine kurze Geschichte zu einer Brücke in den USA entdeckt. Hat selbstredend auch etwas mit Verkehr und Unfällen zu tun.

Die Brücke „rasiert“ die Trucks und Wohnmobile so sauber, weil der Eigner der Brücke, die Eisenbahngesellschaft, zur Sicherheit einen sogenannten „crash-beam“ angebaut hat. Der Stahlträger ist in Brückenhöhe kurz vor der eigentlichen Konstruktion angebaut.

Durham`s Bridge of Death: The 11′ – 8“ Bridge

Mir ist so etwas auch schon widerfahren. Als wir vor einigen Jahren von Bremen aufs Dorf umzogen, hatte ich einen Möbeltransporter am Breitenweg bei Sixt geliehen. Wir wohnten seinerzeit in Schwachhausen. Um dort hin zu gelangen, wollte ich durch den Concordia-Tunnel fahren.

Leute, ich kann euch sagen wie lang eine Strecke von  30 m werden kann. Ziemlich genau nach der Hälfte der Unterführung machte sich ein immer stärker werdendes Rauschen bemerkbar. Erst als mein LKW auch noch an Geschwindigkeit verlor, wurde mir bewusst, das etwas meinen „flow“ unterbrechen wollte. Binnen Millisekunden erschienen all die Zeitungsberichte von an dieser Brücke gescheiterten Brummis vor meinem inneren Auge. Intuitiv lenkte ich mein Geschoß zur Mitte der Fahrbahn. Ich kam darauf, weil ich beim Blick nach oben eben dort in der Mitte am wenigsten Kratzer an den Halterungen der Oberleitung für die Straßenbahn erkennen konnte. Da ist sie sicher am Höchsten!

Mit durchgetretenem Gaspedal schaffte ich es, schon auf der Gegenspur fahrend, mit letzter Kraft der Klaue des Stahlmonsters zu entrinnen. Ich konnte richtig spüren, wie sich die Blattfederung entspannte und der Wagen mit extra großem Kastenaufbau Freudensprünge vollzog. „Scheissegal!“, dachte ich und floh ohne mich umzublicken Richtung Hollerallee. (Ist verjährt!)

Am Aufbau war -Gott sei Dank- von unten keine Beschädigung zu erkennen. Nur vorn fehlte eine kleine Ecke. Etwas Tape und weiße Sprühfarbe richteten es wieder.

Ich bog in die Carl-Schurz-Straße ein und wurde nach 100m durch einen Bagger am weiter fahren gehindert. Devot, wie ich bin, sinnte ich an, umzukehren. Das vollzog ich dann auch sofort, legte den Rückwärtsgang ein und los.

Ein zartes Hupen erreicht meinen Ohren und die Leistung des Motors ließ auch schon wieder nach. Da keine Stahlträger über mir hingen, sollte etwas anderes im Wege sein. Ich stieg aus und fand eine kleines Autolein unter der Stoßstange meines Transporters vor. Die Fahrerin setzte zurück, wir begutachteten den Schaden und ob des kleinen Kratzers war sie mit DM 50,00 einverstanden.

Ein Bauarbeiter hatte uns beobachtet und bekam Mitleid mit mir. Er wies den Bagger an, etwas zur Seite zu fahren und gab mir durch Handzeichen Tipps, wie ich den zusätzlich durch Baken verstellten Parcours bewältigen könne.

Gerade im schönsten Vorwärtstrieb geriet ich mit einem Hinterreifen auf den Standfuß einer dieser Begrenzungspfähle, der Kasten schaukelte sich auf und wogte so stark nach der gegenüberliegenden Seite hinüber, bis es schepperte. Der Bauarbeiter hieß mich zu stoppen und abermals wurde meine Liquidität auf den Prüfstand gestellt.

Darnieder lag der eben abgebrochene Seitenspiegel eines Autos. Es war dem Arbeiter nicht unbekannt, denn er fuhr es selbst! Nach weiteren DM 100,00, vielen Entschuldigungen, Kniefällen und Ohnmachtsbekundungen erreichte ich die Zielstaße.

In der Georg-Gröning-Straße wollte ich unsere Möbel einladen. Ich parkte den LKW halb auf dem Bürgersteig, unsere Anwohner hatten unsere Bitte, einen Bereich frei zu lassen, ignoriert.

MIt dem ersten Sofa unterm Arm begrüßte mich ein Polizeibeamter. Vor Angst machte ich mir fast in die Hose. „Hatte die Brücke doch etwas abbekommen und mich Jemand verpetzt?“, fragte ich mich.

Nein, ich hatte Glück. Er ermahnte mich nur wegen meiner illegalen Parkweise.

Nachdem die erste Tour erledigt war, fuhr ich den Unglückswagen wieder bei der Vermietung auf den Hof. Die bemängelten dann auch gleich, ich hätte nicht voll getankt. Ich solle eben durch den Tunnel links des Bahnhof fahren, dahinter, An Der Plantage, wäre eine Tankstelle.

Ich wusste, das dort noch weniger Höhe vorhanden war und rannte schreiend aus deren Büro! Nie wieder werde ich einen Fahrzeug mit einer Höhe von 3,80m steuern.

P.S. Mittlerweile ist zumindest der Concordia-Tunnel entschärft worden!

Top Ten Liste

Gestern eine Top-10-Liste mit den stressigsten Berufen entdeckt. Taxifahrer auf Platz 10. Davor Ärzte, Feuerwehr, Polizei,Piloten. Auf Platz 2 Generäle und auf 1 „einfache Soldaten“!

Das Soldat und General ein anderer Beruf ist wusste ich noch gar nicht. Wahrscheinlich haben Generäle etwas weniger Aufregung, weil sie ggf. nicht selber durch ihre Entscheidungen sterben müssen.

Was haben Taxifahrer auf dieser Liste zu suchen, bzw. was rechtfertigt diese Platzierung? Für mich persönlich kann ich keine rechtfertigenden Gründe erkennen, warum Taxifahren Stress sein soll. Ich meine wirklich belastende, dauerhafte Zustände, die das Adrenalin nur so sprudeln lassen.

Über ekelige und ekelhafte Fahrgäste wissen wir schon einiges. Aber die törnen mich eher ab, als das sie aufputschen. Über die Tourenvergabe kann man sich manchmal Ärgern, aber da gibt es immer noch eine sogenannte ausgleichende Gerechtigkeit. Hetze von einer Abholadresse zur Nächsten kommt vor.

Taxifahren ist auch Arbeit. Jaaaahhaaaa!

Der Zwang immer pünklich zu sein, obwohl schon die Zentrale eine Verspätung angekündigt hat, verursacht Druck. Zu Beginn meiner Karriere half mir dieser Anspruch, wach durch die Nacht zu kommen. Heute kenne ich meine Strecken und Möglichkleiten besser und kann meine Ziele für jede Tour realistisch einschätzen. Ich bemühe mich, möglichst nicht zu trödeln und immer frühzeitig bei Fahrgästen zu sein. Manchmal kann ich  dadurch Zeit aufholen, wenn Fahrgäste „vor der Zeit“ zusteigen!

Taxler, die mit 120 durch die Stadt rasen, haben positiven Stress. Sie sind auf der Jagd! Auf der Jagd nach leichter Beute, weil oft in Spitzenzeiten an jeder Ecke zu finden. Mehr Beute = Mehr Einkommen = Weniger Stress ; oder Tot!

Taxifahrer lieben ihren Beruf und brauchen die Abwechslung und das Auf und Ab zwischen schlechten Auftragszeiten und Überbuchung. Sie wollen sich immer wieder beweisen, das sie Alles erreichen können. Ein Spiel. Die nächste Tour wird es richten. Der nächste Tag wird es richten. Der nächste Monat wird besser. Bald bekomme ich ein neues Taxi, die Fahrgäste werden staunen.

Taxifahrer gehen oft so lange auf die Jagd, bis sie beim Fahren einschlafen. Stundenlanges Ansitzen auf Kundschaft bietet Zeit für Kommunikation. Oft nur mit sich allein. Taxifahrer machen viel allein mit sich ab.

Ich habe mich entschieden, Abends und Nachts zu fahren. Weniger Stress. Rote Ampeln, eine Seltenheit. Schleicher, werden überholt. Lange Anfahrten, gehen gerade noch so. Rot- und Schwarzwild neben der Fahrbahn, schön anzusehen. Fernlicht von Vorn, eine Wonne. Schwertransporte, schöne bunte Lichter der Nacht! Geschwindigkeitskontrollen, immer zur falschen Zeit, am falschen Ort!

Aber Stress? Ich doch nicht!